Freitag, 28. Dezember 2018

Was verbirgt sich hinter der Feldbergmutter Fanny Maier?


Feldberger Hof um 1890

Auf dem Feldberg war es für die vereinzelten Besucher nur möglich in den Skihütten zu übernachten. Zwanzig Menzenschwander Bürger mit ihrem Bürgermeister gründeten eine Aktiengesellschaft zum Bau eines Kurhauses. Tatsächlich konnte 1865 das „Gast- und Kurhaus Feldberg –später der Feldbergerhof“- eingeweiht werden.



1879 übernahm Carl Mayer aus Freiburg als Pächter das bescheidene Gasthaus. 1881 im Februar jedoch erlag seine noch junge Frau dem Kindbettfieber. Carl Mayer hatte noch versucht einen Arzt auf den meterhoch verschneiten Feldberg zu holen. Er kam aber zu spät.



In seiner Verzweiflung mitten im Winter, mit seinem gerade geboren Sohn und dem geöffneten Feldbergerhof, wandte sich der Leidgeprüfte an seine zwanzigjährige Schwester, die bei einer angesehenen Basler Bürgerfamilie in Diensten stand.



Umgehend folgte Fanny Mayer dem Notruf ihres Bruders. Unter der Führung eines Waldhüters begann sie von Todtnau aus bei tiefem Schnee den Aufstieg zum Feldberg im Schneesturm. Nach sechsstündigem Aufstieg erreichte sie endlich das bescheidene Berggasthaus. Einige Wochen wollte sie ihrem Bruder helfen. Es wurden aber 53 Jahre daraus.



Zusammen mit ihrem kränkelnden Bruder, er hatte beim Militärdienst sich Asthma zugezogen, baute sie in schwerster Arbeit auf dem Berg eine Existenz auf. 1884 kauften sie den Feldbergerhof, 1891 das Gasthaus „Jägermatt“ und 1905 entstand nach mehreren Umbauten der große Neubau des Feldbergerhofes. Immerhin konnten in den verschiedenen Speisesälen bis zu 500 Gäste aufgenommen werden und mit den Nebenhäusern standen 300 Betten für Übernachtungen zur Verfügung.



Mit dem Abschluss der Umbauten konnte Carl Mayer und seine Schwester ihr Lebenswerk 1905 an den einzigen Sohn Oskar übergeben und zogen sich auf den Alterssitz am Waldrand zurück.



Aber auch noch im Ruhestand griff Fanny Mayer stets ratend, helfend und wenn es sein musste leitend ein. Eine nie erlahmende Energie und außerordentliche Klugheit zeichnete sie aus. Einen gesunden Humor besaß sie und viele Anekdoten kamen über sie in Umlauf. So konnte sie im Laufe der Jahre viele Persönlichkeiten kennenlernen. Das Großherzogpaar, Reichskanzler Fehrenbach und Erzbischof Dr Fritz auch Papst Pius XII zählten zu ihren Gästen und wurden von ihr umsorgt und unterhalten. Selbst ein unzulänglich adressierter Brief mit „Fanny Mayer, Deutschland“ erreichte sie.



Nach der Beschlagnahme des Feldbergerhofes 1949 zog sie in ihre Heimatgemeinde Bernau und starb hochbetagt 1954 die allseits bekannte „Feldbergmutter“ oder einfach „Tante Rosa“ wie sie auch vom Personal genannt wurde. Sie war mit Sicherheit die erste Skiläuferin des Schwarzwaldes, denn kein Geringerer als Dr Pillet brachte ihr das Skifahren bei.

Fanny Maier

Freitag, 21. Dezember 2018

Was verbirgt sich hinter dem Adventskalender?


Dieser entsprang den praktischen Erwägungen einer typisch schwäbischen Hausfrau.



Die Urform des Adventskalenders bestand darin –so wurde 1850 dokumentiert-, den Kindern nach dem abendlichen Vorlesen und Singen, ein Bildchen mit Motiven aus der Weihnachtsgeschichte zu geben. Diese wurden täglich bis zum 24. Dezember an die Tapete geheftet. In katholischen Gebieten wurde ein Strohhalm in die Krippe gelegt oder ein Kreidestrich im Inneren des Schrankes abgewischt, bis an Weihnachten der letzte Strich abgewischt wurde.



Die Pfarrersfrau Lang aus Maulbronn hatte 1883 die Idee, das Warten auf Weihnachten zu versüßen. Um die Ungeduld des Bubens zu zügeln, hatte sie die Idee, 24 Stück Eiweißgebäck, sogenannte Wiebele, auf ein Stück Karton zu nähen. Täglich durfte der Sohn ein Stück pflücken.



Ihrem Sohn, Gerhard Lang, gefiel diese Art der Zeitrechnung so sehr, dass er 1904 den ersten Adventskalender in München-Schwabing druckte. Er hatte allerdings noch keine Türchen sondern für jeden Tag ein Gedicht zum Ausschneiden. Um eine bessere Optik und höhere Spannung zu erreichen, ließ Gerhard Lang Türchen in die Oberfläche stanzen. Hinter den Türchen war jeweils ein Bildchen versteckt, auf dem ein kleines Geschenk abgebildet war. Am 24. Dezember wurde zumeist die Krippe mit dem Jesuskind abgebildet. Später gab es  dann auch Schokolade oder andere Überraschungen dazu.



Aus der Langschen Druckerei kamen bis 1939 alle möglichen Arten von Adventskalender, die im Laufe der Zeit die heute bekannte Form erhalten haben.



Aber auch Gemeinden gingen dazu über Ihre Rathäuser als Adventskalender zu schmücken, so wie hier Gengenbach.


Freitag, 14. Dezember 2018

Was verbirgt sich hinter dem Wintersportort Triberg?

Triberg 1840

1873 fand die Einweihung der Schwarzwaldbahn statt. Die Attraktionen der  doppelgleisigen Gebirgsbahn, der bekannte Wasserfall trugen dazu bei, dass Triberg sich zu einem in Deutschland bekannten Luftkurort entwickeln konnte.



1888 ließ der Todtnauer Arzt Dr Tholus sich Schneeschuhe, wie die Skier damals hießen, aus Norwegen kommen. 1889 fuhr der französische Diplomat Dr Pilet erstmals mit Schneeschuhen auf dem Feldberg. Und 1891 wurde der erste deutsche Skiclub in Todtnau gegründet. Der Wintersport breitete sich nun schnell im Schwarzwald aus. Nach der Jahrhundertwende hielt der Wintersport auch seinen Einzug im Erholungsort Triberg.


Unter der Führung des Triberger Skiclubs wurden nicht nur Skilauftouren angeboten sondern auch eine Rodelbahn mit elektrischer Aufzugsbahn gebaut. Es entstanden Eislaufplätze, 1909 der erste Sprunghügel für Skispringer und ein Jahr später die erste Bobbahn. 1910 wurde vom Schollacher Robert Winterhalter der erste elektrische Skilift der Welt in Triberg gebaut. Die Länge war damals 550 m lang und hatte eine Steigung von 85 m. Er zog nicht nur die Skifahrer sondern auch die Rodler nach oben. Leider wurden die Eisenträger 1914 abgebaut, um in der Rüstungsindustrie eine weitere Verwendung zu finden.


Auf der Triberger Rodelbahn fanden 1913 und 1954 die Deutschen Rodelmeisterschaften sowie 1959 die Deutschen Rennrodelmeisterschaften statt.  1913 wurde die Sterenberg Bobbahn mit 1.630 m Länge und 9% Gefälle eingeweiht. 1925 konnte die Deutsche Meisterschaft im Zweierbob, 1926 die Deutsche Meisterschaft im Zweier- und Viererbob ausgerichtet werden.  1925 fanden sogar die Europameisterschaften im Eiskunstlauf und 1926 die Deutschen Winterkampfspiele im Eiskunstlauf in Triberg statt.



Die Wanderstrecke „Paradies Tour Priesental“ führt nach Triberg herunter über die ehemalige 1958 geschlossene Bobbahn von Triberg. Leider ist wie bei der Bobbahn, die nicht mehr den gewachsenen Ansprüchen genügte, wenig vom damals bekannten Wintersportort Triberg übriggeblieben.
ehemalige Bobbahn Triberg heute

Almanach 2018 von Klaus Nagel
Almanach 2018 von Klaus Nagel

Freitag, 7. Dezember 2018

Was verbirgt sich hinter dem Turenne Denkmal bei Sasbach?



Die Bundesstraße B 3 führt von Achern und Sasbach nach Norden. Am Ortseingang von Sasbach liegt nach 350 m rechts durch die Allee der Obelisk des Turenne-Denkmales.



Im Jahr 1675 standen sich bei Sasbach die kaiserlichen Truppen des Deutschen Reiches gegenüber den französischen Truppen von König Ludwig XIV. Der Reichsfeldmarschall Markgraf Friedrich von Baden-Durlach soll von weitem den französischen Generalmarschall Turenne durch sein Glas erkannt und sofort einen Kanonier aufgeregt gefragt haben, „ob er sich getraue, jenen dort auf seinem Schimmel eine Kugel zu senden.“ Der Kanonier richtete das Geschütz ein, die Kugel wurde ausgelöst, schlug an Turennes Standort in einen mächtigen Nussbaum ein. Ein baumstammdicker Ast schlug herunter, fiel dem Marschall aufs Haupt und traf ihn auf die Brust, riss auch dem General St. Hilaire den linken Arm weg. Der Generalmarschall sank vom Pferd und war tot.



An dieser Stelle ist noch im selben Jahr ein Gedenkstein gesetzt worden. Das Herz des Marschalls Turenne soll in der Nikolauskapelle in Achern, beigesetzt und seine einbalsamierte Leiche nach Paris geschafft worden sein. Der Gedenkstein, der noch 1675 an der Stelle, wo Turenne tot vom Pferd sank, platziert worden ist, scheint bis 1760 auf den tragischen Platz hingewiesen zu haben. 1786 ließ der Fürstbischof Cardinal de Rohan von Straßburg  den einfachen Stein durch ein bearbeitetes Denkmals ersetzen. Noch heute verkündet es uns:“ Hier ist Turennius vertötet worden.“ Zusätzlich wurde das Gelände für eine angemessene Umrahmung von ihm gekauft.



1802 ließ General St Szuzanne nach einer Besichtigung des Denkmales eine Allee anlegen und einen französischen Wächter vor Ort unterbringen, der Bier und Wein ausschenken durfte. 1828 wurde das heutige Denkmal und die Allee vom französischen Karl X eingeweiht.



1940 wurde von Unbekannten das Denkmal gesprengt und den noch stehenden Nussbaum von damals abgebrannt.



1947/48 wurde die Anlage wieder hergestellt und feierlich von General de Gaulle eingeweiht. Das Denkmal gilt bei der französischen Bevölkerung als Nationalheiligtum. Das Gelände ist bis heute Eigentum des französischen Staates und damit exterritoriales Gebiet.


Freitag, 23. November 2018

Was verbirgt sich hinter dem Schiltacher Stadtbrand?


Edgar Trautwein hielt in einem Gemälde am Rathaus von Schiltach fest, was verschiedene unbekannte und bekannte Chronisten wie Erasmus von Rotterdam, der Villinger Ratsherr Heinrich Hug oder Graf Froben Christoph von Zimmern in der Zimmerschen Chronik festhielten, der Teufel habe mit einer Magd gebuhlt, und diese habe mit seiner Hilfe die Stadt verbrannt.



Einige Tage vor dem großen Brand am 10. April 1533 begann im Wirtshaus von Schultheiß Schernlin ein Gespenst sein Unwesen zu treiben. Mit seltsamen Pfeifen und Werfen von Steinen und Holz machte sich der Unhold bemerkbar. Wo immer der Wirt und das Hausvolk meinte das Pfeifen geortet zu haben, kam es von einem anderen Ort, mal in der Stube, in der Küche, unter dem Tisch oder auf dem Dach, dass viele ihn hörten, aber keiner sah ihn. So ging es mehrere Tage. Schernlin bat sein Hausvolk sich vorzusehen. Die Pfarrherren von Schiltach und Schenkenzell wurden gebeten den Exorzismus anzuwenden. Als Antwort verlachte er die Pfarrherren und beschimpfte sie als Diebe und den Schenkenzeller außerdem als Hurenbock. Er gestand, dass er nicht ein Geist sondern der leibhaftige Teufel sei und das Wirtshaus des Schultheiß Schernlin verbrennen wolle. Dieser hätten ihm sein „Hure“ nämlich die „Magd im Haus“ vorenthalten.



Inzwischen hatte der Wirt die Schuldige an dem ganzen Spuk ausgemacht, nämlich seine aus Oberndorf stammende Magd bzw Köchin. Der Spuk ging kurz nach ihrem Einzug los. Auch meinte man gehört zu haben, dass er „bei ihr liegen wolle“ und sie „seine Hure sei“. Angeblich soll der Sohn des Wirts oder dieser selbst eine Affäre mit ihr gehabt haben. In Wirklichkeit hatte die Magd seit vielen Jahren eine Liebschaft mit dem Bösen, der ihm nach Schiltach gefolgt sei.



Nachdem die Magd entlassen war, gab es für einige Tage Ruhe. Am Gründonnerstag setzte das Pfeifen wieder ein und der Geist tat kund, dass man ihm seine Buhlschaft allda vertrieben hätte. Deswegen wolle er das Städtlein verbrennen. Der Wirt und die Gäste nahmen dies aber nicht mehr ernst. Gleichzeitig soll die Magd jedoch unter dem Vorwand, etwas vergessen zu haben, ins Wirtshaus zurückgekehrt sein. Auf einmal sei das Haus angegangen und voll Feuer gewesen. Es sind dann die anderen Häuser auch angegangen und der Wind habe dann das Feuer über die Gassen getrieben. Eh eine Stunde vergangen war, waren siebzehn Häuser bis auf den Grund verbrannt.



Am Morgen des Brandes will man die Magd in Schiltach gesehen haben. Erkundigungen ergaben jedoch auch, dass sie auch in Oberndorf in der Kirche das heilige Sakrament empfangen habe. Dies konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, denn beide Städte liegen 3 Stunden des Weges auseinander. Des Teufels „liebste Buhlschaft“ wurde verhaftet. Da sie alle Vorwürfe bestritt, wurde sie „peinlich befragt“



Unter der Folter gestand die Magd, sie sei nach dem Empfang des Sakraments, auf das sie nichts hielt, auf einer Ofengabel nach Schiltach geritten. Dort habe der Teufel auf dem Dach auf sie gewartet, ihr einen Hafen mit Inhalt gegeben und gesagt, sie solle es auf das Heu ausschütten, dann werde das Haus und die Stadt verbrennen.