Freitag, 29. März 2019

Was verbirgt sich hinter den Zahnwehkapellen?


Zahnwehkapellen sind Kapellen, die der heiligen Apolonia geweiht sind. (Patrozinium 9.2.) Apolonia, eine hochbetagte Christin, wurde um 248 mit anderen Christen von Ungläubigen gefangengenommen und grausam gefoltert. Der Legende nach soll ihr sämtliche Zähne ausgeschlagen und die Kinnlade zertrümmert worden sein. Eine andere Legende berichtet ihr seien alle Zähne mit einer Zange herausgerissen worden sein. Deswegen wird die Heilige mit einer Zange, die einen Zahn hält, abgebildet. Sie wird bei Zahnschmerzen angerufen und ist Schutzheilige der Zahnärzte und Barbiere.



Bekannt sind noch vier Zahnwehwehkapellen im Schwarzwald: auf dem Rappeneck bei Oberried, Grafenhausen, Waldshut und Weilheim-Nöggenschwiel im Südschwarzwald.



Am Ortsende von Oberried zweigt talaufwärts eine Fahrstraße über die Landstraße insgesamt 6 km zur Rappenecker Hütte hinauf zur „Zahnwehkapelle“.



Aus einem Visitationsbericht 1808 geht hervor, dass diese Kapelle der hl Apollonia geweiht sei, wohin Weiber mit Zahnschmerzen pilgerten. Viele Leute aus Oberried und Kirchzarten, Geroldstal, Kappel und Hofsgrund seien bei Zahnweh den steilen Aufstieg zur „Zahnkapelle“ Rosenkranz betend gegangen. „Gang nuff zur Zahnwehkapelle“ hieß das Medikament, das die Mutter bei Zahnweh ihren Kindern gab. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sollen Zahnwehleidende ihren Löffel durch das Gitterfenster hindurch zu Ehren der hl Appollonia geschoben und damit geopfert haben. Apollonia soll dem Bittsteller von den lästigen Zahnschmerzen befreien und zum Dank schenkt er der Heiligen seinen Löffel, ihr Berufssymbol. Der Zahnarzt braucht einen Löffelstiel oder Spatel, um die Zunge niederzuhalten.



Die Alten, die anstatt den Zahnarzt die Zahnwehkapelle aufgesucht haben, mussten bekennen: „Eigentlich ischs’s immer weg gsi, des Zahnweh, wenn mer obe bi de Abollone a kumme gsi sin.“



Die Kapelle wurde 1750 infolge eines Gelöbnisses gebaut. Bei schwerem Gewitter verlief sich tagelang die Viehherde. Der Bauer gelobte, wenn er seine Herde unversehens finde, würde er an dem Ort des Wiederfindens eine Kapelle bauen.



Eine weitere Zahnwehkapelle ist die Löffelkapelle bei Gafenhausen südlich des Ortsteiles Staufen.



Die vielen Löffel zeigen von den Stoßgebeten zur heiligen Schmerzensmutter. Früher wurde auch mit Hilfe eines Löffels bei Ohrenschmerzen heißes Öl mit einem Löffel ins Ohr geträufelt.



Die dritte Zahnwehkapelle ist über Waldshut zu finden.



Vom Chilbi Platz in Waldshut führt der Weg über die Bergstraße zum Zahnkäpelle Weg. Am Wolfsackerweg liegt rechts am Weg bei Waldrand das Zahnkäpelle.



Es ist zur Ehre der heiligen  Apollonia geweiht, ein kleines Bethäuschen ohne Turm und Glocke, ohne Sakristei und Altar. Sie stammt noch aus dem 15. Jahrhundert.


Auch hier wurden die Kinder mit Zahnweh von ihren geplagten Müttern zur Kapelle der heiligen Apollonia geschickt, um sie für Beistand bei ihrem irdischen Schmerz zu bitten. Darüber soll so manches Zahnweh verflogen sein. Daher der Name Zahnkäppele.

Die vierte Zahnwehkapelle liegt bei Weilheim-Nöggenschwiel
Von Nöggenschwiel führen die K 6557 nach Süden und ebenso der Mittelweg Richtung Heubach. Nach ca 500 m liegt auf einer kleinen Anhöhe das Zahnkäppele.

Das Zahnkäppele soll auf dem Fundament eines römischen Wachtturmes gebaut sein. 1788 sollte die Flurkapelle abgebrochen werden, was die Gemeinde verhinderte. Sie sei ein Schirmhäusle und Wegweiser. Die Kapelle wurde 1886 und 1907 sowie vor kurzem renoviert.

Die Kapelle ist der heiligen Apollonia geweiht. Hier suchten die Zahnwehgeplagten Bewohner Hilfe von ihrer Plage.

Vor der Kapelle stehen zwei Gedenksteine von zwei Menschen denen Kälte und Schnee zum Verhängnis wurde.
 



Freitag, 22. März 2019

Was verbirgt sich hinter dem Brendturm bei Furtwangen?


Der Brendturm liegt am Westweg von der Martinskapelle, Brend (1149 m) und Neueck oberhalb Furtwangen. Der Brend ist der Hausberg von Furtwangen. Auch der Europäische Fernwanderweg 1 führt ebenfalls hier durch. Die Katzensteigstraße von Furtwangen führt mit 5 km direkt zu ihm.



Hier oben geht die Europäische Wasserscheide zwischen Donau und Rhein durch. Gleichzeitig ist das Gebiet zwischen Brend und Rohrhardsberg die größte zusammenhängende Hochfläche auf 1.100 m im Schwarzwald. Damit ist hier auch ein ideales Gelände für Langlauf. Der Schwarzwälder Skimarathon führt hier durch.



Der Brendturm (17 m) wurde 1870 als hölzerner  Aussichtsturm 1870 gebaut. 1901 hatte ein Sturm den Aussichtsturm und die Schutzhütte zerstört. Der Schwarzwaldverein beschloss einen Rundturm aus Granitstein (8m) zu errichten, der dann 1905 eingeweiht wurde. Der untere Raum des zweistöckigen Turmes wurde als Schankraum benutzt. Im Zweiten Weltkrieg diente der Turm als Flugwachtstützpunkt.



In Zusammenarbeit mit der EGT und Badenwerk war der Brendturm auf 17 m erhöht worden.  EGT und Badenwerk haben eine flächendeckende Betriebsfunkstelle und die Turmbesucher haben einen besseren Blick.  Die Aussichtsplattform wird durch eine Außenwendeltreppe erreicht. Seit 2014 gibt es auf dem Turm eine Super-Panorama-Webcam, deren Bilder sich jeder auf seinen Computer runter laden kann.



1927 ist neben dem Turm der Berggasthof & Hotel Brend erbaut worden (Dienstag Ruhetag Tel 07723/50487-0). Zusätzlich wurde noch das Naturfreundehaus errichtet (Montag Ruhetag Tel 07723/803)



Keine 100 m entfernt entspringt die Elz und nicht weit davon die Wilde Gutach, die bei Bleibach in die Elz mündet.



Von der Aussichtsplattform hat der Besucher einen herrlichen Blick auf den Feldberg, Belchen, Kandel und Schauinsland, zur Rheinebene und Vogesen nach Westen, zur Schwäbischen Alb nach Osten. Bei guter Sicht gibt es das Alpenpanaroma  mit Eiger, Mönche und Jungfrau nach Süden.





Freitag, 15. März 2019

Was verbirgt sich hinter dem Damenstift von Bad Säckingen?


Bad Säckingen um 1630

Die Gründungsgeschichte des Damenstiftes von Säckingen liegt in der Sage vom irisch-fränkischen Mönch Fridolin. Er war ausgezogen, um unter anderem das Gebiet am Hochrhein zu christianisieren. Ausgestattet mit einem Schutzbrief vom fränkischen König Chlodewig ließ er sich – wie im Traume ihm befohlen-  auf der Rheininsel nieder und errichtete eine kleine Holzkirche mit einem Doppelkloster.



Gesichert ist, dass Kaiser Karl III die Frauenklöster Zürich und Säckingen seiner Frau Richgard übergeben hat. Das Stift Säckingen spielt in der fränkischen und später in der ottonischen Reichspolitik eine bedeutende Rolle. Ausgestattet mit großem Landbesitz am Hochrhein, Glarus, Gebiete um den Zürich- und Walensee sowie das Fricktal. Außerdem wurden Teile des Hotzenwaldes besiedelt. Zusätzlich verfügte das Kloster über eine kaiserliche Residenz (Pfalz), von der die fränkischen Könige ihr Reich jeweils regierten.



Um dem Einfluss und der Bedeutung des Stiftes Rechnung zu tragen, wurde die Äbtissin Elisabeth von Bussnang 1307 in den Reichsfürstenstand erhoben. Und 1360 wurde nach einem schweren Stadtbrand das neue Fridolinmünster eingeweiht.



Nach den Schlachten 1386 von Sempach und 1388 von Näfels wurde von den Helvetiern den Habsburgern das Gebiet Glarus entrissen und war für das Kloster verloren.



1458 legte das Stiftungskapitel unter der Äbtissin Agnes von Sulz in der Satzung neu fest, die Öffnung des Damenstifts für Angehörige des niederen Land- und Dienstadels. Der freie Reichsadel wurde zwar immer noch bevorzugt, aber damit waren die Nachwuchssorgen gelöst.



Die Reformationszeit hinterließ auch hier ihre Spuren, da ein Teil der Nonnen der neuen Lehre Luthers anhingen. Kaiser Ferdinand I beauftragte den Konstanzer Bischof wieder Ordnung im Stift herzustellen. Die Äbtissin von Hausen (1543-1548) vergaß im Wandel der Zeit „die klösterliche Zucht“, trat zur Reformation über und ließ sich mit einem Diakon ein. Sie wollten heiraten. Kaiser Fedinand I setzte die ehemalige Äbtissin als Chorfrau fest.  Nach 10 Jahren gelang ihr die Flucht nach Basel. Eine neue Äbtissin, Agathe Hegenzer von Wasserstelz (1550-1571), von außerhalb führte mit den Regeln des Augustinus wieder Ordnung und Moral her.



Der Dreißigjährige Krieg ging mit seinen Brandschatzungen und Raubzügen nicht am Klosterstift vorbei. Das Damenstift musste sich mehrfach für längere Zeit in ihre schweizerische Besitzungen mit ihren kirchlichen Kleinodien retten.



1741 beugte sich die Äbtissin Regina von Liebenfels dem Druck der Salpeterunruhen und unterschrieb den Loskauf der Hotzenwälder Untertanen aus der Leibeigenschaft für 11.500 Gulden.



Schon 1785 sollte das Damenstift unter Kaiser Joseph II in eine weltlichen Rentenanstalt aufgelöst werden. Aber der Protest der resoluten Äbtissin Franziska von Hornstein konnte dies verhindern. Napoleon entzog mit seiner Neuordnung der linksrheinischen Besitzungen - darunter das ertragreiche Fricktal- die finanzielle Grundlage des Klosters. 1806 fielen mit der Säkularisierung das Kloster und deren verbliebenen Besitzungen an das Großherzogtum Baden.


Die Chorfrauen erhielten eine Pension, kehrten zu ihren Familien zurück, da nur der greisen Äbtissin, Franziska von Hornstein, freie Logis im ehemaligen Stift gewährt wurde.

Damit ging eine über 1000jährige Geschichte zu Ende. Als dominierendes Symbol erinnert das Fridolinsmünster noch an jene Zeit.



Fridolinmünster Bad Säckingen