Zahnwehkapellen sind Kapellen,
die der heiligen Apolonia geweiht sind. (Patrozinium 9.2.) Apolonia, eine hochbetagte
Christin, wurde um 248 mit anderen Christen von Ungläubigen gefangengenommen
und grausam gefoltert. Der Legende nach soll ihr sämtliche Zähne ausgeschlagen
und die Kinnlade zertrümmert worden sein. Eine andere Legende berichtet ihr
seien alle Zähne mit einer Zange herausgerissen worden sein. Deswegen wird die
Heilige mit einer Zange, die einen Zahn hält, abgebildet. Sie wird bei
Zahnschmerzen angerufen und ist Schutzheilige der Zahnärzte und Barbiere.
Bekannt sind noch vier
Zahnwehwehkapellen im Schwarzwald: auf dem Rappeneck bei Oberried, Grafenhausen,
Waldshut und Weilheim-Nöggenschwiel im Südschwarzwald.
Am Ortsende von Oberried zweigt
talaufwärts eine Fahrstraße über die Landstraße insgesamt 6 km zur Rappenecker
Hütte hinauf zur „Zahnwehkapelle“.
Aus einem Visitationsbericht 1808
geht hervor, dass diese Kapelle der hl Apollonia geweiht sei, wohin Weiber mit
Zahnschmerzen pilgerten. Viele Leute aus Oberried und Kirchzarten, Geroldstal,
Kappel und Hofsgrund seien bei Zahnweh den steilen Aufstieg zur „Zahnkapelle“
Rosenkranz betend gegangen. „Gang nuff zur Zahnwehkapelle“ hieß das Medikament,
das die Mutter bei Zahnweh ihren Kindern gab. Bis zu Beginn des Zweiten
Weltkrieges sollen Zahnwehleidende ihren Löffel durch das Gitterfenster
hindurch zu Ehren der hl Appollonia geschoben und damit geopfert haben.
Apollonia soll dem Bittsteller von den lästigen Zahnschmerzen befreien und zum
Dank schenkt er der Heiligen seinen Löffel, ihr Berufssymbol. Der Zahnarzt
braucht einen Löffelstiel oder Spatel, um die Zunge niederzuhalten.
Die Alten, die anstatt den
Zahnarzt die Zahnwehkapelle aufgesucht haben, mussten bekennen: „Eigentlich
ischs’s immer weg gsi, des Zahnweh, wenn mer obe bi de Abollone a kumme gsi
sin.“
Die Kapelle wurde 1750 infolge
eines Gelöbnisses gebaut. Bei schwerem Gewitter verlief sich tagelang die
Viehherde. Der Bauer gelobte, wenn er seine Herde unversehens finde, würde er
an dem Ort des Wiederfindens eine Kapelle bauen.
Eine weitere Zahnwehkapelle ist
die Löffelkapelle bei Gafenhausen südlich des Ortsteiles Staufen.
Die vielen Löffel zeigen von den
Stoßgebeten zur heiligen Schmerzensmutter. Früher wurde auch mit Hilfe eines
Löffels bei Ohrenschmerzen heißes Öl mit einem Löffel ins Ohr geträufelt.
Die dritte Zahnwehkapelle ist
über Waldshut zu finden.
Vom Chilbi Platz in Waldshut
führt der Weg über die Bergstraße zum Zahnkäpelle Weg. Am Wolfsackerweg liegt
rechts am Weg bei Waldrand das Zahnkäpelle.
Es ist zur Ehre der heiligen Apollonia geweiht, ein kleines Bethäuschen
ohne Turm und Glocke, ohne Sakristei und Altar. Sie stammt noch aus dem 15.
Jahrhundert.
Auch hier wurden die Kinder mit
Zahnweh von ihren geplagten Müttern zur Kapelle der heiligen Apollonia geschickt,
um sie für Beistand bei ihrem irdischen Schmerz zu bitten. Darüber soll so
manches Zahnweh verflogen sein. Daher der Name Zahnkäppele.
Die vierte Zahnwehkapelle liegt
bei Weilheim-Nöggenschwiel
Von Nöggenschwiel führen die K
6557 nach Süden und ebenso der Mittelweg Richtung Heubach. Nach ca 500 m liegt
auf einer kleinen Anhöhe das Zahnkäppele.
Das Zahnkäppele soll auf dem
Fundament eines römischen Wachtturmes gebaut sein. 1788 sollte die Flurkapelle
abgebrochen werden, was die Gemeinde verhinderte. Sie sei ein Schirmhäusle und
Wegweiser. Die Kapelle wurde 1886 und 1907 sowie vor kurzem renoviert.
Die Kapelle ist der heiligen
Apollonia geweiht. Hier suchten die Zahnwehgeplagten Bewohner Hilfe von ihrer
Plage.
Vor der Kapelle stehen zwei
Gedenksteine von zwei Menschen denen Kälte und Schnee zum Verhängnis wurde.