Freitag, 11. September 2020

Was verbirgt sich hinter dem F. F. Revierförster Kolumban Kaiser?

Nachdem das französische Heer unter Marschall Jourdan durch die Österreicher unter Erzherzog Karl im Hegau Frühjahr 1799 entscheidend geschlagen worden war, trat die Donau-Armee in drei Heeressäulen den Rückzug über den Schwarzwald an. Der rechte Flügel unter Divisionsgeneral Ferino war mit 12.000 Mann bis Neustadt gezogen und hatte auf der Linie Rötenbach, Hochfirst, Kappel und Lenzkirch ihre Lager aufgeschlagen. Sie wollten sich wieder ordnen und vor allem den Rückzug der Hauptarmee zu decken. Die Franzosen schickten verstärkte Patrouillen aus gegen Dresselbach, Grünwald und Gündelwangen wo die Österreicher standen. Die Lenzkircher  und diejenigen aus der Umgebung hatten in den Jahren zuvor die verheerenden Erfahrungen mit den durchziehenden Truppen gemacht, die alles raubten was nicht niet- und nagelfest war. Denen blieb nur die Flucht in die Wälder, um das nackte Leben zu retten. In dieser großen Not beschloss  Kolumban Kaiser unter Einsatz seines Lebens seinen bedrängten Landsleuten und den österreichischen Soldaten zu helfen.

 

Kolumban Kaiser (1753-1824) aus Lenzkirch war dort Fürstlich Fürstenbergischer Revierförster. Dadurch kannte er die ganze Gegend „wie seine Hosentasche“. Er bot dem Kommandanten der österreichischen Truppe,  General von Klingling, der sein Lager bei Grünwald, Holzschlag und Bonndorf hat aufschlagen lassen, seine Dienste als Wegführer durch die ihm bekannten Gebirgswaldungen gegen den Feind an. Dies war umso wichtiger, da die Franzosen sämtliche Anmarschwege durch gefällte Bäume und Verhaue gesperrt hatten.

 

Am 4. April 1799 hatte Kolumban Kaiser in österreichischer Uniform gekleidet an der Spitze des 8. Infanterie-Bataillons unter Hauptmann Radwojevich marschierend die Soldaten an den Feind herangeführt. Aber nicht nur das sondern mit „seinem eigenen Schießgewehr focht er in der ersten Reihe und erlegte mit jedem Schuss einen Mann“. Das brachte ihm die Bewunderung der österreichischen Soldaten ein, die sagten: „Er sei zwar ein langsamer Lader, aber ein sicherer Treffer“.

 

Insgesamt waren am Kappler-Berg 4.000 österreichische Soldaten im Gefecht verwickelt und schlugen die Franzosen zurück. Allerdings erhielten die Franzosen Verstärkung aus Neustadt, so dass die ungestüm nachstoßenden Österreicher in ernste Gefahr kamen, abgeschnitten und gefangen genommen zu werden.  Aber die Vertrautheit mit dem Gelände, die Kenntnis der geheimsten Schleichwege machte es Kolumban Kaiser nicht nur möglich, die bedrängten 4 Offiziere und 135 Soldaten in kürzester Zeit ohne Verluste aus der bedrohlichen Umzingelung zu befreien, sondern sie sogar wieder vor die Front der erstaunten Franzosen zu führen. Zwar konnten die Franzosen nicht vernichtend geschlagen werden, fühlten sich aber so bedroht, dass sie am nächsten Morgen  die Stellungen räumten und hinter den Rhein zurückflohen.

 

Über Kolumban Kaiser gingen alsbald Gefechtsberichte in voller Würdigung seiner Verdienste nach Wien. Am 2. August 1799 wurde ihm für seine Verdienste um die Schlacht am Kappler Berg die große goldene Civil-Ehren-Medaille vom österreichischen Obristenlieutnant Mayer von Heldenfeld unter Anwesenheit seiner Vorgesetzten in Donaueschingen verliehen.

 

Die Würdigung seiner Tat fand in der Ortschronik von Lenzkirch  1845 ihren Niederschlag. Ein Freilichtspiel „Kolumban Kayser“ 1934 von Paul Körber, das zur 200 Jahrfeier von Lenzkirch aufgespielt wurde, führte vollends zur Glorifizierung als „Helden unserer Heimat“.

 

Auf der Kappler-Höhe erinnert heute noch das Franzosenkreuz an diese Schlacht.

Kappler-Höhe Franzosenkreuz