Freitag, 17. April 2020

Was verbirgt sich hinter 900 Jahre St Märgen?


St Märgen, ein heilklimatischer Kur- und Wallfahrtsort, liegt auf rund 900 m Höhe über St Peter und hat rund 1900 Einwohner. Die Hälfte dieser ist über Täler und Höhen des 3.300 ha großen Gemeindebezirkes in kleinen Ansiedlungen, Hofgruppen oder Erbhöfen verteilt.



Wie die ehemalige Klosterkirche heute noch dokumentiert, war der Beginn 1115/18 mit der Klostergründung. Der Straßburger Dompropst Bruno etablierte das Augustiner-Chorherren Stift Maria-Zell später St Märgen, um dem nahe gelegenen benediktinischen Kloster St Peter dessen Einfluss zurückzudrängen. Das raue Klima, die Abgeschiedenheit, die deutsche Sprache setzten den französischen Chorherren zu. Viele französische Chorherren zogen wieder zurück nach Frankreich. Streit mit den Nachbarn aber auch durch Betrug, Gewalt und sogar Mord wurde das Kloster schikaniert. Verheerende Brände (1284, 1430, 1560 und 1704) setzten dem Kloster stark zu. 1462 wurde nach dem verheerenden Brand von 1430 von Abt Johannes und Konvent beschlossen, das Klostergut und Gemeinde St Märgen an die Stadt Freiburg zu verkaufen. Zurück blieben ein Chorherr als Pfarrer und die wieder aufgebaute Kirche.



Mit dem Kauf des Klosters, dessen Preis von Freiburg nie bezahlt wurde, fielen auch die großen Klosterwaldungen an die Stadt Freiburg. Als im 16. Jahrhundert der Brennholzbedarf in Freiburg nicht mehr zu decken war, wurde der Wagensteigbach als Floßstraße ausgebaut und innerhalb 30 Jahren war der gesamte Klosterwald im hinteren Wagensteigtal abgeholzt. Daher der Name „Holzschlag“. Der gleiche Kahlschlag wiederholte sich 1824, erst das Badische Forstgesetz machte 1833 derartiger Waldzerstörung ein Ende.



Auch die Verteidigungslinie von Säckingen nach Pforzheim des 17. /18. Jahrhunderts gegen die Franzosen ging von der Ramshalde bis zum Hohlen Graben über das Gebiet von St Märgen. Auch sie führt zu erheblichen Kahlschlägen der Waldungen.



1699 konnte der Meierhof in St Märgen zurückerworben werden. Damit begann der Wiederaufbau des Klosters und 1715 konnte die Gnadenmadonna wieder zurückgeführt werden. 1806 wurde das Kloster aufgehoben und fiel mit all seinen Besitztümer an das Großherzogtum. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1718 errichtet und musste nach einem Brand 1907 innen völlig restauriert werden und dient heute als Ortskirche.



Das Gesetz über die geschlossenen Hofgütern sollte die Zersplitterung der bäuerlichen Anwesen verhindern. Von 83 Wohnplätzen wurden 76 zu geschlossenen Hofgütern erklärt. Der Ortsteil Glashütte, der früher die Glashütte von St Peter beherbergte und Wildgutach, die die Gemeinde Hinterstrass zusammen gebildet hatten, wurde 1936 eingemeindet.



Ranken Mühle
Bekannt ist St Märgen nicht nur wegen seiner gut erhaltenen alten Mühlen sondern auch als Wiege der Schwarzwälder Uhr: Um 1660 bauten die Brüder Georg und Mathias Kreutz auf der Rödeck bzw Lorenz Frey  in der Spritzen die ersten Waaguhren nach. Die St Märgener Füchse, eine alte Schwarzwälder Pferderasse, wird hier noch gezüchtet. Alle drei Jahre findet das bekannte Roßfest statt.




Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte der Fremdenverkehr erste Bedeutung in St Märgen, dessen Haupterwerbszweig zuvor die Land- und Forstwirtschaft war. 1973 wurde St Märgen staatlich anerkannter Luftkurort und verzeichnet heute weit über 100.000 Übernachtungen im Jahr.