In Schiltach wurden beim Silvester
Gottesdienst auf den Altarstufen weiße Windlichter aufgestellt. Es waren so
viele, wie Glieder der Kirchengemeinde gestorben waren und am Taufstein so viele
rote Windlichter, als Kinder getauft wurden.
Gegen 20.30 Uhr strömen die
Einwohner mit ihren zum Teil schon brennenden Laternen zum Marktplatz, wo eine
große Tanne im Lichterglanz erstrahlt. Nachdem die große Glocke der
evangelischen Kirche geläutet hat, singen die Mitglieder des Kirchenchores „Nun
danket alle Gott“. Die Personen beginnen mit den mitgebrachten Laternen sich
vom Marktplatz in Richtung evangelisches Pfarrhaus in Bewegung zu setzen. Der
Pfarrer berichtet über das vergangene Jahr und das Vorhaben im kommenden Jahr.
Er bittet um den Segen für das kommende Jahr. Der Zug bewegt sich zurück zum
Rathaus, um dort vom Bürgermeister seinen Rechenschaftsbericht zu hören und die
Glückwünsche entgegenzunehmen.
Uralt ist das Neujahransingen.
Bereits 1611 erhielten die „Sundersiechen“ (Leprakranken) in Lahr Geld, als sie
das „Guot Johr“ gesungen hatten. In Staufen wurde dies schon im Jahre 1550
erwähnt. Das Neujahransingen soll gute Geister wecken, während das Lärmen, das
Schießen die bösen Geister bannen soll. In Wolfach erhielten die Schützen im
Jahre 1682 sogar einen Gulden und 30 Kreuzer.
In Oberwolfach hat sich bis zum
2. Weltkrieg das Neujahrssingen von ledigen Burschen erhalten, die von Hof zu
Hof in alle Täler und Zinken gezogen sind, um das Neujahrslied zu singen. Als
Dank für ihre Mühen erhielten sie ein deftiges Vesper, manchmal auch noch ein
„Schnäpsle“ und oft auch ein Taschengeld.
Teilweise hat sich dieser Brauch in
einigen Zinken bis in die 70iger Jahre erhalten.
Das Neujahrssingen ist nicht nur
im Kinzigtal sondern auch im oberen Wiesen- und Elztal sowie im Hotzenwald bekannt. Gleiches berichtet die
Chronik von Bubenbach und Eisenbach. Im Achertal hieß das Neujahrslied der
armen Leute „Schnitzellied“, weil es zum Dank getrocknete Obstschnitze gab. Aus
Weilheim ist der Segenswunsch bekannt:
Wir wünschen nun euch allen ein
neu glücksel’ges Jahr,
Viel schöner das neue, das alte
einst war...
Ihr Eltern und Geschwister und
die ganze Menschenschar,
Verzeiht einander wieder im neu
glücksel’gen Jahr...
In Bonndorf wird bis heute dieser
Brauch gepflegt. Wie früher die Altvorderen zieht auch heute noch die Jugend
von Haus zu Haus, um die Bewohner mit einem Lied und den guten Wünschen zum
Neuen Jahr zu erfreuen. Nicht einmal während des Krieges war der Brauch
unterbrochen.
Auch in Calw wurde der Brauch des
Neujahransingen gepflegt. Nach dem Zwölfuhrschlag zogen die beiden Nachtwächter
mit ihren Frauen und Kinder von Haus zu Haus. Zuerst wünschten sie den
Hausbewohnern bis herab zur Magd ein glückseligen neues Jahr. Erst dann sangen sie ihr Neujahrslied.
Das Neujahrbrezelholen der
Patenkinder bei den Paten wurde in Kirchzarten bis in die 70iger Jahre noch
gepflegt.
In Moosbronn ging das
Neujahreinläuten der Wallfahrtskirche in ein Neujahranschießen bis heute über.
Silvesterumzug in Schiltach von Trautwein |