Freitag, 11. November 2022

Was verbirgt sich hinter dem Unternehmen Kloster St Blasien?

Kloster St Blasien 1734

Viele glauben, die Klöster seien ausschließlich Orte des Glaubens, der Wissensvermittlung oder der Wissenschaft gewesen. Aber wie das Kloster St Blasien zeigt, trifft dies nicht annähernd zu. Eines der ersten strategischen Ziele zur Gründungszeit war die Urbanisierung des Schwarzwalds: Durch Rodung des Waldes sollte Siedlungsfläche für Bauern entstehen.

Durch die Einkünfte des mittelalterlichen Silbererzbergbaus im Hausgebiet „Zwing und Bann“ und in den Vogteien Todtnau, Schönau und in der nördlichen Grafschaft Hauenstein sowie den Grubenbeteiligungen im Südschwarzwald flossen dem Kloster Geldmittel zum planmäßigen Erwerb von Gütern und Grundbesitz zu. Gegen Ende der Klosterherrschaft gehörten 81 Gemeinden mit Nebenorten Weilern und Einzelhöfen  im Schwarzwald zum Kloster. Es besaß die weitaus größte Kapitalmacht im Südschwarzwald.

Eine weitere Erwerbsquelle waren die Beteiligungen am Eisenhüttenwesen im Südschwarzwald. Das erste Eisenwerk, an dem sich das Kloster beteiligte, war das Eisenschmelzwerk Eberfingen an der Wutach. Es wurde 1622 von Abt Martin I und dem Grafen von Sulz gebaut. Das Kohlholz kam aus den Wäldern des Klosters, das Eisenerz aus den Gruben des Grafen. 1649 wurden die Anteile des Klosters an den Fürsten von Fürstenberg verkauft und 1761 wegen Holzmangel geschlossen. Nach dem Anteilverkauf von Eberfingen wurde mit dem Grafen von Sulz das Eisenwerk Gutenburg an der Schlücht 1660 gebaut. 1698 wurde der Vertrag vom Kloster gekündigt, da die Rentabilität zu gering war. Der neue Teilhaber Fürst zu Schwarzenberg hatte nicht genügend Holz, um es  weiter zu führen.

1681 wurde das Eisenwerk Albbruck an der Alb von Schweizer Bürgern gegründet. Holzlieferant war das Kloster St Blasen. 1755 konnte sich das Kloster am Unternehmen beteiligen. 1763 konnte St Blasen einen Pater als Bergdirektor durchsetzen. 1806 fiel das Eisenwerk mit der Säkularisierung an das Großherzogtum Baden und wurde bis 1866 mit Erfolg weitergeführt. Das Unternehmen wurde später zur Papierfabrik Albbruck. Daneben baute das Kloster St Blasien am Oberlauf der Alb das Eisenwerk Kutterau, das ebenfalls 1806 an Baden fiel.

Nicht nur das Kohlholz für die Eisenwerke kam aus den Klosterwäldern sondern über die Wiese und ihrem Floßkanal wurden bis 1759 Scheitholz nach Basel geflößt.

Auch damit wurde Geld verdient und investiert: Mit der hohen Summe von 260.000 Gulden aus dem Freikauf der Leibeigenschaft der Hauensteiner nach den Salpeteraufständen wurden 1738 die Herrschaften Staufen und Kirchhofen erworben.

Über die frühen Glashütten des Kloster St Blasien ist wenig bekannt. 1424 wurde eine Glashütte im Albtal erwähnt, im Bernauertal 1480. Die Namen Glashütte bei Bonndorf zeigen auf die Glashütte von 1645-1705 und von Todtnau 1662-1790, Glaserloch bei Grünwald-Kappel  von 1611-1715 oder die Gewannnamen Glashalde und Glashalde weisen darauf hin. Die Erfolgsgeschichte waren die Glasbläser vom Blasiwald von 1597 an mit den verschieden Stationen bis zur endgültigen Verlegung 1716 nach Äule am Schluchsee und dem Übergang 1806 an Baden. Die Hütte produziert bis 1878 Glas.

Eine Investition, die sich sicherlich lohnte, war die Gründung der Brauerei Rothaus. Eine wichtige Handelsstraße vom Hochrhein in den Breisgau überwand hier den Schwarzwald. An dem verkehrsgünstigen Platz stand das „Würtshaus zum Rothen Haus“, das das Kloster 1766 kaufte und gründete 1781 dort die Brauerei. Holz und Wasser waren genügend vorhanden und mit dem Bier sollten die Schwarzwälder mit dem Bier vom hochprozentigen Schnaps entwöhnt werden. Auch die Brauerei wurde 1806 säkularisiert und ist heute die erfolgreiche Staatsbrauerei Rothaus.

Aber nicht nur Kommerz sondern auch soziale Investitionen wurden vorgenommen: 1765 gründete Abt Gerbert die „Waisenkasse“ Bonndorf, um deren weniges Geld sicher anzulegen. Damit ist die Sparkasse von Bonndorf die zweitälteste Kreditanstalt in der Bundesrepublik und existiert heute noch als Sparkasse Bonndorf-Stühlingen.