Ein Glasträger aus dem Knobelwald, der zum Kloster St Peter gehörte, soll eine hölzerne Stundenuhr, die er einem böhmischen Glasträger abkauft hatte, auf den Schwarzwald mitgebracht haben. Die einen behaupten, die Gebrüder Kreutz vom Glashof (St Peter), die anderen legen sich auf Lorenz Frey im Pfarrsprengel in der Spritzen (St Märgen) fest, die erste Uhr nachgebaut zu haben. Es liegt eindeutig im Dunkeln. Der Zeitpunkt dürfte um 1650 gelegen haben.
Die anfänglich
von den Schwarzwälder Glasträgern mitgeführten Uhren fanden guten Absatz und
reichlich Gewinn. Dieses einträgliche Geschäft wollten die Uhrmacher sich nicht
entgehen lassen und nahmen den Verkauf ihrer Produkte selbst in die Hand. Die
Uhren, die sie im Winter hergestellt hatten, verkauften sie im Sommer über.
Aber bald wurde ihnen klar, dass es lukrativer war, das Uhrenhandwerk das ganze
Jahr zu betreiben und eine Person aus der Familie mit dem Verkauf zu
beauftragen.
Nach
übereinstimmenden Berichten wird 1720 Jakob Winterhalter aus Gütenbach als
erster Uhrenträger erwähnt. Dieser hatte seinen Uhrenvorrat sorgfältig auf
seine Krätze gepackt. Zu Fuß ging es hinunter in die Städte des
Schwarzwaldrands, nach Straßburg, Richtung Köln und sogar bis Holland. Sie
waren auf den Märkten nicht zu übersehen mit ihrer dunklen Kniebundhose, roten
Weste, darüber einen langen Tuchrock und einem dunklen runden Filzhut.
Jakob
Winterhalter reiste als Uhrenträger bis
nach Sachsen. Von dort brachte er Kanarienvögel mit, die er mit großem Gewinn
im Rheinland und Holland verkaufte. Ab 1740 waren auch Thomas Bärmann aus
Schollach, Joseph Kammerer aus Furtwangen und Joseph Ganter aus Neukirch
unterwegs. Lagen anfänglich die Verkaufsgebiete im deutschsprachigen Raum wurde
der Radius immer größer, fremde Länder wurden erschlossen. Bald wurden wie bei
den Glasträgern Speditionsunternehmern beauftragt, die Uhren zu bestimmten
Stützpunkten zu bringen hatten.
In der Zeit
zwischen 1740-1760 gliederten sich die
Uhrenträger, die immer zahlreicher wurden, nach bestimmten Ländern. Das waren
die Anfänge der Uhrenträgergesellschaften, die jeweils bis zu 20 Mitgliedern
hatten: Die Schwarzwälder waren in Frankreich, Holland, Italien, England,
Türkei, Rußland und Polen, Spanien und Portugal, Dänemark und Schweden, Ungarn
und Siebenbürgen sowie sogar 1750 in Pennsylvenien in Nordamerika unterwegs.
Anfänglich
schlossen sich meist nur Mitglieder einer Familie zu einer Händler-Sozietät
zusammen. Die Vorschriften und Gepflogenheiten dieser Uhrenträgerkompanien
wurden sehr streng gehandhabt. Jedes aufgenommene Mitglied musste 3 bis 5 Jahre
als Knecht dienen. Erst nach Ablauf dieser Zeit erhielt der Träger erstmals
einen Anteil am Gewinn. Dagegen war bei Krankheit oder Todesfall vorgesorgt.
Sehr streng wurde bei einem liederlichen Lebenswandel durchgegriffen. Die
Familie hatte auf dem Schwarzwald zu bleiben. Mindestens einmal im Jahr trafen
sich die Uhrenträger zum Abrechnen in Triberg und kamen dann zu ihren Familien
zusammen.