Freitag, 4. November 2022

Was verbirgt sich hinter den Schwarzwälder Kapellen?

Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, die Schwarzwälder Kapellen zu erfassen. Selber besucht habe ich alle Kapellen im Nordschwarzwald bis runter auf die Höhe von Furtwangen. Ab dort nur noch vereinzelt. Für die restlichen Kapellen habe ich mich des Internets bedient und die Quelle vermerkt, woher das Bildmaterial stammt. Bei allen Kapellen ist vermerkt, wo sie zu finden sind.

Es gibt viele bekannte Wallfahrtskapellen, die vielen Leuten bekannt sind – wie das Bruderkirchle in Vöhrenbach, die Lindenbergkapelle bei St Peter, die Neunlindenkapelle über Elzach, die Markuskapelle in Bräunlingen-Mistelfeld, die Friedhofskapelle in Hüfingen, die Wallfahrtskirche auf dem Giersberg bei Kirchzarten oder die Wallfahrtskapelle auf dem Lindenberg bei Winden.

Für mich interessant waren aber die vielen kleinen versteckten Kapellen, die ebenso die tiefe Frömmigkeit der Bevölkerung zum Ausdruck brachten.



Die Neun-Geschwister-Kapelle in Waldkirch-Siensbach von der Biehlstraße rechts in einer Talmunde gelegen. Sie steht über einer Quelle zu Ehren der heiligen Notburga und wurde 1420 erstmals erwähnt. Die heutige Kapelle wurde 1750 an Stelle einer alten Holzkapelle erbaut. Noch heute kommen Gläubige zum stillen Gebet, die sich Nachwuchs wünschen.
Die Kapelle ist der heiligen Notburga geweiht (Patrozinium 14.9.) sie wird besonders von schwangeren Frauen angerufen.


Die Sage berichtet: Die heilige Notburga lebte im 9. Jahrhundert. Sie war mit dem König von Schottland vermählt, der frühzeitig verstarb. Schwanger wurde sie von bösartigen Menschen vom Hof gejagt und kam nach Bühl im Klettgau. Auch von dort wieder verjagt, kam sie an diesen Ort und gebar hier neun Kinder. Im Hof bat sie um Unterkunft, der ihr verweigert wurde. Sie hieß ihre Magd an einen Felsen zu schlagen, und es kam klares Wasser heraus, mit dem sie acht Kinder taufte, das neunte war schon verstorben.


Die Rinkenhof Kapelle liegt in Oppenau-Ramsbach im Ramsbächle 4 km bis zum Rinkenhof. Die Kapelle wurde 1710 vom Bauer Adam Hilger wegen einer  Bewahrung einer grassierenden Viehseuche erbaut. Der Rinkenhof war von 1196 bis 1803 ein Erblehnhof des Klosters Allerheiligen. Er wurde in der Gründungsurkunde des Klosters erwähnt.
Die Kapelle ist der Gottesmutter Maria geweiht. Deswegen steht auf dem Altar eine Figur Marias mit dem Jesuskind.






Die Schlangenkapelle liegt am Kandel-Höhenweg, das Wittental bis zum Recklehof, dann zum Höhenweg hinauf. Sie gehört zur Pfarrei Stegen.
1780 als Holzkapelle erwähnt, 1890 als gemauerte Kapelle erbaut und 2003 renoviert.
Die Sage berichtet, dass das Tal mit seiner Bauernschaft vor langer Zeit von unzähligen giftigen Schlangen heimgesucht worden sei. Gläubige Vorfahren bauten die Kapelle zu Ehren unserer Lieben Frau im frommen Sinn, von einer argen Schlangenplage erlöst zu werden. Die Schlangen verschwanden nach der Sage erst, als man der Jungfrau Maria eine Kapelle gelobte, um vor der Schlangenplage befreit zu werden. Was auch geschah.




Die Klausenkapelle in Titisee-Neustadt liegt an der L 128 im Jostal. Eine Klausenkapelle an diesem Ort war schon seit 1300 bekannt. Die jetzige Kapelle wurde 1720 erbaut und 1957 renoviert. Eine Besonderheit der Klausenkapelle ist, dass sie zu zwei Höfen gehört. Sie steht genau auf der Hofgrenze vom Griesbachhof (Schildwende) und Berggrunderhof (Jostal).

Neben der Kapelle steht ein Russenkreuz von 1720. Es sollen dort gefallene Russen beerdigt worden sein.





Die Elztalkapelle an der Gemarkungsgrenze zwischen Schonach und Oberprechtal im Elztal. Am wichtigen und beschwerlichen Aufstieg in den damaligen Wäldersteig wurde für die Fuhrwerke nach Schonach und auf den Hohen Wald  eine Kapelle gebaut. Sie wurde aus Dankbarkeit von Fuhrleuten errichtet, weil diese auf dem steilen Abstieg vom Berg vor einem Unglück bewahrt wurden. Ebenso sollen Furhrleute um Schutz und Hilfe für die nächsten schweren Kilometer vor dem Aufstieg gebetet haben.

Der Wäldersteig wurde nicht nur regelmäßig von der Postkutsche sondern auch von den Fuhrleuten vom Breisgau zur Baar und umgekehrt damals benutzt.


Sämtliche Kapellen sind unter „kapellen-im-schwarzwald.blogspot.com“ mit einem Ortsregister aufgeführt. Sollten Kapellen noch fehlen, was sicherlich der Fall ist: Bitte melden unter  Schwarzwald-hund@freenet.de  Vielen Spaß beim Lesen. Bis zur nächsten Woche.

Dieter Hund