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Höllentalbahn 1902 |
Kaiser Napoleon III hatte schon in den 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts Interesse an einer Bahnlinie Paris-Breisach-Freiburg-Donaueschingen-München-Wien beim badischen Großherzog bekundet. Aber die Gedanken des badischen Hofes beschäftigten sich intensiv mit der Planung der Schwarzwaldbahn, obwohl Robert Gerwig schon 1860 mehrere Planungen zur Überquerung des südlichen Schwarzwalds vorgelegt hatte. Wie bei der Straßenführung ging auch bei der Eisenbahn das Tauziehen um die Trassenführung über das Wagensteigtal oder Höllentalklamm los. Man entschied sich für die kürzere Verbindung durch das Höllental wie bei der 1857 angelegten Straße, dafür nur für die Eingleisigkeit und damit gegen eine internationale Streckenführung. Zum Glück entschied man sich gegen eine preiswertere Schmalspurbahn, um den südlichen Schwarzwald für Gewerbe, Industrie und später für den Fremdenverkehr zu erschließen. Denn verkehrsgeographisch war die Höllentalbahn gegenüber der Schwarzwaldbahn eine Fehlplanung. Ein eifriger Befürworter der Höllentalbahn, der Industrielle Franz Josef Faller, brach bei der Begrüßung des Großherzogs tödlich zusammen, so dass dieser Eröffnungs- und Trauerrede vereinen musste.
Das technische
Meisterwerk von Robert Gerwig -fertiggestellt 1887- musste von Freiburg,
Höllental, Hinterzarten nach Neustadt 34,9 km mit 613 Höhenmeter überwinden und
zwischen dem Hirschsprung und Hinterzarten mit 7,175 km und 326 m Steigung mit
Hilfe von Zahnradbetrieb überwinden. Zur Sicherheit verfügte jeder Wagen eine
eigene Handbremse. 1901 konnte bei der Talfahrt der Zahnradbetrieb schon
entfallen und 1933 nach der Elektrifizierung der Strecke mit den schweren
Tenderlokomotiven auch auf der Bergstrecke entfallen.
Der
ursprüngliche Kopfbahnhof lag in Freiburg Wiehre. Doch schon 1914 wurde aus
verkehrstechnischen Gründen begonnen, den Beginn der Strecke in den Freiburger
Hauptbahnhof zu verlegen. Deswegen beginnt heute die Strecke nicht bei 0 km
sondern bei -1,52 km im Freiburger Bahnhof.
Auf der gesamten
Strecke zwischen Freiburg und Neustadt wurden 563.000 m³ an Erde und Fels
bewegt und vorwiegend von Italienern ausgeführt. Auf der Strecke Himmelsreich
bis Hinterzarten mussten 7 Tunnels mit einer Länge von zusammen 886 m gebaut
werden. Highlight der Strecke war die 144 m lange und 37 m hohe leicht gebogene Ravenna Eisenbahnbrücke.
Sie wurde wegen der gestiegenen
Anforderungen des Zugverkehrs abgerissen. 1927 wurde dann das heute bekannte
gemauerte Steinviadukt eingeweiht. Im 2. Weltkrieg wurde wegen Sperrballons von
den Alleierten vergeblich versucht, die Ravenna Brücke zu zerstören. Allerdings
ist sie am Ende des Kriegs von deutschen Soldaten gesprengt und wurde unter der
französischen Besatzungsmacht 1946 wieder errichtet worden. Die Ravenna Brücke
ist die einzig beheizbare Brücke Deutschlands.
Der Weiterbau der Höllentalbahnstrecke
bis Donaueschingen von 39,8 km –auch hintere Höllentalbahnstrecke genannt-
wurde erst 1898 begonnen und 1901 beendet. Aber erst 2019 wurde das letzte
Stück elektrifiziert, um eine durchgehende Fahrt von Freiburg nach Donaueschingen
zu ermöglichen. In Titisee zweigt die 1926 fertiggestellte Dreiseeen bis
Seebrugg am Schluchsee ab.
Kuriosum in der Geschichte der
Höllentalbahnn war: 1923 konnte die Rheintalbahn von Amsterdam nach Basel nicht
befahren werden konnte. Die französische Armee hatte nach dem Ersten Weltkrieg
Offenburg und Appenweier besetzt. So musste der Umweg ab Karlsruhe über
Pforzheim, Horb, Villingen und Donaueschingen durch das Höllental nach Freiburg
geleitet werden. So gab es in jener Zeit einen Schlafwagen Frankfurt –
Hinterzarten.
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Ravenna Viadukt |