Freitag, 30. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter der Kalenderreform?



Nimmt man die Naturkonstanten Tag, Sonne oder Mond ergeben sich folgende Tatsachen, die aber nicht miteinander korrespondieren:

1.     Die Erde dreht sich in einem Tag einmal um sich selbst (mittlerer Sonnentag für die Kalenderrechnung)

2.     Die Erde dreht sich in einem Jahr einmal um die Sonne (tropisches Jahr). Dieses Jahr hat eine genaue Länge von 365,2422 Tagen. Dies entspricht 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Beginnt man das Jahr am 1. Januar 0 Uhr, so endet es im nächsten Jahr am 1. Januar um ca 6 Uhr morgens, im 4. Jahr wäre es am 2. Januar um ca 0 Uhr. Nach ca 1500 Jahren würde sich der Jahresanfang durch das ganze Jahr hindurch bewegen.

3.   Der Mond dreht sich in 29,5306 Tagen einmal um die Erde. (Mondumläufe) Nimmt man die Monate abwechselnd 29 und 30 Tage ergibt dies 354 Tage und so bleiben am Jahresende 11 Tage übrig. Im nächsten Jahr beginnen die Monate 11 Tage früher. Nach 33 Jahren ist der Kalender durch das Jahr hindurch gewandert d.h. nach 16 Jahren wäre Januar im Sommer.

Die Menschen versuchten ein System zu finden, das Erdumdrehung, Sonnen- und Mondumlauf in ein abgestimmtes System bringt. Das ist aber unmöglich, deswegen haben sich verschiedene Kalendersysteme entwickelt je nachdem ob Sonne oder Mond berücksichtigt wird.

 

Die Mohammedaner haben einen streng nach dem Mond ausgerichteten Kalender. Das hat zur Folge, dass die Monate jedes Jahr früher beginnen. Der europäische Kalender orientiert sich nach der Sonne und geht auf die Ägypter zurück. Diese kannten auch schon das Schaltjahr alle vier Jahre.

 

Der römische Kalender, der am 1. März begann, hatte nur 10 Monate (daher Dezember als 10. Monat) und damit 304 Tage. Der Rest des Jahres wurde mehr oder weniger auf zwei Schaltmonate verteilt. Daher hat Cäsar 45 v Chr den sog Julianischen Kalender eingeführt. Er legte fest, dass das Jahr 46 v Chr 445 Tage haben sollte, um den Jahresbeginn auf den 1. Januar statt am 1. März zu beginnen. Er legte die Monatslängen 8 mal 31 Tage, 5 mal 30 Tage und den Februar mit 28 Tagen sowie alle 4 Jahre das Schaltjahr mit dem 29. Februar fest.

 

Leider begingen die Ägypter und damit Cäsar einen kleinen Fehler. Sie nahmen die Jahreslänge mit 365,25 Tagen an, während das Sonnenjahr 365,2422 Tage hat. Die Differenz von 0,0078 Tage oder 11 Minuten was das Sonnenjahr kürzer ist als das Kalenderjahr, scheint unbedeutend zu sein. Aber dies addiert sich in ca 128 Jahren auf einen Tag und war bis zum Jahr 1500 auf 10 Tage angewachsen.

 

Im Jahre 325 n. Chr. beschloss dann das Konzil von Nicäa für alle Zeiten verbindlich, Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen. Im Jahr 2020 war dies Mittwoch der 8. April mit Vollmond und darauf folgend der Sonntag 12. April Ostern. Unter anderem wohl auch deswegen, weil sich dieses Datum mit dem germanisch-heidnischen Fruchtbarkeitsfest deckt – und so die alten Heiden vielleicht eher bereit waren, sich mit dem neuen Glauben anzufreunden. Ostern kann somit zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Da das Osterfest nach dem julianischen Kalender nicht mit dem ersten Frühlingsmond übereinstimmte, führte dies zu einer erneuten Kalenderreform.

 

Papst Gregor XIII ordnete 1582 die nach ihm benannte Gregorianische Kalenderreform an: Auf den 4. Oktober 1582 folgte einmalig direkt der 15. Oktober d. h. er übersprang 10 Tage.

 

Es war die Zeit der wenigsten Heiligenfeste. Das Fest des heiligen Dionysius 9. Oktober wurde einmalig auf den 15. Oktober verlegt.

 

Diejenigen Jahre, die durch 100 teilbar sind (Säkularjahre), sollten nur noch jene Schaltjahre sein, die auch durch 400 teilbar sind. 1700, 1800, 1900 z. B. sind keine Schaltjahre, jedoch die Jahre 1600 und 2000 waren Schaltjahre. Die Jahre 2100, 2200 und 2300 werden Jahre ohne Schalttag sein. Dadurch spart man in 400 Jahren drei Tage ein und der Fehler von Caesar ist soweit korrigiert, dass es über 3000 Jahre dauert, bis der noch vorhandenen Fehler einen ganzen Tag ausmacht.

 

Durch die Schaltjahrregelung liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde, die den 365,2422 Tagen des Sonnenjahres näher kommt als die 365,25 Tage des julianischen Kalenders.

 

Es dauerte hunderte von Jahren, bis sich die Kalenderreform des Gregorianischen Kalenders durchgesetzt hatte. In den älteren Kalendarien sind bis ca 1700 beide Zählungen nebeneinander angegeben. Die Reformation lehnte den gregorianischen Kalender ab, da er vom katholischen Papst kam. Die evangelischen Reisstädte des Heiligen Römischen Reiches übernahmen 118 Jahre später –nämlich 1700- den gregorianischen Kalender, berechneten aber das Osterfest noch weitere 76 Jahre nach dem julianischen Kalender. Sie nannten ihn aber  nicht gregorianische Kalender sondern neuen bürgerlichen Kalender. Das protestantische Herzogtum Preußen war schon früher im Jahre 1612 mit der Umstellung dran. Die letzten Gemeinden im Kanton Graubünden stellten den Kalender 1812 um. Sowjetrussland führte mit der Oktoberrevolution 1918 den gregorianischen Kalender ein. Die Feiertage werden aber bis heute nach dem julianischen Kalender berechnet. Da 2021 das Weihnachtsfest auf den 7. Januar gelegt ist, ergibt sich eine Differenz von 13 Tagen.

 

Die Verwendung beider Kalender führte natürlich auch zu Kuriositäten: Die Gemeinde Tennenbronn bei Schramberg war geteilt: Ein Teil gehörte seit 1443 zum Amt Hornberg und damit zum später evangelischen Württemberg, der andere zur späteren Stadt Schramberg und damit zum katholischen Vorderösterreich. In Württemberg wurde 1536 die Reformation eingeführt und damit gab es 164 Jahre zwei verschiedene Kalendersysteme im evangelischen und katholischen Tennenbronn nebeneinander. Erst 1922 wurden beide Gemeinden vereint.

 

Betroffen sind natürlich aber auch die alten Bauernregeln wie z. B. der Siebenschläfer (27. Juni) oder die Eisheiligen Mitte Mai die damals nach dem julianischen Kalender 10 Tage später liegen müssten. Deswegen die Klage eines Bauern damals: „Oh, Babst, was hast Du angericht…!“.