Freitag, 2. Dezember 2022

Was verbirgt sich hinter den Thermalquellen von Baden-Baden?

Caracalla Therme

Die römische Siedlung „Aquae Aureliae“ entstand im 1. Jahrhundert n. Chr wegen des Thermalwassers, das am Südhang des Neuen Schlosses, dem Florentinerberg, zu Tage tritt.
Der Feldherr Caracalla erbaute zum Dank seiner Genesung im heilenden, heißen Wasser die Kaiserbäder. Daneben gab es auch Soldaten- und Pferdebäder. Die Römer nutzten das Heilwasser vor allem zum Auskurieren von Kriegsverletzungen. Die Thermen sind heute noch unter dem „Friedrich Bad“ und Kloster „Zum Heiligen Grab“ begehbar.

 

Mit dem Vertreiben der Römer im 4. Jahrhundert wurden die Badeanlagen von Volk und Fürsten weiter benutzt, zerfielen dann aber nach und nach. Vom öffentlichen römischen Bad verlagerte sich das Baden in Badeherberge. Nach Erwerb eines Badelehens konnte das Heilwasser in Holzröhren in Badekästen in die Herbergen geleitet werden. Um 1500 erließ Margraf Christoph I eine Stadtordnung, in der erstmals eine Kurtaxe erhoben wurde.

 

Die Entwicklung zum Fürstenbad wurde durch den Kuraufenthalt von Kaiser Friedrich III eingeläutet, denn er weilte 1473 mit  großem Gefolge und 600 Pferden sieben Wochen in Baden-Baden. Geheilt wurden in jener Zeit vor allem rheumatische Schmerzen und Verletzungsfolgen. Mehrmals wurde die Stadt mit Mineralwasser gegen die Pest geflutet.

 

Nachdem die Franzosen Baden-Baden 1689 in Brand gesetzt hatten, entstand nach und nach ein neues Baden-Baden. Infolge der hohen Badefrequenz wurde 1750 ein Promenadehaus – dem heutigen Kurhaus- gebaut. Weinbrenner baute die Trinkhalle mit seinen Fresken aus der Sagenwelt, Dampfbad, Inhalatorium und es gab sogar ein thermales Pferdebad. 1868/71 gelang es Robert Gerwig die wichtigsten Thermalwasseraustritte am Florentinerberg in zwei Stollensystemen zu fassen.

 

Nach dem Schließen der Spielbank 1873 und dem Wegbleiben der High Society besann sich Baden-Baden darauf, dass es ja seit 2000 Jahren Heilbad war. Mit den Millionen Erträgen der Spielbank wurde das repräsentative Friedrichsbad gebaut, es folgte das prunkvolle Augustusbad und aus dem Armenbad wurde das Landesbad.

 

Bunsen erarbeite 1861 eine moderne Analyse der Quellen und entdeckte im Quellwasser heilende Radioaktivität. Ein Auszug aus dem Deutschen Badekalender weist folgende Heilanzeigen aus: Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, chronisch entzündliche rheumatische Erkrankungen: rheumatoide Arthritis, Arthrosen, degenerative Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule. Nachbehandlung nach Operationen und Unfallverletzungen am Bewegungsapparat, Funktionelle Kreislaufstörungen, Erkrankungen des Nervensystems, Erkrankungen der Atemwege.

 

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die 1655 begonnene Eichen Allee zu einer 3,5 km langen Flaniermeile vom Hotel „Badischer Hof” bis zum Zisterzienserinnenkloster in Lichtental ausgebaut. Heute ist sie weltberühmt und überwältigend mit ihrer Fülle an Blumen und exotischen Bäumen. 1861 wurde dort auf den Preußischen König Wilhelm ein Attentat verübt, der nur leicht verletzt wurde.

 

Heute sprudeln aus 12 Quellen 800.000 l Thermalwasser pro Tag in die Badhotels und Badetempel wie die Caracalla Therme, die 1985 gebaut wurde und heute von 50.000 Besuchern pro Woche frequentiert werden. Aber auch das Friedrichbad, die Trinkhalle und öffentliche Brunnen werden mit dem Thermalwasser versorgt.

Baden-Baden 1890



Baden-Baden Lichthentaler Allee 1823