In Neukirch –heute einem Ortsteil von Furtwangen- liegt im oberen Heubachtal nahe der Grenze zu Furtwangen und Urach der Oberheubachhof. Ein Anwesen, das erstmalig 1495 unter einem Furtwengler Werlin erwähnt wird. Karoline Furtwängler, als Hoferbin, heiratete 1902 Otto Faller, und die Fallers bewirtschaften bis heute damit über 500 Jahre den Hof im Familienbesitz. Der Oberheubachhof ist der Ursprung unserer Furtwängler Dynastie und nicht der Furtwänglerhof in Furtwangen Katzensteig, der von1480 bis 1634 von einer Familie Furtwängler bewirtschaftet wurde.
Martin
Furtwängler (1670-1737) als 5. Kind vom Hofbauer Georg (1639-1700) und damit
als weichender Erbe kam durch Kauf zum Bachwirtshof im Vogtsgrund südlich von
Gütenbach. Als Zweitgeborener und damit als weichender Erbe ließ sich sein Sohn
Michael (1698-1771) im Vogtsgrund von Gütenbach nieder. Dessen Sohn Martin
(1729-1798) zog in Schmidthäusle am Bach in Gütenbach. Dies muss eine alte
Schmiede gewesen sein, denn sein Sohn Bartholomäus (1772-1845) wurde immer noch
„Schmitebartli“ genannt, obwohl er einen Fruchthandel betrieb. Mit seiner Frau,
Helena Dold vom Ecklehof in Gütenbach, begründete er drei weltbekannte
Familiendynastien.
Sein Sohn Lorenz
(1807-1866) war eben der „Schmitelenz“, da er im Schmithäusle am Bach wohnte
und war bei seinem älteren Bruder Johannes in die Uhrmacherlehre gegangen war.
Nach seiner Heirat mit Mechthilde Volk aus Vöhrenbach gründete eine eigene
Werkstatt und zog 1839 in den „Schwefeldobel“, einem Talgrund an der
Gemarkungsgrenze von Neukirch und Gütenbach. Hier erwarb er ein kleines Haus.
Der tüchtige Uhrmacher bekam manche Auszeichnung für seine vorzüglichen
Arbeiten. Er wurde sogar in den Verwaltungsrat des Uhrengewerbevereins in
Furtwangen berufen. Er versäumte auch nicht seine 4 Söhne Gustav Adolf
(1839-1905), Karl Hektor (1840-1911), Julius Theophil (1843-1897) und Oskar
(1850-1908) bestens als Uhrmacher auszubilden. Sie zogen zwei Jahre nach dem
frühen Tod des Vaters 1866 nach Furtwangen und gründeten das weit über den
Schwarzwald hinaus bekannte Uhrenunternehmen „Lorenz Furtwängler & Söhne“,
das erst 1932 erlosch.
Ein weiterer
Sohn des Ehepaars Furtwängler war der aufgeweckte Wilhelm (1809-1875) Dank des
Zuspruchs des Pfarrers wurde ihm der Weg zum Gymnasium ermöglicht. So studierte
er zuerst auch Theologie wandte sich aber später der klassischen
Altertumswissenschaft zu. Ergebnis war der spätere Direktor des Bertold
Gymnasium in Freiburg. Sein Sohn Adolf (1853-1907) war der später international
anerkannte Archäologe, dem es mit zu verdanken ist, dass Mykene und Olympia in
Griechenland ausgegraben wurden. Dessen Sohn Wilhelm (1886-1954) war der später
wohl der bedeutendsten Dirigent im 20. Jahrhundert. Dessen Enkelin ist die 1966
geborene Ärztin, und Schauspielerin Maria Furtwängler verheiratete Burda.
Philipp
(1800-1867) war wie seine Brüder zum Uhrmacher ausgebildet und brachte später
sich den Orgelbau autodidaktisch bei. 1822 zog er nach Elze bei Hildesheim,
produzierte zuerst Schottuhren, die wenig Anklang fanden, widmete sich mit
Erfolg dem Turmuhrenbau zu. Er trat zum protestantischen Glauben über und
produzierte ab 1826 über 220 Orgeln in katholischen und evangelischen Kirchen in der
norddeutschen Region. Die bedeutendste Leistung war die Orgel in der
evangelischen Kirche von Gronau. Sie sollte 48 Register haben, er fügte aber
unentgeltlich 9 weitere Register hinzu. Seit 1952 steht die Orgel unter
Denkmalschutz. Auch die Gütenbacher Orgel stammt von ihm. Von den Söhnen
Wilhelm und Pius, beides bekannte Orgelbauer, wurde das Unternehmen bis 1883
unter „Philipp Furtwängler & Söhne“ weitergeführt.
Haus von Lorenz Furtwängler Gütenbach abgerissen 1927 |