Donnerstag, 11. Juli 2019

Was verbirgt sich hinter der Bergwerkstadt Todtnau?


Todtnau 1890

Todtnau liegt im oberen Wiesental am Zusammenfluss der Wiese, die am Feldberg entspringt sowie am Schönenbach, der vom Notschrei kommt.



Urkundlich erwähnt wurde Todtnau 1025. Durch Schenkung kam sie 1114 in Besitz des Klosters St Blasien und gehörte von 1366 bis 1805 zu Vorderösterreich. Danach ging durch die Säkularisierung und Mediatisierung die ganze Region an das Großherzogtum Baden. 1809 erhielt Todtnau das Stadtrecht.



Bereits 1028 war der Bischof von Basel Nutznießer des Todtnauer Bergregals, so dass sicher ohne Zweifel der Bergbau im 10. Jahrhundert begann. Als im 14. Jahrhundert der Umbruch von der Natural- zur Geldwirtschaft sich vollzog, brauchte man immer mehr Münzen. Da waren die Todtnauer Silberbergwerke sehr gefragt, die dem Kloster St Blasien Reichtum und Ansehen brachten. Mit dem Dreißigjährigen Krieg waren alle Bergaktivitäten eingestellt. Ab 1720 wurde der Bergbau von Staats wegen wieder aufgenommen. Dies wurde verstärkt mit der Entdeckung von Eisenerz in den Bergwerken, so dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Gruben dann wegen mangelnder Rentabilität geschlossen wurden.



Aber nicht nur durch den Bergbau wurde Todtnau bekannt. Als im 16. Jahrhundert der Bergbau ruhte, wandte sich die Bevölkerung dem Spinn- und Webgewerbe zu. Züricher finanzkräftige Fabrikanten nutzten die Wasserkraft aus und ließen „an kleinen Rädern rohe Baumwolle spinnen". Nach großer Bedeutung ging in den 20er Jahren auch hier die Textilindustrie zurück. Spezialisierung und das Ausweichen in den Kunststoffbereich halfen beim Überleben.



Weit bekannter wurde die Bürstenindustrie in Todtnau., die sich wie überall im Schwarzwald als Hausindustrie etabliert hat. Leodgar Thoma war ein Glücksfall für die Stadt. Im Jahre 1772 hat Thoma von einem in Freiburg stationierten Österreichischen Reiterregiment den Auftrag, soviel Pferdebürsten wie nur möglich zu liefern. Um überhaupt größere Mengen liefern zu können, zerlegte er die Fertigungsschritte der Bürste. Familienmitglieder spezialisierten sich auf die einzelnen Arbeitsschritte wie das Borstenbinden, Bürstenholz richten und Borsteneinziehen. Schon 1815 waren 600 Personen im Bürstengewerbe tätig. Um 1920 wurde von der Firma Zahoransky der erste Halbautomat als Bürstenbindemaschine gebaut. Noch heute genießen die Firmen Zahoransky und Ebser in Todtnau Weltruf. Die Bürsten werden in Asien hergestellt, aber die Maschinen kommen aus Todtnau.



Im Juli 1876 traf die Stadt ein harter Schicksalsschlag. Ausgehend von einem Brand in einer Papierfabrik unterstützte ein kräftiger Wind den Großbrand. 149 Gebäude fielen dem Brand zum Opfer und 1.000 Einwohner wurden dabei obdachlos.



Der junge Karl Nessler bewunderte beim Schafhüten das wellige Fell der Schafe. Das soll ihm im Laufe seiner Experimente auf die Idee der Dauerwelle gebracht haben. Aber nicht in Todtnau sondern in London und den USA verwirklichte er den Traum der Dauerwelle und verdiente dort sein Geld.



Heute ist der Fremdenverkehr ein wichtiger Faktor der Todtnauer Wirtschaft. Dem wird durch die Ferienwelt Todtnau Rechnung getragen. Nicht zu vergessen, 1891 wurde in Todtnau der erste Skiclub in Deutschland gegründet.

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