Sonntag, 23. September 2018

Was verbirgt sich hinter dem Uhrenträger Matthias Faller?


Am 25. Juni 1794 wurde Matthias Faller ausgeraubt und ermordet in der Türkei gefunden. Damit fand einer der schillerndsten Uhrenträger des Schwarzwaldes sein Ende.



Im Winter stellte der Uhrmacher seine Uhren her, im Frühjahr zog er mit seiner Krätze in die Fremde, zum Breisgau, nach Schwaben oder die Schweiz. Waren seine Waren verkauft, kehrte er zurück in den einsamen Hof. Bald erkannten die Uhrmacher, dass es günstiger war daheim zu bleiben und zu arbeiten während Familienmitglieder oder vertrauenswürdige Männer den Verkauf betrieben. Der erste Uhrenträger war um 1725 Jakob Winterhalter aus Gütenbach.



Das Schicksal von Mathias Faller mag für einen erfolgreichen Uhrenträger beispielhaft sein. Durch ihn fanden die Schwarzwälder Uhren ihren Weg bis nach Asien. Er stammte vom Schafhof bei Friedenweiler, war wanderlustig und geschäftsgewand. Gegen 1770 begründete er eine Uhrenträgerkompanie mit seinen Brüdern.



Mit einer Ladung zusammengekauften Uhren wagte er sich 1779 zum ersten Mal nach Konstantinopel. Dort machte er dem Sultan Abdul Hamid I eine Spieluhr zum Geschenk und erhielt zum Dank einen „Fährmann“, was ihm für das ganze osmanische Reich den Uhrenhandel ohne jegliche Abgabe ermöglichte. Soweit des Sultans Macht in Asien reichte, konnte nun Faller mit seinen Schwarzwälder Waren Handel treiben. Natürlich mussten die Uhren dem türkischen Geschmack angepasst werden. Die Schilder bekamen einen türkischen Zahlenring, wurden mit orientalischen Ornamenten bemalt, mit dem Halbmond, die Figuren trugen türkische Tracht. Die Spieluhren durften keine abendländischen Musikspiele ertönen lassen sondern Weisen, wie sie den Ohren der Orientalen behagten.



Als Matthias Faller nach 10 Jahren aus der Türkei zurückkehrte, verfügte er über ein stattliches Vermögen. Mächtig staunten die Bauern, wenn er sich in türkischer Kleidung zeigte.



1790 trat er reichlich mit Uhren versorgt seine zweite Türkeireiseise an, um seinen Handel nach Innerasien voranzutreiben. Wie aber das Donaueschinger Wochenblatt 1794 berichtete, wurde er am 25. Juni 1794 nachts ermordet und ausgeraubt in seinen Gewölbe zu Galata gefunden.