Freitag, 4. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter dem Schneeschulaufen im Nordschwarzwald?


 Um die Jahrhundertwende wurde das Schneeschuhlaufen im südlichen Schwarzwald einer immer breiteren Bevölkerung zugänglich. Da von Heidelberg, Karlsruhe und Straßburg der Weg zum Feldberg zu weit war, wurde auch der Nordschwarzwald zum Schneeschuhlaufen entdeckt. Mit der Eisenbahn war das Gebiet schon gut erschlossen: Die Rheintalstrecke nach Bühl oder Achern und mit den frisch gebauten Zweigbahnen nach Bühl-Obertal oder Ottenhöfen war es möglich, relativ rasch in die Schneegebiete zu kommen.

 

Die damals schönste Strecke verlief vom Ruhestein (916 m) hinauf zum See- und Altsteigerskopf, hinab zum Seibelseckle, hinauf zu den Hochflächen der Hornisgrinde (1166), hinab zur Unterstmatt, hinauf zum Hoch- und Pfrimackerkopf und hinab über den Riesenkopf zur Hundseck (886 m) Bei einem Schneeschuhlauf 1905 wurde diese Strecke von knapp 23 km in einer ¾ Stunde zurückgelegt. Für die Städter waren aber sicherlich 3 bis 5 Stunden angesagt.

 

Die Strecke war damals vom badischen Ski-Club Schwarzwald mit Stangen, roten Fähnchen und Wegweisern so gut ausgezeichnet, dass auch bei starkem Nebel ein Durchkommen möglich war.

 

Auf der württembergischen Seite war um 1905 die Begeisterung für das Schneeschuhlaufen noch nicht so stark vorhanden. Die Stuttgarter und Tübinger mussten mit schlechter Bahnverbindung nach Baiersbronn durchkommen. Von dort war der dreistündige Aufstieg über Mittel- und Obertal zum Ruhestein zu bewältigen.

 

Die andere Möglichkeit vom Kniebis (Lamm 931 m) über den Schliffkopf (1055 m) zum Ruhestein bot nicht die Abwechslung wie die Strecke Ruhestein zum Hundseck. Da sie weniger Steig- und Abfahrtmöglichkeiten bot. Außerdem hatte der württembergische Skiclub es bis dahin versäumt, diese Strecke auszuzeichnen, so dass nur der ortskundige Schneeschuhläufer und ohne Nebel eine Chance hatte, den Ruhestein oder umgekehrt zu erreichen.

 

Für die Ausrüstung 1905 mit Schneeschuhe (heute Ski), wollene Fäustlinge und Wickelgamaschen waren 30 Mark anzusetzen. Welcher Unterschied zu heute!

 

Der Skilanglauf im Nordschwarzwald präsentiert sich heute in zahlreichen Rundloipen unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrad neben der Fernloipe von Freudenstadt nach Herrenwies über 49,3 km mit weiterer Anbindung bis zur Roten Lache bei Baden-Baden im Norden und im Süden mit den Bad Griesbacher Loipen. Loipen mit und ohne Beleuchtung insgesamt über mehrere 100 km Länge, die vom Deutschen Skiverband koordiniert und vor Ort hervorragend gespurt werden, ist heute ein Langlaufvergnügen ohnegleichen möglich. Wenn genügend Schnee liegt.