Freitag, 18. Dezember 2020

Was verbirgt sich hinter dem "Liebenzeller Bädle"?

Bad Liebenzell 1850

Das „Liebenzeller Bädle“ im Nagoldtal war schon seit 1403 als „Wildbad zu Liebenzelle“ urkundlich erwähnt. Die Badherbergen waren damals schon vorhanden, der Ursprung liegt im Bereich der Sage. Gleichzeitig wurde das „Liebenzeller Bädle“ zwischen Baden und Württemberg hin und her gereicht, denn der Markgraf Rudolf I kaufte Burg Liebenzell 1273. Die Markgrafen von Baden brauchten dauernd Geld, die Herzöge von Württemberg wollten ihr Gebiet vergrößern. Also wurde 1603 das Liebenzeller Bädle württembergisch. Mit der Kreisreform 1973 wurde Bad Liebenzell der Region Nordschwarzwald zugeteilt,  diese gehört zum Regierungsbezirk Karlsruhe und war damit wieder bei den „Gelbfüssler“ zumindest verwaltungstechnisch angekommen.

  

Markgraf Bernhart I ließ dem Bad die Bezeichnung „Unteres Bad“ zukommen, denn schon 1425 ließ er das „Obere Bad“ neu anlegen und schaffte damit die Voraussetzung für die positive Entwicklung von Liebenzell. 1680 hatte es schon ein Trinkhaus gegeben, in dem auch Kramläden vorhanden waren. Vom 17. Jahrhundert bis Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte Liebenzell wohl eine Glanzzeit. Die württembergische Herzöge beehrten das Bad mit häufigen Besuchen: Die Lindenalle wurde 1719 angelegt, ein Kurhaus 1727 erbaut, 1785 zerstörte eine Feuerbrunst, die von einem betrunkenen Schreiber ausgelöst wurde, den Ort nahezu völlig. 1806 verlor Liebenzell den Sitz als Amtsstadt, denn die Stadt war völlig herunter gekommen. Das Badeleben hatte völlig aufgehört und brachte viele Einwohner um Arbeit und Brot.

 

Die Bäder waren inzwischen fast ganz in Vergessenheit geraten. Mit Dr Hartmann kam 1840 ein junger Badearzt, der beschrieb die Vorzüge des Ortes, seine Quellen und machte mit seinen jährlichen Badeberichte den Ort im In- und Ausland wieder bekannt. Gäste strömten wieder herbei, die spätere Königin Olga von Württemberg beehrte das Bad. Auch der Bau der Nagoldbahn brachte neue Kurgäste. Dr Hartmann machte die Verwaltung darauf aufmerksam, dass das Wasser bisher nicht versendet wurde, obwohl sich das Wasser wegen seines geringen Gehaltes an flüchtigen Stoffen sich zum Versenden eignete.

 

In den Jahren 1864 – 1867 wurden neue Quellen gebohrt. Geblieben waren davon 4 neue Quellen. Bis zum Jahr 1900 erfreute die Stadtverwaltung eine immer positivere Badefrequenz und erreichte die Grenze von 1.500 Kurgästen. 1926 wurde Liebenzell der Titel „Bad“ verliehen. 1928 gründete der damalige Bürgermeister Gottlob Klepser die „Bad Liebenzeller Mineralbrunnen    Betriebe“.

 

Auch nach dem Ende des 2. Weltkrieges ging es in Bad Liebenzell wieder aufwärts. 1951 erhielten die Mineralbrunnen ein neues Fabrikgebäude, der Bau des neuen Kurhauses wurde realisiert. Bad Liebenzell war wieder in die Reihe der Heilbäder eingerückt. In der Zeit von 1950 – 1980 wurden nochmals Thermalwasserbohrungen vorangetrieben, so dass heute 8 verschieden Heilquellen zur Verfügung stehen. 1969 konnte die „Paracelsus Therme“ mit angeschlossener „Sauna Pinea“ eingeweiht werden.

 

Weltbekannt ist die „Liebenzeller Mission“, eine evangelische Missionsgesellschaft, die in 25 Ländern überkonfessionell in medizinischen und sozialen Projekten aller Art tätig ist. Sie wurde 1899 gegründet und zog 1902 nach Bad Liebenzell.