Freitag, 27. Mai 2016

Was verbirgt sich hinter Jakob Reinhardt?



Wahrscheinlich wurde Jakob Reinhardt –später Hannikel genannt- in Hessen in einem Zigeunerwagen geboren. Als Vierjähriger kam er nach Lahr, da seine Mutter die Anstellung einer Gänsehirtin von der Stadt Lahr erhalten hatte. Jakob konnte sich so als Schweinehirt verdingen. Seine kriminelle Laufbahn war ihm in die Wiege gelegt, da zahlreiche seiner Vorfahren am Rad oder Galgen geendet haben. Insofern waren für ihn Schwüre und Flüche, Lügen und Betrügereien, Pläne zu Diebstahl und Mord schnell das Allerlei des Lebens. Allerdings war dies auch in der Mitte des 18. Jahrhunderts gar nicht anders möglich, da die Zigeunersippen praktisch vogelfrei waren.



Sehr schnell schlossen sich Mutter und Sohn einer der zahlreichen bis zu 300 Mann starken Banden an, die den gesamten süddeutschen Raum unsicher machten. Das Verhalten war zigeunerisch, denn sie gingen dem Müßiggang und der Wollust nach. Sie stahlen und tyrannisierten mitunter wo sie konnten, betrogen die Leute mit Wahrsagereinen, dass ihnen die Augen übergingen. Die Räuberbanden, darunter Frauen und Männer mehreren Generationen, konnten gut und gerne in einem württembergischen Schwarzwalddorf fette Beute machen und sich über die badische Grenze absetzen. Die zersplitterten Kleinstaaten in Südwestdeutschland kamen ihnen da sehr zustatten. Die weiten Wälder des Nordschwarzwaldes boten ebenfalls sicheren Unterschlupf. Im Frühjahr gingen sie „auf den Strich“, im Winter dagegen zogen sie sich in entlegene Schwarzwaldtäler zurück, wo sie von den armen Bauern Unterkunft und warme Mahlzeiten erpressten. Sie bedienten sich mit Speck und Fleisch aus den Räucherkammern.  Wer seine Ersparnisse und Wertsachen nicht sofort herausrückte wurde gequält, gefoltert oder gar ermordet.



Hannikel ließ seine Spießgesellen teilweise als marodierende französische Soldaten auftreten und hielt so ganze Dörfer in Schach. Bevorzugte Opfer waren übrigens aber die Juden. Schuldbewusstsein gegenüber dieser ebenfalls am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen, hatte er nie. Nicht im Traum dachten die Räuber daran, mit den Armen zu teilen. Die schweren Jungs verjubelten ihren Beuteanteil oftmals mit leichten Mädchen, die reichlich in den Hehlerquatieren ebenfalls lebten.



Um sich unbelauscht verständigen zu können, benutzten diese Räuber schon damals entweder spezielle Zeichen wie Zinken oder oft sogar eine eigene Sprache, das Rotwelsche. Der erste Erfolg gelang den Behörden durch den Konstanzer Hans, der selber Räuberhauptmann war. Im Gefängnis hatte er eine Art Wörterbuch geschrieben und wurde dafür begnadigt.



Nach wiederholten Überfällen in der Gegend, gelang es die Räuberbraut des Hannikel und damit auch ihn dingfest zu machen. Am 17. Juli 1787 wurde er in Sulz durch den Strang am Galgen gehängt. Die restlichen Bandenmitglieder darunter Hannikels Sohn und Bruder wurden lebenslänglich eingesperrt.



Neben Furcht und Abscheu entwickelte sich in Folge eine Romantik, die das Räuberleben als Freiheitsideal zu preisen wusste. So entstand das Hannikel-Lied als dramatische Ballade. Nach dieser Vorlage entstand Schillers Drama „Die Räuber“.






Jakob Reinhardt