Freitag, 13. Mai 2016

Was verbirgt sich hinter dem Pfingstfest der Hirten?



Pfingsten war im Schwarzwald je nach Gebiet die Krone des Hirtenlebens. In den Zeiten als das gesamte Vieh den ganzen Sommer über noch von Hirten auf die Weide getrieben wurde, war jeder Hirte bestrebt, am Pfingstmorgen möglichst vor Tagesgrauen sein Vieh auf die Weide auszutreiben. Zumeist war der erste Austrieb traditionell an Pfingsten. Der Früheste erhielt den Namen Frühspitz und durfte an diesem Tage sein Vieh mit Blumenkränzen und Bändern um die Hörner zieren; der zuletzt Austreibende wurde mit Spottnamen „Pfingstdreck“, „Pfingstlümmel“ oder „Pfingstputz“ gebrandmarkt. Er musste seinem Vieh belaubte, birkene Zweige um die Hörner und teilweise um den Schwanz binden. Daher hat auch das Sprichwort „Herausgeputzt wie ein Pfingstochse“ seinen Ursprung.



Am Pfingstmontag wurde dann der „Pfingstputz“ oder „Pfingstbär“ mit Birken- und Tannenreisig, Haselnusslaub und Buchenzweigen eingehüllt. Er wurde mit einer Kuhglocke und einer Maske aus Baumrinde versehen und durch die Straße des jeweiligen Dorfes geführt.



Die Hirten trugen für das Pfingstfest Ginster und anderes Reisig für das „Pfingstfeuer“  zusammen. Am Samstag, nachdem das Vieh im Stall versorgt und die Dämmerung  hereingebrochen war, wurde der Stapel angezündet. Ringsum auf den Bergen waren die Pfingstfeuer zu sehen. Alsbald ging das Rätseln um, wer hatte das größte „Pfingstfeuer“?



Am Pfingstsonntag haben die Hirten frei und bekommen, nach dem Mittagessen ein Trinkgeld, um auf den Glocken- und Schellenmarkt zu gehen. Bekannt waren die Schellenmärkt auf dem Biereck bei Hofstetten und auf dem Fohrenbühl bei Lauterbach.



Am Pfingstsonntagnachmittag, ehe der Weidegang für den Sommer begann, sammelten sich die Hirten auf der Höhe des Elztales unweit der Heidburg und hielten Glockenrevue. Jeder Hirte brachte die Glocken mit, die er an sein Haupttier zu hängen gedachte, um am Glockenton zu hören, wo das Vieh weidet, wenn es sich vom Hirten entfernte. Da wurden dann Glocken vertauscht und in allen Tonarten die Glöcklein probiert, die einsam über die Berghalden hintönen sollten den Sommer über und hineintönen in das stille Kinderherz der Hirtenknaben, so berichtet Hansjakob in seiner „Jugendzeit“



Aus ähnlichen Anlass wurden teilweise Pfingstspiele, wie der "Pfingstdreck" aufgeführt. So im Fußbach, einem Seitental der Kinzig. Kinzigtäler Buben zogen als Hauptmann und Soldaten mit Säbel verkleidet, heischender Weise von Hof zu Hof. Der Kleinste wurde spotthalber als „Hemdenschisser“ betitelt. Dieses uralte bäuerliche Fruchtbarkeitsbrauchtum soll zeigen, dass nun die Macht des Winters mit seine letzten Ausläufern, den Eisheiligen, besiegt ist, so berichtet uns Kurt Klein.
Schellenmarkt auf dem Biereck in früherer Zeit

in Raitenbuch bei Lenzkirch