Pfingsten war im Schwarzwald je
nach Gebiet die Krone des Hirtenlebens. In den Zeiten als das gesamte Vieh den
ganzen Sommer über noch von Hirten auf die Weide getrieben wurde, war jeder
Hirte bestrebt, am Pfingstmorgen möglichst vor Tagesgrauen sein Vieh auf die
Weide auszutreiben. Zumeist war der erste Austrieb traditionell an Pfingsten.
Der Früheste erhielt den Namen Frühspitz und durfte an diesem Tage sein Vieh
mit Blumenkränzen und Bändern um die Hörner zieren; der zuletzt Austreibende
wurde mit Spottnamen „Pfingstdreck“, „Pfingstlümmel“ oder „Pfingstputz“
gebrandmarkt. Er musste seinem Vieh belaubte, birkene Zweige um die Hörner und
teilweise um den Schwanz binden. Daher hat auch das Sprichwort „Herausgeputzt
wie ein Pfingstochse“ seinen Ursprung.
Am Pfingstmontag wurde dann der
„Pfingstputz“ oder „Pfingstbär“ mit Birken- und Tannenreisig, Haselnusslaub und
Buchenzweigen eingehüllt. Er wurde mit einer Kuhglocke und einer Maske aus Baumrinde
versehen und durch die Straße des jeweiligen Dorfes geführt.
Die Hirten trugen für das
Pfingstfest Ginster und anderes Reisig für das „Pfingstfeuer“ zusammen. Am Samstag, nachdem das Vieh im
Stall versorgt und die Dämmerung hereingebrochen war, wurde der Stapel angezündet. Ringsum auf den Bergen waren die
Pfingstfeuer zu sehen. Alsbald ging das Rätseln um, wer hatte das größte
„Pfingstfeuer“?
Am Pfingstsonntag haben die
Hirten frei und bekommen, nach dem Mittagessen ein Trinkgeld, um auf den
Glocken- und Schellenmarkt zu gehen. Bekannt waren die Schellenmärkt auf dem
Biereck bei Hofstetten und auf dem Fohrenbühl bei Lauterbach.
Am Pfingstsonntagnachmittag, ehe
der Weidegang für den Sommer begann, sammelten sich die Hirten auf der Höhe des
Elztales unweit der Heidburg und hielten Glockenrevue. Jeder Hirte brachte
die Glocken mit, die er an sein Haupttier zu hängen gedachte, um am Glockenton
zu hören, wo das Vieh weidet, wenn es sich vom Hirten entfernte. Da wurden dann
Glocken vertauscht und in allen Tonarten die Glöcklein probiert, die einsam
über die Berghalden hintönen sollten den Sommer über und hineintönen in das
stille Kinderherz der Hirtenknaben, so berichtet Hansjakob in seiner
„Jugendzeit“
Aus ähnlichen Anlass wurden
teilweise Pfingstspiele, wie der "Pfingstdreck" aufgeführt. So im Fußbach, einem Seitental der Kinzig. Kinzigtäler Buben zogen als Hauptmann und Soldaten
mit Säbel verkleidet, heischender Weise von Hof zu Hof. Der Kleinste wurde
spotthalber als „Hemdenschisser“ betitelt. Dieses uralte bäuerliche
Fruchtbarkeitsbrauchtum soll zeigen, dass nun die Macht des Winters mit seine
letzten Ausläufern, den Eisheiligen, besiegt ist, so berichtet uns Kurt Klein.
in Raitenbuch bei Lenzkirch |