Freitag, 15. April 2016

Was verbirgt sich hinter der Scheideck bei Kandern?



Hecker und Struve konnten im Vorparlament in Frankfurt 1848 ihre republikanischen Ideen nicht durchsetzen. Ihre Vorstellung war, dass jetzt nur noch  Waffengewalt entscheiden könne. Das Volk sollte zu den Waffen gerufen werden und mit der Waffe in der Hand eine republikanische Verfassung erzwingen. Eine weitere Führungsfigur, Joseph Fickler, zuständig für die Unterstützung deutscher Demokraten aus der Schweiz und Frankreich wurde in Karlsruhe verhaftet. Gleichzeitig heizte die Stimmung an, dass das Großherzogtum württembergische und bayerische Truppenverstärkungen bekam.



Aus dieser Situation rief Hecker am 12. April in Konstanz die Republik aus. Am 13. April zog er mit 50 Mann in der Hoffnung los, dass viele Gleichgesinnte sich anschließen würden. Aber anstatt der erhofften mehreren tausend Mann schlossen sich nur einige schlecht bewaffnete Hundertschaften an. Ihr Ziel war es, nach Donaueschingen, Freiburg und dann nach Offenburg zu ziehen.



Angesichts der württembergischen Truppen in Donaueschingen hatte Struve für die am 15. April anrückenden Freischälerhaufen von Hecker freien Abzug vereinbart. Also visierte Hecker Freiburg an, um dort in der Konfrontation mit badischen Truppen ein Überlaufen der Soldaten zu erreichen.



Um dem Höllental auszuweichen hatte Hecker mit seinen 1.000 Freischälern den Weg über das Wiesental und Schwarzwaldrand gewählt. Bei Kandern erfuhr Hecker am 20. April,  dass in Schliengen 2.400 Mann hessische und badische Truppen mit Geschützen lagerten. Hecker zog sich nach Steinen zurück, um einem Kampf auszuweichen. Der liberale General von Gagern ergriff die Initiative zu einem Gespräch mit Hecker auf der Brücke bei Kandern und versuchte Hecker vergebens zum Aufgeben zu bewegen.



Auf der nahe liegenden Scheideck kam es schließlich zum Gefecht, die badischen Truppen liefen nicht über. General von Gagern wurde vor seinen Truppen reitend von zwei Freischälern erschossen. Aber schon nach den ersten Schüssen stoben die Freischälern auseinander. Sie ergriffen die Flucht und versuchten bei Rheinfelden über den Rhein in die Schweiz zu entkommen. So versuchte es auch Hecker. In der Schweiz erfuhr er, dass auch die Kolonne von Struve sich nach den ersten Schüssen aufgelöst hat.
Hecker und General von Gagern bei Kandern
 
General von Gagern wird auf der Scheideck erschossen