Im Jahre 1871 wurde Hertha Schottländer
in eine großbürgerliche, jüdische Familie geboren. Ihr Vater war ein
erfolgreicher Getreidehändler aus Breslau. Hertha, die mit einem Bankier und
Gutsbesitzer verheiratet war, verliebte sich in den Regimentskommandeur Wilhelm
Isenbart. Sie fasste den zur damaligen Zeit mutigen Entschluss und ließ sich
scheiden. Sie überwarf sich deswegen mit ihrem Vater, der ihr den noch zustehenden
Erbanteil in beträchtlicher Höhe auszahlte und heiratete Wilhelm Isenbart – im
Rang eines Generalmajors. Dieser wurde jedoch aus dem Heeresdienst entlassen, da er eine
geschieden und zudem noch jüdische Frau geheiratet hatte.
Damit endete nicht nur eine
erfolgsversprechende Offizierskarriere sondern auch Herthas brennender Wunsch
nach gesellschaftlicher Anerkennung in Adels- und Offizierskreisen. Der
zerstörte Traum wurde durch rastlose Reisen und Kuren überbrückt.
1908 verstarb ihr Gemahl in Ägypten. Von
da an lebte die „Generalin“ nur noch für die Realisierung des Wunsches, eine
bleibende Stätte des Gedächtnisses an den Verstorbenen in Form eines
Offiziersgenesungsheim zu schaffen. Es sollte eine Einrichtung sein, die den Namen des
Ehemanns trug. Dies wollte sie Kaiser Wilhelm II zum Geschenk machen,
um dadurch wiederum die notwendige Reputation zu erhalten und sich in
Offizierskreisen bewegen zu können.
Mit Hilfe des Begleitarztes des früheren
Ehepaares, Dr Schiffer, und anderen bekannten Persönlichkeiten nahm das Projekt
Bühler Höhe langsam Gestalt an. Das luxuriös gestaltete Kurhaus sollte für 12
Generäle Platz bieten. Es beinhaltete daneben einen Wohntrakt für sie selbst,
einen Flügel für die Bediensteten, einen Ärzteflügel und einen Bädertrakt. In
einiger Entfernung sollte das Sanatorium für Dr Schiffer entstehen. Im Frühjahr
1911 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Man mag sich die damaligen
Schwierigkeiten dieses Vorhabens vorstellen. Vor allem weil keine
Infrastruktur vorhanden war.
Im Juli 1912 hatte Hertha Isenbart die
Gelegenheit, im Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel eine Audienz mit Kaiser Wilhelm
und seiner Gemahlin, Victoria, zu bekommen. Dort konnte sie ihren Schenkungsgedanken vortragen. Der Kaiser schien dem Vorhaben zunächst etwas skeptisch gegenüber zu
stehen, denn er verlangte neben der Schenkung noch ein Barkapital von 3
Millionen Mark. Noch skeptischer war der Kriegsminister, der zum Ausdruck
brachte, dass dem preußischen Offizier wohl ein einfaches Feldbett mit Stuhl
und Tisch zum Wohnen genüge. Schließlich hat Wilhelm II doch in die Schenkung
eingewilligt. Die Übergabe des Hauses sollte im September 1914 erfolgen.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges im
August bedeutete eine beträchtliche Zäsur in der Geschichte der Bühler Höhe.
Mit der Kriegserklärung wurde das Genesungsheim für Offiziere erst einmal in
Frage gestellt. Die Arbeiten verlangsamten sich und konnten erst im Oktober
1914 fertiggestellt werden. Das Sanatorium wurde als Reservelazarett für
Offiziere benutzt. Das Kurhaus blieb dagegen leer stehen. Das Vermögen von
Hertha Isenbart war größtenteils im Ausland angelegt und durch die
kriegerischen Ereignisse nicht mehr zugänglich. Sie fürchtete einen Bankrott.
Ihr Lebenswerk schien zerstört, zumindest war sie nicht am Ziel ihrer Träume
angelangt. Dazu kamen menschliche Enttäuschungen, da der ihr nahestehende Dr
Schiffer eine junge Frau aus dem österreichischen Adel heiratete. Hertha quälte
sich immer mehr mit Depressionen, denn ihr Traum war zerbrochen: Kein Reich,
keine Generäle, keinen Kaiser, das Millionenvermögen dahin geschmolzen.
Ein letztes Mal nahm sie in der Hertha
Hütte Platz, ließ um 22.00 Uhr plötzlich
alle Fenster aufleuchten, da sie noch
einmal ihr Schloss von hier und bei Nacht beleuchtet sehen wollte. Mit einer
Schlafmittelüberdosis nahm sie sich im Juli 1918 in großer Haltung ihr
hochschwingendes Leben.
Hotel Bühler Höhe von der Herta Hütte aus |