Donnerstag, 7. April 2016

Was verbirgt sich hinter der Uhr des Sultans?



Anfänglich nahmen die Glasträger die Uhren neben ihren Glasprodukten mit auf ihren Verkaufstouren. Das einträgliche Geschäft wollten aber die Uhrmacher auch selber mitnehmen. So gingen sie nach der Schneeschmelze auf Wanderschaft und verkauften ihre im Winter produzierten Uhren selber auf den Höfen und Städten. Sehr schnell merkten sie jedoch, dass es besser war, daheim Uhren zu produzieren und der eigenen Großfamilie oder vertrauenswürdigen Personen den Verkauf der Uhren anzuvertrauen.



1720 machten sich die ersten Uhrenträger mit ihren Krätzen voller Uhren auf Wanderschaft. Die Verkaufsgebiete dehnten sich immer weiter aus, so tauchten im Rheinland, Böhmen, Sachsen, Frankreich,  Holland, Ungarn und Italien, später Rußland die Uhrenträger aus dem Schwarzwald auf. Die Familien blieben grundsätzlich im Schwarzwald weiter wohnen. Das war einer der Grundsätze der Uhrenträgerkompanien, die sich ab 1740 bildeten und sehr streng organisiert waren. Unterwegs wurden Stapelplätze angelegt, um den jeweiligen Nachschub zu garantieren. Erst im 19 Jahrhundert blieben Uhrenträger in England und Frankreich mehrere Jahre, um im Alter aber doch wieder zurück zu kehren und um ein Hofgut zu erwerben.



Matthias Faller aus Friedenweiler gründete 1770 mit seinen 5 Brüdern eine Uhrenträgerkompanie, die den Uhrenhandel nach Vorderasien betrieb. 1779 zog er mit seinen Uhren direkt nach Konstantinopel. Dem damaligen Sultan des Osmanischen Reiches überbrachte er eine Spieluhr als Geschenk und wurde gnädig aufgenommen. Er erhielt einen „Fermann“, der ihm den Verkauf von Uhren ohne jegliche Abgabe erlaubte soweit des Sultans Machtbereich reichte.



Nach zehn Jahren kehrte er als vermögender Mann in die Schwarzwaldberge zurück. Er ließ sich von den Uhrmachern in seiner türkischen Kleidung bestaunen. Ungläubig hörten diese von fremden Sitten und Gebräuche, die jegliches Vorstellungsvermögen der Schwarzwälder überforderte. Kurz vor seiner zweiten Heimreise wurde er allerdings in Konstantinopel  1794 ermordet und ausgeraubt.



Die Uhren mussten natürlich dem türkischen Geschmack angepasst werden. Die Uhrenschilder bekamen einen türkischen Zahlenring, die Bemalung zeigte neuartige Zierrade unter besonderer Hervorhebung des Halbmondes sowie Figuren in türkischer Tracht. Die Spieluhren durften keine abendländische Musikspieltöne tönen lassen sondern Weisen, wie sie den Ohren der Muslime behagen.
Lackschilduhr für den türkischen Markt