Anfänglich nahmen die Glasträger die
Uhren neben ihren Glasprodukten mit auf ihren Verkaufstouren. Das einträgliche
Geschäft wollten aber die Uhrmacher auch selber mitnehmen. So gingen sie nach
der Schneeschmelze auf Wanderschaft und verkauften ihre im Winter produzierten
Uhren selber auf den Höfen und Städten. Sehr schnell merkten sie jedoch, dass
es besser war, daheim Uhren zu produzieren und der eigenen Großfamilie oder
vertrauenswürdigen Personen den Verkauf der Uhren anzuvertrauen.
1720 machten sich die ersten Uhrenträger
mit ihren Krätzen voller Uhren auf Wanderschaft. Die Verkaufsgebiete dehnten
sich immer weiter aus, so tauchten im Rheinland, Böhmen, Sachsen, Frankreich, Holland, Ungarn und Italien, später Rußland
die Uhrenträger aus dem Schwarzwald auf. Die Familien blieben grundsätzlich im
Schwarzwald weiter wohnen. Das war einer der Grundsätze der
Uhrenträgerkompanien, die sich ab 1740 bildeten und sehr streng organisiert
waren. Unterwegs wurden Stapelplätze angelegt, um den jeweiligen Nachschub zu
garantieren. Erst im 19 Jahrhundert blieben Uhrenträger in England und
Frankreich mehrere Jahre, um im Alter aber doch wieder zurück zu kehren und um ein
Hofgut zu erwerben.
Matthias Faller aus Friedenweiler
gründete 1770 mit seinen 5 Brüdern eine Uhrenträgerkompanie, die den
Uhrenhandel nach Vorderasien betrieb. 1779 zog er mit seinen Uhren direkt nach
Konstantinopel. Dem damaligen Sultan des Osmanischen Reiches überbrachte er
eine Spieluhr als Geschenk und wurde gnädig aufgenommen. Er erhielt einen „Fermann“,
der ihm den Verkauf von Uhren ohne jegliche Abgabe erlaubte soweit des Sultans
Machtbereich reichte.
Nach zehn Jahren kehrte er als vermögender Mann in die Schwarzwaldberge zurück. Er ließ
sich von den Uhrmachern in seiner türkischen Kleidung bestaunen. Ungläubig
hörten diese von fremden Sitten und Gebräuche, die jegliches
Vorstellungsvermögen der Schwarzwälder überforderte. Kurz vor seiner zweiten
Heimreise wurde er allerdings in Konstantinopel
1794 ermordet und ausgeraubt.
Die Uhren mussten natürlich dem
türkischen Geschmack angepasst werden. Die Uhrenschilder bekamen einen
türkischen Zahlenring, die Bemalung zeigte neuartige Zierrade unter besonderer
Hervorhebung des Halbmondes sowie Figuren in türkischer Tracht. Die Spieluhren
durften keine abendländische Musikspieltöne tönen lassen sondern Weisen, wie
sie den Ohren der Muslime behagen.
Lackschilduhr für den türkischen Markt |