Freitag, 20. September 2024

Was verbirgt sich hinter der Kapelle im Tennenbachtal?

Kloster Tennenbach

Wer von Emmendingen auf den Hausberg, dem Eichberg, wandert hat von der 43 m hohen Kanzel einen herrlichen Rundblick über den Schwarzwald, Vogesen und den Schweizer Jura. Beim Blick zum Hühnersedel fällt einem eine einsame Kapelle am Straßenrand im breiten Tennenbachtal auf. Diese Kapelle ist das einzige Überbleibsel eines mächtigen Klosters.

Das Zisterzienserkloster Tennenbach wurde um 1160 auf Initiative von Kloster Friensberg in der Nähe von Bern vom späteren Abt Hasso gegründet. Es entwickelte sich zu einem der bedeutendsten und größten Klöster im südwestdeutschen Raum. Ihm unterstanden die Zisterzienserinnenklöster Güntersthal, Lichtenthal, Wonnethal und Friedenweiler.

1723 zerstörte ein Brand viele Gebäude des Klosters. Allerdings trieb damals Abt Leo Münzer den Wiederaufbau des Barockklosters stattlicher denn je voran.  Doch schon 1782 war das Kloster von einer Aufhebungswelle des Kaisers Joseph II betroffen, wie alle vorderösterreichischen Klöster. Doch der mächtige Abt konnte dies bei einem Besuch in Wien abwenden. Aber nachdem die Säkularsierung als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete beschlossen  worden war, hat das Großherzogtum Baden die Aufhebung des Klosters 1806 vorangetrieben.

Die 20 Ordensgeistliche und Laienbrüder verließen das Kloster, obwohl ihnen Wohnrecht zugesagt war. Der Großteil ging nach Kärnten und der Rest betätigte sich als Pfarrer und Lehrer in der Umgebung. Die Bibliothek wanderte 1809 zur Universität Freiburg, die Besitztümer des Klosters wurde verkauft. Dagegen war die großräumige aber abgelegene Abtei völlig unverkäuflich und damit ein schwerer Ballast für den badischen Domänenetat. Auch die Verpachtung als Strohmanufaktur oder Ähnliches, alles zerplatze wie Seifenblasen, als es um die Finanzen ging.

Wenn gar nichts geht, Soziales geht immer: Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde die Region Aufmarschgebiet gegen Frankreich. Österreicher, Badener, Württemberger und Russen alles war da. Es diente 1813/14 als Lazarett, ebenso wie 1815 nach der Schlacht von Waterloo, als die Soldaten zurückfluteten. Gleichzeitig entwickelte sich in den leerstehenden Gebäuden die „Thennenbacher Colonie“ d.h. eine Bettler- und Asozialensiedlung, die sich zum Schrecken der Umgebung entwickelte. Bis 1835 wurde die Siedlung mit Gewalt geräumt,  die Personen notfalls nach Amerika abgeschoben, bis die Gebäude leerstanden. Diese wurden anschließend  demoliert und auf Abbruch versteigert. Das Tennenbacher Münster  wurde Stein für Stein abgebrochen und wieder als evangelische Ludwigs-Kirche in Freiburg aufgebaut. Sie sank 1944 nach einem Bombenangriff in Schutt und Asche.

Dass die abseits stehende gotische Kirchhof- oder Krankenkapelle als einziges Gebäude der Nachwelt erhalten blieb, war dem Umstand zu verdanken, dass der Erwerber sie nicht bezahlen konnte. Nach ihrer Entweihung 1836 diente die 1310 erbaute Kapelle als Geräteschuppen trotz aller Proteste des erzbischöflichen Ordinariats. 1898 wurde sie von Stadtpfarrer Sachs aus Emmendingen restauriert, ebenso 1957 renoviert.

Die der Muttergottes geweihte Kapelle zeigt über dem Eingang das Wappen des Abtes Antonius und die Jahreszahl 1721. 2011 wurde die „Schwarze Madonna“ feierlich aufgestellt. Sie stammte aus dem alten Kloster. Die Kapelle wird vorwiegend für Hochzeiten genutzt.

Kapelle Tennenbach