Kloster Tennenbach |
Wer von Emmendingen auf den Hausberg, dem Eichberg, wandert hat von der 43 m hohen Kanzel einen herrlichen Rundblick über den Schwarzwald, Vogesen und den Schweizer Jura. Beim Blick zum Hühnersedel fällt einem eine einsame Kapelle am Straßenrand im breiten Tennenbachtal auf. Diese Kapelle ist das einzige Überbleibsel eines mächtigen Klosters.
Das
Zisterzienserkloster Tennenbach wurde um 1160 auf Initiative von Kloster
Friensberg in der Nähe von Bern vom späteren Abt Hasso gegründet. Es
entwickelte sich zu einem der bedeutendsten und größten Klöster im
südwestdeutschen Raum. Ihm unterstanden die Zisterzienserinnenklöster
Güntersthal, Lichtenthal, Wonnethal und Friedenweiler.
1723 zerstörte
ein Brand viele Gebäude des Klosters. Allerdings trieb damals Abt Leo Münzer
den Wiederaufbau des Barockklosters stattlicher denn je voran. Doch schon 1782 war das Kloster von einer
Aufhebungswelle des Kaisers Joseph II betroffen, wie alle
vorderösterreichischen Klöster. Doch der mächtige Abt konnte dies bei einem
Besuch in Wien abwenden. Aber nachdem die Säkularsierung als Entschädigung für
den Verlust der linksrheinischen Gebiete beschlossen worden war, hat das Großherzogtum Baden die
Aufhebung des Klosters 1806 vorangetrieben.
Die 20
Ordensgeistliche und Laienbrüder verließen das Kloster, obwohl ihnen Wohnrecht
zugesagt war. Der Großteil ging nach Kärnten und der Rest betätigte sich als
Pfarrer und Lehrer in der Umgebung. Die Bibliothek wanderte 1809 zur Universität
Freiburg, die Besitztümer des Klosters wurde verkauft. Dagegen war die
großräumige aber abgelegene Abtei völlig unverkäuflich und damit ein schwerer
Ballast für den badischen Domänenetat. Auch die Verpachtung als Strohmanufaktur
oder Ähnliches, alles zerplatze wie Seifenblasen, als es um die Finanzen ging.
Wenn gar nichts
geht, Soziales geht immer: Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde die
Region Aufmarschgebiet gegen Frankreich. Österreicher, Badener, Württemberger
und Russen alles war da. Es diente 1813/14 als Lazarett, ebenso wie 1815 nach
der Schlacht von Waterloo, als die Soldaten zurückfluteten. Gleichzeitig
entwickelte sich in den leerstehenden Gebäuden die „Thennenbacher Colonie“ d.h.
eine Bettler- und Asozialensiedlung, die sich zum Schrecken der Umgebung
entwickelte. Bis 1835 wurde die Siedlung mit Gewalt geräumt, die Personen notfalls nach Amerika
abgeschoben, bis die Gebäude leerstanden. Diese wurden anschließend demoliert und auf Abbruch versteigert. Das
Tennenbacher Münster wurde Stein für
Stein abgebrochen und wieder als evangelische Ludwigs-Kirche in Freiburg
aufgebaut. Sie sank 1944 nach einem Bombenangriff in Schutt und Asche.
Dass die abseits
stehende gotische Kirchhof- oder Krankenkapelle als einziges Gebäude der
Nachwelt erhalten blieb, war dem Umstand zu verdanken, dass der Erwerber sie
nicht bezahlen konnte. Nach ihrer Entweihung 1836 diente die 1310 erbaute
Kapelle als Geräteschuppen trotz aller Proteste des erzbischöflichen
Ordinariats. 1898 wurde sie von Stadtpfarrer Sachs aus Emmendingen restauriert,
ebenso 1957 renoviert.
Die der
Muttergottes geweihte Kapelle zeigt über dem Eingang das Wappen des Abtes
Antonius und die Jahreszahl 1721. 2011 wurde die „Schwarze Madonna“ feierlich
aufgestellt. Sie stammte aus dem alten Kloster. Die Kapelle wird vorwiegend für
Hochzeiten genutzt.
Kapelle Tennenbach |