Freitag, 1. November 2024

Was verbirgt sich hinter mancher früherer Wallfahrt?

St Roman Wallfahrtskirche

Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war die große Zeit der Wallfahrten. Ziele der damaligen religiösen Bevölkerung waren der Hl. Jakobus in Santiago di Compostella, Spanien, die Schwarze Madonna des Klosters Einsiedeln, Schweiz, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg bei Elzach, Maria zu den Ketten in Zell a. H. oder einfach der Hl. Romanus in St Roman.

Eine Wallfahrt zum Hl. Romanus nach St Roman ist seit dem 14. Jahrhundert verbürgt. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1922/23 in der jetzigen Form umgebaut. Nur das Sakramenthäuschen stammt aus 1481. Die heutigen Pfarrkinder kommen aus drei politischen Gemeinden Wolfach, Oberwolfach und Schenkenzell, wohnen in zwei Landkreisen, dem Ortenaukreis und dem Kreis Rottweil und gehören dennoch zu einer selbstständigen Pfarrei an. Der Pfarrverweser in Wolfach, Ginshofer, veranstaltete während seiner Amtszeit 1859 einen Bittgang nach St Roman wie jedes Jahr an Pfingsten und lud auch die Gläubigen aus Oberwolfach dazu ein.

Der Pfarrverweser erflehte mit dieser Wallfahrt für die österreichischen Waffen in der Entscheidungsschlacht von Solferino am 24. Juni 1859 zwischen Frankreich, dem Königreich Sardinien und Österreich einen glänzenden Sieg für diese. Droben in St Roman angekommen, hielt er mit dem ihm eigenen markigen Worten eine packende Predigt. Entsprechend schloss er diese voll Pathos mit den Worten: “Österreich, an Kampf und Siegen reich, wird auch diesmal wieder glänzend aus dem Kampf hervorgehen“! Ganz erbaut von den trefflichen Worten machten sich die Wallfahrer wieder auf den Heimweg. Und sie beteten das ganze Langenbacher Tal hinunter nach Wolfach wieder tapfer darauf los.

Als die Bittsteller in Wolfach bei der Stadtbrücke angekommen waren, verbreitet sich die soeben angekommene Nachricht, dass die Österreicher radikal geschlagen worden seien. Verdutzt und ernüchtert von dieser unerwarteten Nachricht, schlichen die Wallfahrer leise nach Hause.

Am Abend als der Pfarrverweser ins Wirtshaus ging, um sich mit einem Viertel zu stärken, denn die missglückte Wallfahrt hat ihm auf den Magen geschlagen. Natürlich  begrüßte ihn sofort ein Teilnehmer der Wallfahrt mit den Worten: „Aber Herr Pfarrverweser hitt hott unser Sach au gar nix g’fruchtet“. „Weiß wohl, ich hatte auch nicht geglaubt, dass die Sache so eindeutig ausfallen würde“, meinte der Pfarrverweser: „Nun, trotzdem hat das Beten heute allen Wallfahrer nicht geschadet!“

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In Schonach auf dem Rohrhardsberg steht beim Ramselhof ein renoviertes Kapellchen, das der Hl Maria Königin (Patrozinium 22.8.) geweiht ist. Die Bäuerin Hilde Hettich erzählte, dass ihr Urgroßvater regelmäßig nach Einsiedel wallfahrte. Traurig war nur der Hofhund, der sonst immer mit seinem Herrchen unterwegs war, dass er immer daheim bleiben sollte. Eines Tages, als die Zeit der Wallfahrt nach Einsiedeln kam, brach auch der alte Bauer zur Wallfahrt wieder auf und sprach zu seinem Hund, dass er hier bei Hof und Familie zu bleiben habe.

Da der Hund aber an jenem Tag nicht an der Kette lag, folgte er seinem Herrchen in großen Abstand Richtung Einsiedeln. Der Bauer Andreas Hettich erreichte sein Ziel, betrat die Gnadenkapelle mit den vielen Gläubigen und kniete nieder, um ein Dankesgebet zu sprechen. Er erschrak aber nicht schlecht, als ihn von hinten plötzlich voller Freude ein Hund stupfte Sein Hofhund war ihm den ganzen Weg unbemerkt gefolgt. Die Geschichte sei in einem Deckengemälde der Klosterkirche festgehalten, so erzählte die Bäuerin. 

Ramselhofkapelle Schonach