Freitag, 31. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter Laufenburg, der Erzstadt an den Rheinstromschnellen?

Laufenburg 2010

Laufenburg, eine der vier Waldstädten neben Waldshut, Bad Säckingen und Rheinfelden, besteht aus zwei Städten: Laufenburg/ Baden mit seinen 10.000 Einwohnern
  und Laufenburg AG im schweizerischen Kanton Aargau mit seinen knapp 4.000 Einwohnern. Laufenburg wurde als Erzstadt bekannt, wegen seiner Stromschnellen –den Kleinen Laufen- berüchtigt und seinem Lachsfang berühmt.

Seit der Karolingerzeit besaß das Reichsfrauenstift Säckingen weite Ländereien entlang des Rheins. Die Zehnten für das Kloster wurden in der Gegend um Laufenburg abgeliefert. Daraus entstand mit der Zeit ein bedeutender Marktplatz. Im Jahr 1173  belehnt Kaiser Friedrich I Barbarossa die Grafen von Habsburg mit dem Gebiet Laufenburg, der Engstelle und den Stromschnellen im Rhein, die sich zum Bau einer Rheinbrücke und damit zum Bau einer Stadt eignete. Die Stromschnellen bildeten sich, da die Rheinfluten die gerade zwölf Meter schmale Flussenge an der Spitze der felsigen Halbinsel passieren musste.  

1315 erlangte Laufenburg das Stadtrecht. Das südliche Ufer von Laufenburg war geschützt, da das Fricktal –heute zum Kanton Aarau gehörend- seit 1386 hoheitlich zu Vorderösterreich gehörte wie das gesamte Gebiet nördlich des Rheins. Laufenburg war „Erzstadt“, denn das Rohmaterial kam aus dem Fricktal, Kohlholz aus dem Hotzenwald und das „Hännerwuhr“ brachte das Wasser. Dies berichtete schon Sebastian Münster (1488-1552) in seiner Cosmographia, denn schon 1494 gründeten 33 Hammerschmiedemeister den Hammerschmiedbund. Die Kleine Laufen bildeten die Grundlage für ein weiteres einträgliches Gewerbe. Oberhalb der Stromschnellen mussten die Schiffe entladen werden, diese wurden auf Karren geladen, die leeren Schiffe an Seile durch das tosende Wasser gezogen und unterhalb wieder beladen. Auch die Flöße wurden oberhalb entbunden, einzelne Stämme durch die Stromschnellen geschickt und unterhalb wieder zusammengebunden. Im 19. Jahrhundert fuhren 2.500 Flöße durch Laufenburg. Auch der Flößer Trautwein musste mit seinem Floß vom Bodensee nach Straßburg seine bittere Erfahrung machen. Unterhalb der Stromschnellen sammelten sich die Lachse auf dem Weg zu ihren Laichplätzen flußaufwärts. Mit großen Netzen, die an Kranen befestigt waren, wurden diese aus dem Fluss gefischt. Dies war das dritte einträgliche Gewerbe in der Stadt.

1797 wurde das Fricktal nach dem Frieden von Campo Formio ein französisches Protektorat. Nach dem Frieden von Lunéville wurde Laufenburg in zwei Teile geteilt. Die südliche Rheinseite mit Großlaufenburg und 800 Einwohnern wurde 1802 der Eidgenossenschaft zugewiesen, das nördliche Ufer mit der damaligen Vorstadt und 270 Köpfen dem Großherzogtum Baden.

Ab 1908 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung mit dem Bau des ersten großen Fließwasserkraftwerk –Kraftwerk Laufenburg- flußabwärts ein.  Um den erforderlichen Rückstau für das Wasserkraftwerk zu bekommen, wurde das Flussniveau um 10 m angestaut, die Felsen auf der schweizerischen Seite wurden gesprengt. Einige darauf gegründete Häuser mussten weichen. Durch das Aufstauen verschwanden die Stromschnellen. Es verschwand im Stadtbild nicht nur Romantik sondern wirtschaftliche Interessen gingen verloren. Der Gütertransport wurde vom Fluss auf die Eisenbahn verlagert, Überfischung und Uferbereinigung vertrieben die Lachse. Die alte Holzbrücke wurde durch eine leistungsfähigere ersetzt.

Beide Laufenburgs konnten 1914 das erstmals quer zum Rhein stehende Kraftwerk abschließen, ist heute immer noch Vorbild für Laufwasserkraftwereke und ist heute Motor für die wirtschaftliche Entwicklung beider Städte. Es produziert 700 Mio KW und versorgt 750.000 Kunden mit dem alltäglichen Strom.

Laufenburg 1789


Freitag, 24. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Wendelinusheiligtum in Bottenau?


Wendelin als Hirte mit Schaf oder Schwein abgebildet ist ein katholischer Heiliger, der in der Wendelinusbasilika in St Wendel im Saarland beerdigt ist. (Patrozinium 20.10.) Er soll im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein. Wendelin ist der Patron der Bauern und gilt als Schutzheiliger der Bedrängten.

Erster Hinweis auf eine Wendlinskapelle in Bottenau bei Nußbach im Renchtal ist ein Lehensbrief 1591. Dort ist vom „Fröschberg“ in Bottenau „unterhalb des Kernenehofs bei St Wendel“ die Rede. Es handelte sich wohl um eine private Hofkapelle, die St Wendel geweiht war. 1714 fand ein Bauerngericht in Bottenau statt und diese beschloss mit Zustimmung der Gemeinde, die alte Wendelinuskapelle abzureißen und ein größeres Kirchlein zu bauen. Gründe waren die furchtbare Pest 1634/35, der 30jährige Krieg, die nachfolgenden Erbfolgekriege. Denn mit dem Friedensschluss 1714 wollte die Bevölkerung mit dem Kirchleichlein Gott und St Wendelin für die Errettung Dank sagen.

Der Aufschwung der St Wendelinuswallfahrt war so stark, dass schon 1756 eine neue größere Kirche gebaut werden musste. Die Wallfahrer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung sondern auch aus dem ganzen Renchtal und der Ortenau. Am Pfingstdienstag und am Wendelinstag wurden feierliche Prozessionen mit Musik, Kreuz, wehenden Fahnen und dem Bild des hl Wendelin  abgehalten. Die neue Kapelle bot die Möglichkeit den ansteigenden Zahlen der Wallfahrer, eine feierliche Prozession zu erleben.

Aus den steigenden Zahlen der Pilger floss mittlerweile ein stetiger Strom an Spenden. So konnte das Bottenauer Bauerngericht die Schulden und Zinsen vom Bau der Kapelle abbezahlen. Weiterhin war es möglich Bau und Unterhalt des Mesnerhauses, die Gottesdienste, die jährliche Armenunterstützung, Meßgewänder, Kelche und Kerzen zu bezahlen. Bis in das 20. Jahrhundert brauchte die Kirche keine Gelder für die Kapelle aufwenden.

Französische Revolution, die Aufklärung unter dem Österreichischen Kaiser Josef II, der Kulturkampf in den 1860er Jahre in Baden, die Naziherrschaft konnten St Wendel und ihrer Wallfahrt nichts von dem Zutrauen und Bedürfnis der Pilgerwallfahrt nehmen. 1945 verwechselte ein französischer Panzerfahrer die Statue des hl Wendelins auf dem Kapellenturm mit einem deutschen Beobachter und schoss mit einer Panzergranate den Turm der Kapelle ab.

Nach dem 2. Weltkrieg kam sehr schnell das Bedürfnis wieder eine Wendelinuswallfahrt festlich zu feiern. Über 10.000 Besucher verfolgten die Wallfahrt nach St Wendel mit anschließender Pferdesegnung. Auch berühmte Personen ließen es sich nehmen, wie Franz von Papen 1954 und 1956 oder der Erzbischof von Straßburg 1957 an dieser Reiterwallfahrt teilzunehmen. Selbst 2023 waren 104 Pferde und eine Kutsche bei der St Wendelinuswallfahrt.

Die einschiffige Kapelle findet ihren Abschluss in der Apsis. Die kniende Gestalt des heiligen Wendelin krönt den Altar und ist einbezogen in das Chorapsisgemälde, das Decke, gewölbte Chorwand und Langhaus verbindet. Es stellt den hl Wendelin dar, die Schafe hütend, ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit Engeln, darüber die Allerheiligste Dreifaltigkeit, im Hintergrund Nußbach mit der alten romanischen Kirche.

Neben der Kapelle steht eine kleine Waldkapelle. In ihr wird ist das barocke Gnadenbild von St Wendel, Pfarrei Nußbach-Bottenau untergebracht. Es wurde 1936 vom Dachboden geholt und restauriert. Unterhalb der der Wendelinuskapelle liegt der Wendelinbrunnen. Bei Viehkrankheiten tränken die Bauern ihre Tieren mit diesem Wasser, um sie vor Krankheit zu schützen.



 

 

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Schicksal der Anna Maria H.?

 


Seit dem 14. Jahrhundert wird von der Wallfahrt zum hl Romanus am 9.8. (Patrozinium) berichtet: „Suchst du einen Mann, wallfahre nach St Roman“! Das Sakramentshäuschen der Wallfahrtskirche zeigt gotische Stilelemente, die auf 1481 zurückweisen. Weil die Bedeutung und Einnahmen der Wallfahrt so zunahmen, wurde 1784 St Roman eine eigene Pfarrei eingerichtet. 1902 erhielt die Wallfahrtskirche ihren Turm. Die jetzige Kirche wurde durch die großzügigen Spenden und Spanndienste der Bauern von St Roman in der heutigen Größe 1922/23 gebaut. Die Hofzeichen in der Kirche zeugen noch heute vom Opfersinn der St Romaner Höfe.

Politisch gehörte St Roman ab 1246 zum Stab Kinzichental und bis 1800 zu Fürstenberg, ab 1832 war es eine eigene Gemeinde Kinzital und wurde 1971 nach Wolfach eingemeindet. Zu St Roman gehört das Sulzbächle, Elmlisberg, St Roman, der obere Langen- und Übelbach mit dem Sargenberg sowie der Waldlehne.

In der Abgeschiedenheit der Wälder liegt der Elmlisberg mit seinen wenigen Höfen umgeben von riesigen Wäldern. Aber hier schlug das tragische Schicksal zu. Eine der jungen und hübschen Töchter des Bauern stellte fest, dass sie schwanger geworden ist. Man kann heute nicht mehr ermessen, welches Schicksal das in der Zeit des 18. Jahrhunderts bedeutete. Standesgemäße Hochzeit auf einen der Höfe ade, ein Leben lang als Magd herumgestoßen zu werden. In einer dunklen Stunde der Not brachte Anna Maria ihr Neugeborenes um. Es kam, wie es kommen musste, die Tat ließ sich nicht verheimlichen, die Obrigkeit erfuhr von der schrecklichen Tat und forderte Bestrafung und Sühne.

Das Malefizgericht wurde in Wolfach als Amtsstadt einberufen, das sich jeweils aus 6 Wolfacher und Hausacher Ratsherren, unter diesen meist der Schultheis, zusammensetzte. Mindestens sieben Richter mussten auf „schuldig“ plädieren. Was auch geschah und deswegen das Urteil „Tod durch Schwert“ lautete. Für den Todestag durfte sich die Verurteilte ein von ihr selbst gewähltes Henkermal bestellen. Zur bestimmten Stunde ertönte das Armsünderglöcklein. Von Henkersknechten und Wächtern wurde sie zu Fuß begleitet, gefolgt von den Beamten, Richtern und der Geistlichkeit, Schultheis und Amtsbürgermeister hoch zu Ross. Von allen Seiten strömte das schaulustige Volk herbei und schließt sich drängend dem Zug an. Bei dem „Cäpelin“ unweit der Siechenbrücke wird kurz Halt gemacht. Vor dem Bild des Gekreuzigten und der beiden Schächer erweckte die Verurteilte Reue und Leid. Die Menge erflehte Gottes Barmherzigkeit. Doch schon setzte sich alles wieder in Bewegung zur Richtstätte auf dem Galgenbühl, dem heutigen Gelände der Fa Sachtleben AG, Nähe der Einmündung des Kirnbachs in die Kinzig..

Jakob Seidel als Scharfrichte will mit der Hinrichtung sein Meisterstück bestehen. Dagegen hat sich der Oberamtmann von Schwab an die Regierung von Donaueschingen gewandt. Seine Bedenken waren, dass es wie beim Vater sich ereignen könnte, ein Fehlschlag beim Meisterstück der Hinrichtung. Dafür hatte Anna Maria einen zu starken Anhang und kam von einem der angesehensten Höfe aus St Roman. Er befürchtete Unruhen bei einem unglücklichen Streich. Deswegen wurde bei Anna Maria der Triberger Scharfrichter Johann Georg Steinmayer vorgesehen, sehr zum Ärger der Familie Seidel.

Der Kapuzinerpater Vicarus der Vätter zu Haslach begleitete Anna Maria zur Richtstätte, 8000 Schaulustige wohnten der Hinrichtung bei. Die arme, gezopfte und geputzte Sünderin, musste kniend vor der Hinrichtung „den unterthänigsten Dank für ihr gnädiges Urtheil öffentlich aussprechen“ und zeigte viel Zerknirschtheit und reumütige Ergebenheit. Sie ging tapfer, wie ein Mensch, der weiß, warum er mit dem Leben abgeschlossen hat, in den Tod. Sie wurde nach sehr selten erteilter Gnade auf dem Wolfacher Friedhof begraben, anstatt an der Richtstätte verscharrt zu werden.

Galgen von Triberg heute


Freitag, 10. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter der Rußhütte von Freudenstadt?

Freudenstadt Rußhütte 1979

Bisher bekannt als steinerner Zeuge eines ausgestorbenen Waldgewerbes ist die Rußhütte in Enzklösterle, 1829 erbaut und 1992/94 vollständig restauriert. (Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?)

Beim Kienrußbrennen wurde der begehrte Kohlenstoff gewonnen, der vor allem für schwarze Ölfarbe, Stiefelschmiere, Ofenschwärze, Druckerschwärze, Tusche, Pigmentpaste und sonstige Färbemittel benötigt wurde.

Benötigt wurde harzhaltiges Material wie Harz- oder Pechgrieben, Pechreste beim Salbenbrennen oder harzige Nadelholzzapfen und Nadelholzreisig von Tanne, Fichte und Kiefer. Dieses Material wurde unter Luftmangel verbrannt bzw verschwelt. Die rußbeladenen Verbrennungsgase leitete man in den Rußfang d.h. in ein Stein-Gewölbe. Der Brennofen stand entweder im Freien daneben und musste über den sog. Rußfang verbunden sein oder der Ofenstand in einem angrenzenden Raum und entließ den rußigen Rauch durch eine Wandöffnung direkt in den Rußfang.

Die gröberen Partikel setzten sich in den Rußsäcken ab. Das waren schlauchartige zusammengenähte Säcke. Der grobere Ruß setzte sich früher ab wie der feinere, so dass verschieden Qualitäten gewonnen werden konnten. Die Filtertücher mussten von Zeit zu Zeit ausgeklopft werden, im Gewölbe des Rußfangs wurden ebenfalls Wände und Boden abgekehrt. Die unterschiedlichen Qualitäten des Rußes wurden in Fässern gelagert und kamen zum Verkauf.

Aber auch in Freudenstadt gibt es eine Rußhütte, was den Wenigsten bekannt war: Am 21. April 1725 richteten die beiden Freudenstädter Bürger und Taglöhner Hannß Georg Rubin und Frantz Buchmann ein Gesuch um Errichtung einer Rußhütte an die herzogliche Rentkammer. Sie sollte in einem abgelegenen, abgesonderten Feld hinter den Salpeterhüttenplatz innerhalb des Walls errichtet werden. Gleichzeitig wurde versichert, dass die notwendigen Rohstoffe wie Brennholz und Harz bei den Bauern im Alpirsbacher Amt und im Fürstenbergischen und nicht im Freudenstädter Forst beansprucht werden sollte.

1849 wurde die Rußhütte in Betrieb genommen und dürfte wohl 20 Jahre in Betrieb gewesen sein. Es wurde Ruß z. B. für Pflegemittel und Druckerschwärze gewonnen. Sie bestand aus zwei Vollgeschossen mit Dachstuhl darüber, unter der Grasnarbe befand sich der Gewölbekeller. Die Spuren der Rußproduktion konnte man im Rußkeller noch sehen. Nach 20 Jahre in Betrieb wurde die Rußhütte zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut - mit mehreren Anbauten. Die habe man mittlerweile aber entfernt, so das Denkmalamt. So war die Rußhütte in der Stuttgarter Straße dahin geschlummert.

Wegen der Verlegung der B 28 vom Kniebis – Freudenstadt- Stuttgart herkommend mit der B 462 Baiersbronn – Freudenstadt vierspurig unter Tage als Tunnellösung, war die Rüßhütte in der Stutttgarter Straße im Weg. Deswegen wurde sie vom Regierungspräsidium,  Denkmalamt und der Stadt Freudenstadt 5 Kilometer weiter in die kommende Gartenschau im Christophstal verlegt. Jeder der 10.000 Buntsandsteine wurde einzel abgetragen und mit Nummern versehen und im Chistophstal wieder aufgebaut. Auch das Dach wird noch wie früher die Holzschindeln bekommen. Die Stadt Freudenstadt sucht für die Nutzung nach der Gartenschau einen Pächter. Die Kosten dürften im Bereich von 1.8 Mio € liegen. Wobei die Stadt Freudenstadt 200000 € zu tragen habe.

 

Rußhütte wieder aufgebaut





Rußhütte Schema

Montag, 6. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem ehemaligen Eisenwerk Hausen im Wiesental?

Eisenwerk Hausen um 1800

Hausen im Wiesental mit seinen knapp 2.500 Einwohnern wurde um 800 n. Chr. wohl gegründet und gehört heute zum Kreis Lörrach. Es lag direkt an der Grenz zwischen der badischen Markgrafschaft und an den vorderösterreichischen Besitzungen der Habsburger, die ab Zell begann. Mit Einführung der Reformation in Baden-Durlach durch Markgraf Karl II im Jahr 1556 war dies auch eine konfessionelle Grenze.

Im 17. Jahrhundert nahmen die Gründungen der Eisenhüttenbetriebe am südlichen Schwarzwaldrand zu, denn die Industrialisierung und Aufrüstung beim Militär forderten Eisen. Neben Laufenburg standen Eisenwerke in Wehr, Murg, Säckingen, Albruck und Eberfingen – alle am Rhein. Dazu kamen im südlichen Schwarzwald St Blasien, Kutterau, Tiefenstein und Gutenburg. Bei Hausen boten drei Gründe für die Ansiedlung eines Eisenwerks: Keine ertragreiche Landwirtschaft, Wasserkraft der Wiese und den Holzreichtum des oberen Wiesentals.

1680 schlossen Markgraf Friedrich Magnus und ein gewisser Löwel einen Vertrag über den Bau und Betrieb eines Eisenwerks in Hausen, das nur Eisenerz verarbeiten soll. Der Margraf stellt dem Unternehmen kostenlos Erz aus landeseigenen Gruben und Holz aus herrschaftlichen Wäldern zur Verfügung. Der Bau des Eisenwerkes stand unter Aufsicht von markgräflichen Beamten. Beschäftigt werden sollten nach Möglichkeit die eigenen Untertanen. Eigentümer des Werkes wurde der Markgraf, für jeden Zentner Eisen sollte eine Abgabe bezahlt werden, mindestens aber 600 Reichstaler im Jahr. Und schon 1682  wurde das erste Eisen im Werk Hausen gegossen.

Auf Eseln und Mauleseln gelangte das Erz von Kandern ins Werk. In einer Scheuer lagerte die Holzkohle, in der Nähe der Schmelzofen, in dem vom Eisen die Schlacken getrennt wurden. Die Eisenklumpen wurden in der Hammerschmiede von schweren Hämmer, angetrieben von der abgeleiteten Wiese, bearbeitet.

Die Betriebsführung blieb auch nach Löwel –er wurde 1688 von den Behörden verhaftet- in der Hand von Pächtern. Von 1718 bis 1736 nahm die Markgrafschaft wenig erfolgreich die Betriebsführung selber vor. Erst mit der Verpachtung an den Basler Samuel Burkhardt und seinen  Familiennachfolgern begann ein anhaltender Aufschwung bis 1770. Das Werk gab nicht nur vielen Leuten Arbeit, im Dorf nahmen Huf-, Nagel-, Ketten- und Spangenschmiede das Eisen  des Werkes ab, der Rest wurde in die Schweiz verkauft.

Die markgräfliche Verwaltung war dieses Mal besser auf die Übernahme des Eisenwerkes vorbereitet und brachte es gerade in der Zeit von 1800 bis 1865 quantitativ und qualitativ auf den Höhenpunkt. Mittlerweile gehörten über sieben Groß- und vier Kleinhämmer zum Eisenwerk, 1822 wurde das Hammerwerk in Zell dazugekauft. Es wurden 12.000 Zentner Draht- sowie Flach- und Rundeisen produziert. Nach 1806 war in der Amtssprache vom bisherigen „Eisenwerk“ zur „Großherzoglichen Badischen Hüttenverwaltung“ die Rede.

1836 trat das Großherzogtum dem deutschen Zollverein bei und kamen mit der Zeit in turbulente Schwierigkeiten, denn billiges Steinkohleeisen eroberte den Markt. Der Bau der Eisenbahn bis Basel schaffte die Möglichkeiten des billigen Transportes, die Eisenproduktion mit Holzkohle war nicht mehr rentabel. 1861 wurde das Zeller Werk versteigert und 1865 ging das Hüttenwerk ein. Schon 1828 hatte der Finanzausschuss des Landtages der Regierung empfohlen, das Werk zu verkaufen, da der Staat nicht der beste Unternehmer sei.

Für 125.000 Gulden erwarb Carl Grether aus Schopfheim 1865 das Hüttenwerk, da er eine Florettseidenspinnerei darin errichtete. 1880 wurde das Gebäude zu einer Kammgarnspinnerei ausgebaut. 1894 ging es an die „Mechanische Buntweberei Brennet“. 1992 wurde es stillgelegt, später abgerissen, um heute als „Gewerbegebiet Eisenwerk“ neu erschlossen zu werden.

 

Freitag, 26. September 2025

Was verbirgt sich hinter dem Konkurrenten des Triberger Wasserfalls


Der berühmte Triberger Wasserfall ist in ganz Deutschland  als der höchste Wasserfall des Schwarzwaldes bekannt. Er ergießt sich über 163 m in sieben Stufen in die Tiefe und endet in Triberg im Ort. Siehe „Was verbirgt sich hinter der Talsperre über dem Wasserfall von Triberg?“

Wer vom Feldberg über den Stübenwasen nach Todtnau wandert, kommt im Grenzbereich zwischen Todtnauberg, Aftersteg und Todtnau zum Todtnauer Wasserfall. Das Stübenbächle vom Feldbergmassiv kommend stürzt sich in fünf Stufen teils frei insgesamt 97 m in die Tiefe. Die vorletzte und höchste Stufe beträgt 60 m und ist damit die bei weitem höchste Einzelstufe der deutschen Mittelgebirge.

Er durchfließt das Hochtal von Todtnauberg. Unterhalb des Zinkens Hangloch stürzt der Bach unvermittelt in eine Felskerbe mit zwei wenige Meter hohen Fallstufen. Nach kurzer Fließstrecke folgt ein polternder Fall von ungefähr 12 Metern Höhe, um dann über eine breite Fallkante von rund 60 m in einer vielfach gegliederten Hauptstufe hinabzustürtzen. Nach einem letzten 4 m hohen Absatz rauscht das Stübenbächle weitere 140 m steil hinab dem Schönenbach entgegen. Seit 1987 steht der Wasserfall unter Denkmalschutz. In kalten Winternächten gefriert der Wasserfall zu einem bizarren Gebilde überdimensionaler Eiszapfen.

Von der Straße Todtnau zum Notschrei ist der Wasserfall in der ersten großen Kurve rechts zu sehen. Vor allem während der Schneeschmelze oder nach heftigem Regen spritzt der Wasserregen umher und bildet bei Sonnenschein einen Regenbogen.

In einer Entfernung von 300 m östlich der oberen Fallstufe befindet sich der Monolith „Schatzstein“. Der Felsblock weist merkwürdig eingemeiselte Zeichen auf. Die einen behaupten, dass es sich um Markscheider-Zeichen über die Lage der Gruben oberhalb des Wasserfalls handelt. Andere behaupten, dass es die genaue Lage eines Geldschatzes bezeichne, der zur Zeit des französischen Einfalls um 1795 von Feinden auf der Flucht vor den Österreicher vergraben worden sein soll. Ein französischer Offizier aus Nancy habe um 1830 seinen Todtnauer Quartierleuten in einem offenen Brief die genaue Stelle des vergrabenen Schatz bezeichnet. Es wurde schon oft gegraben, aber nichts wurde gefunden.

Der Wasserfall ist von Parkplätzen der Orte Todtnauberg und Aftersteg erreichbar. Oberhalb und unterhalb der Hauptstufe queren Stege den Wasserfall. Mittlerweile besuchen 500.000 Besucher im Jahr den Wasserfall. Als besondere Attraktion wurde 2023 eine 450 m lange Hängeseilbrücke „Blackforestline“ beim Todtnauer Wasserfall eröffnet, die 120 m über dem Talgrund verläuft. 5 Mio Euro wurden dafür investiert.

Todtnaubeg Schatzstein


Freitag, 19. September 2025

Was verbirgt sich hinter dem Postverkehr Freiburg und dem oberen Wiesental?

Postbus 1920

Nach der Säkularisierung des Klosters St Blasiens verschob sich der Verwaltungs- und Handlungsmittelpunkt von St Blasien nach Freiburg. Nach 30jährigem Bitten der Bevölkerung wurde 1847 die Straße im Schönenbach von Todtnau zum Notschrei durch Friedrich Julius Gerwig fertig gestellt. (Was verbirgt sich hinter dem Notschrei).

Im Sommer 1860 wurde endlich eine Pferdeomnibuslinie Freiburg – Schönau im Wiesental eingerichtet. Die Fahrtzeit von Freiburg nach Todtnau betrug 4,5 Stunden, die Rückfahrt wegen der Steilstrecke zum Notschrei eine Stunde länger. Der Todtnauer Rößlewirt hielt in seiner Station drei Postkutschen, zwei Chaisenschlitten und dazu 10 Pferde bereit – zugleich für die Linie Todtnau-Schönau. Die mehrspännigen Postkutschen der Post wechselten am Gasthof Sterne-Post in Oberried und am Steinwasen  ihre Gespanne, für immer frische Pferde stand dort ein Gastschuppen zur Verfügung. 1909/10 fuhren täglich zwei Postkutschen.

Der Fortschritt der Technik machte auch hier nicht halt: Die Strecke Freiburg nach Todtnau sollte motorisiert werden. 1919 fand in Freiburg eine Besprechung wegen der geplanten Einrichtung einer staatlichen Kraftwagenlinie Freiburg – Todtnau statt. Der Plan war für damalige Verhältnisse so kühn, dass zur Sitzung Vertreter des Landes Baden, der Bezirksämter Freiburg, Schönau, der Wasser- und Straßeninspektion Freiburg, der Generaldirektion der bad. Staatseisenbahnen sowie Bürgermeister und Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden geladen waren. Die Kraftwagenlinie sollte, wenn möglich, ganzjährig betrieben werden, und zwar im Sommer dreimal und Winter zweimal täglich.

Von den beteiligten Gemeinden an der Strecke  verlangte das Finanzministerium insgesamt einen Zuschuss von 35.000 Mark. Auch der Gastwirt Wißler von der Halde war mit 100 Mark dabei. Selbst das abgelegene Hofsgrund, welches ebenfalls von der beim Gasthaus Steinwasen –Posthilfsstelle- zu errichtenden Haltestelle die Einrichtung benutzen könnte, sollte einen Beitrag von 500 Mark zahlen. Bei Ablehnung sollte in Steinwasen lediglich eine Brief- und Paketpostbeförderung, aber keinesfalls eine Personenbeförderung für Hofsgrund stattfinden.

Mit einer „Festfahrt“ wurde am 29. Juli 1920 die Kraftwagenlinie mit Wagen je 18 Sitzen eröffnet. Doch schon wenige Monate nach der Eröffnung der Kraftwagenlinie stellten sich die erwartenden Probleme ein: Starker Schneefall ließ nur einen eingeschränkten Verkehr zu, denn die Linie wurde nur bis zur Schneegrenze betrieben. Die an der Einrichtung der Linie beteiligten Ämter und Gemeinden vereinbarten, Schneeräumungsarbeiten durchzuführen. Es sollten  hierfür höhere Löhne gezahlt werden,  weil die arbeitsfähigen Bewohner der angrenzenden Gemeinden großenteils gegen hohe Löhne im Bergwerk arbeiteten und nur  ganz wenige Pferde für die Schlittenführung vorhanden waren.

Frau Sieglinde Rombach geb. Kreutz kann sich erinnern, dass in den 1940er Jahren bei starkem Schneefall, die Busse nur bis zum Steinwasen verkehrten, die Busfahrer übernachteten dort. Die Fahrgäste liefen entweder zu Fuß weiter oder wurden mit einem Schlitten weiter befördert.

Poststelle Steinwasen 1920


 

 

 

 

  

Freitag, 12. September 2025

Was verbirgt sich hinter der Todtmooser Wallfahrt?

Unserer lieben Frau

Erst im 12. Jahrhundert begann die Besiedlung der Höhenrücken des unfruchtbaren Hotzenwaldes. Förderlich für diese Entwicklung war die Entstehung von Schmelzhütten von Laufenburg bis Wehr aufgrund der Erzfunde im Klettgau und Fricktal. Das notwendige Holz für die Schmelzöfen kam per Scheitholzflösserei von den bewaldeten Bergrücken. Mit der zunehmenden Waldarbeit wuchs die Zuwanderung von Tirol und der Schweiz. Ihre tiefe Volksfrömmigkeit mit der Marienverehrung ließ die ersten Kapellen entstehen.

Walter von Klingen, der Lehensherr mit Sitz in Wehr, schenkte 1260 den Wald im oberen Wehratal dem Bischof von Konstanz und dem Ordensschloss Beuggen mit der Weisung, eine Kirche zu bauen. Dies fiel in die Zeit der urkundlich belegten Gründung von Todtmoos 1268. Die Kapelle wurde zur Pfarrkirche vergrößert, um die tiefgläubigen Holzfäller und Wallfahrer zu versorgen. Gleichzeitig kam das Gebiet zu den Habsburgern.1319 schenkte Herzog Leopold von Österreich die gesamte Kirchengemeinde Todtmoos dem Benediktinerkloster St Blasien. Somit konnte Todtmoos von dem Geld und der Prunksucht der Äbte von St Blasien profitieren.

Schon 1300 war aus dem ursprünglichen Kirchlein eine prachtvolle Steinkirche entstanden, 1391 wurde die Kirche großzügig um Chor und Sakristei erweitert. Dazu kam gegenüber dem Todtenbach das Pfarrhaus als Leutpriesterei. Das Wallfahrtszentrum forderte seinen Tribut, denn mittlerweile besuchten 25.000 Gläubige jährlich den Gnadenort. In den Wallfahrtsbüchern sind etliche Wunder durch die Fürsprache der Muttergottes von Todtmoos verzeichnet, angefangen Mensch- und Tierseuchen, Unwetter und Hungersnöte. Auch zwei große Pestwallfahrten der Städte Freiburg (1427) und Basel (1439), in deren Folge die Seuche zum Erliegen kam, halfen mit, den wundertätigen Ruf der Muttergottes zu verbreiten. Um den mehrtägigen Pilgerstrom zu bewältigen, gruppierten sich Pilgerübernachtungsstätten und Versorgungsbauten. Als Pilgerbrot oder Mitbringsel diente und dient bis heute der Todtmooser Lebkuchen.

Bis in die Schweiz und Elsaß überlegen sich die Gläubigen, wohin geht die nächste Dankes- oder Bittprozession  - Einsiedeln oder Todtmoos? Zumeist letztere oder bestenfalls beide. So wird urkundlich 1600 die Hornusser Wallfahrt erwähnt: Eine 42 km lange Wallfahrt von Hornussen im Fricktal, über den Rhein, Hotzenwald bis Todtmoos. Nur ab 1940 wegen des Zweiten Welkrieges, 2021/22 wegen Corona fand kein Pilgerzug statt. Bis heute sind noch zwischen 80 und 200 gläubige Männer, Frauen und Kinder unterwegs.

1628 wird auf Initiative des Abtes von St Blasien eine neue Basilika mit Chor und zwei Seitenschiffen am gleichen Ort errichtet. Sie wurde zur prunkvollsten Kirche Süddeutschlands. 1733 errichteten die Päpste von St Blasien das große  und exquisite Pfarrhaus, das gleichzeitig als Sommerresidenz der Äbte von St Blasien, den Mönchen als Wallfartbetreuer zur Unterkunft diente. In Folge der Säkularisation 1807 wurde es als reines Pfarramt heruntergestuft. Dies obwohl heute 60.000 Pilger seelsorgerisch betreut werden, die vom ersten Mai bis zum Rosenkranzfest im Oktober ins „Vaterunserloch“ pilgern. In der Zeit der Aufklärung, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, erlitten die Wallfahrt und Prozessionen als finsterer Zauber einen Einbruch. 1795 hob ein Hofdekret alle Wallfahrten im Breisgau auf. „…mit Rücksicht auf die benachbarten protestantischen Untertanen, die sich darüber beschwerten, dass katholische Gemeinden mit fliegenden Fahnen und Gesänge durch den evangelischen Breisgau zogen“. Verstärkt wurde dies noch durch die Säkularisierung des Klosters St Blasien 1807.

1987 gründeten im Pfarrhaus polnische Pauliner-Patres einen Konvent, der die Seelsorge der zahlreichen Wallfahrer übernahm.




Freitag, 5. September 2025

Was verbirgt sich hinter der Notwirtschaft Zuflucht auf dem Rossbühl?

Zuflucht 1840

Wer die L 92 von Oppenau hoch zum Rossbühl, dem nördlichsten Punkt des Kniebismassivs fährt, kommt nach der letzten Haarnadelkurve am Natur- und Sporthotel Zuflucht vorbei. Ein gediegenes Hotel der 3-Sternen-Klasse in Schwarzwälder Höhenlage mit einem herrlichen Aussichtsplatz auf die Rheinebene und Straßburg sowie im Winter einem Skihang auf 970 m Höhe. Ein Haus mit einer Geschichte von 218 Jahren.

Schon 1803 stellte der Oppenauer Sonnenwirt, Josef Schatzmann, den Antrag, auf dem Rossbühl ein Gasthaus errichten zu dürfen. Die Ablehnung der Obrigkeit war klar und deutlich: „Entlegene Wirtshäuser sind gewöhnlich Schlupfwinkel für Leute, die mit Zechen und Spielen und anderen Ausschweifungen sich der Polizeikonsultationen entziehen“.

Drei Jahre später ersteigerte der Oppenauer Joseph Börsig die baumlose Grinde auf dem Rossbühl als Sommerweide für sein Vieh, wohnte in einer Blockhütte und schenkte Wein an Fuhrleute und Reisende zur Stärkung aus. Schließlich pachtete Martin Braun aus Oppenau das Recht, eine Buschwirtschaft auf der Höhe zu betreiben. 1834 konnte der Neubau –Haus mit Stall, Remise und zwei Gästezimmer- bezogen werden, das nun ganzjährig bewohnbar war.

1835 tauchte ein neuer Pächter der Buschwirtschaft auf, Anton Beiser. Berühmt wurde er, als er ein Jahr später fünf Händler aus Württemberg, die in Oberkirch den Nikolausmarkt besuchten, rettete. Sie hatten sich auf dem Heimweg im hohen Schnee verirrt.  Beiser benannte seine Buschwirtschaft daraufhin in „Zuflucht“ um. Auch von weiteren Pächtern wurde immer wieder berichtet, dass sie Verirrten vor dem Erfrierungstot retteten.

Nahe der Buschwirtschaft lag die sog. Schwaben- oder Röschenschanze, eine Befestigung, die von 1796 stammte. Dort belebte ein 1860 errichteter hölzerner Aussichtsturm den Sommertourismus. Im 1870/71 Krieg konnte die Beschießung von Straßburg beobachtet werden.

Da die Verpachtung der Buschwirtschaft offensichtlich der Stadt Oppenau nicht genügend war, entschloss man sich, sie nach über 100 Jahren an Mathias Schmelzle und Sohn Christian zu verkaufen. Die beiden gingen auch bald den Neubau an, dass aus der Schutzhütte, Buschwirtschaft und bescheidenen, kleinen „Zuflucht“ ein renommiertes Höhenhotel entstand. Der gute Ruf zog Gäste aus dem In- und Ausland an. Durch Erweiterung und Modernisierung war bis zum Ersten Weltkrieg ein Höhenhotel mit 30 Zimmern mit 50 Betten entstanden. Nach und nach kamen elektrische Beleuchtung aus eigenem Elektrizitätswerk, Wasser- und Abwasserversorgung hinzu.

Der Sohn Christian führte ab 1923 das Hotel erfolgreich weiter. Auch er rettete elf angemeldete Gäste, die von Allerheiligen zum Hotel kommen wollten und nicht kamen. Der Suchtrupp fand sie halb erfroren in einer einsamen Hütte. 1925 wurde der Hotelkomplex nochmals um 23 Zimmer, Glasveranda und Landhaus erweitert. In den 1930er Jahren nutzte Porsche die kurvenreiche Bergstrecke der Oppenauer Steige, um die Leistung der luftgekühlten Motoren zu testen. Einer dieser Testfahrer, Karl Ott, heiratete eine der Schmelzle Töchter, so dass die Hotelführung ab 1958 unter dem Namen Ott in gleicher Familie weitergeführt wurde.

Nach dem Tode von Karl Ott 1967 modernisierte sein Sohn Rüdiger den gesamten Komplex, um den mittlerweile geforderten gehobenen Komfort bieten zu können. 1973 wollte Rüdiger Ott den gesamten Komplex um 100 Betten erweitern, Schwimmbad und weitere Freizeiteinrichtungen installieren. Die zuständigen Aufsichtsbehörden spielten aber nicht. Des Kämpfens müde gab Rüdiger Ott 1980 den Hotelkomplex auf und verkauften den Besitz an die Deutsche Jugendherbergswerk. Aber auch das wurde nach 26 Jahren wegen zu geringer Übernachtungen geschlossen. Nach dem Leerstand kaufte Alois Ritter 2012 den Komplex und baute es zu heutigen "Natur- und Sporthotel Zuflucht" um.

 

Zuflucht 70er Jahre


Freitag, 29. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zeller Rundofen?


Zell a.H. ist heute noch bekannt als Keramikstädtchen. Schon 1794 konnte Josef Anton Burger, ein geschickter und begabter Hafner, mit Erlaubnis des Rates der Stadt Zell eine Fayence Fabrik vor dem oberen Tor eröffnen. Der Erfolg gab Burger Recht, denn sein Material stand dem damals berühmten englischen und französischen Steingut in keinster Weise nach.

1819 verkaufte der Gründer Burger seine Anteile an seinen Teilhaber Lenz. Seine Töchter hatten kein Interesse am Steingut. Die Neffen Lenz, die mittlerweile die Keramikfabrik weiterführten, begannen 1842 die Steingut- oder Majolikafabrik auf die Porzellanherstellung umzustellen. Denn die Käufer bevorzugten auf einmal Porzellan, das mittlerweile auch für bürgerliche Schichten erschwinglich wurden.

Um die Umstellung 1842 erfolgreich hinter sich zu bringen, wurde mit dem Pferdefuhrwerk aus dem französischen Limonges Porzellanerde nach Zell gebracht. Weiterhin musste die Brennöfen auf höhere Temperaturen umgestellt werden. Wurde die Keramik bei  ca 1200° C gebrannt wurde beim Glasurbrand als zweiten Brand nur noch 1000°C benötigt. Während Porzellan bei 950°C gebrannt werden konnte und beim zweiten Brand, dem Glattbrand, bei vollständiger Sinterung bis 1400°C benötigt wurden. Es wurden hausgroße Rundöfen gebaut, um das Porzellan und die Keramik zu brennen. Das neue Porzellan brachten dem Unternehmen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen ein.

Einer dieser berühmten Rundöfen, die bis 1942 in Betrieb waren und durch Tunnelöfen ersetzt wurden, ist bis heute erhalten geblieben. Er hat einen Außendurchmesser von 10,3 m mit vier Etagen. Die Hitze zum Brennen des Porzellans verteilte sich über drei Etagen. Angefeuert wurde im Untergeschoss, genau darüber herrschten die höchsten Temperaturen bis zu 1500°C, um aus dem Koalin-Sand-Mineralien-Wasser-Gemisch Porzellan zu brennen. Die Urgewalt des Feuers stieg durch die Öffnung und Schächte von unten durch alle Etagen und brannte das Porzellan mit unterschiedlicher Temperatur. Der Brennvorgang zunächst mit Holz, später mit Kohle, dauerte bis zu 36 Stunden, das Abkühlen des Ofens mehrere Tage. Die Brenner arbeiteten tagelang in Ruß, Rauch und Hitze. Dabei hatten die Brenner die Glut immer fest im Blick. Beginn des Glühens 525°, dunkle Rotglut 700°, beginnende Kirschrotglut 800°, starke Kirschrotglut 900°, völlige Kirschrotglut 1000°, dunkle Gelbrotglut 1100°, helles Glühen 1200°, Weißglut 1300° C und mehr.

Nach zweieinhalb jähriger Bauzeit konnte der alten Rundofen als restauriertes Industriedenkmal erhalten werden. Das historische Gebäude wurde zu einem modernen Eventhaus umgestaltet. Der Zeller Rundofen soll ein wahres Multitalent werden: ein Ort der Begegnung, eine Galerie für Kunst, ein lockerer Treffpunkt, ein Raum für Fortbildung, ein Konzertsaal, eine nicht alltägliche Location für Trauungen und Feiern und nicht zuletzt eine authentische Stätte für all diejenigen, die auf den Spuren der jahrhundertalten Keramikproduktion wandeln wollen. Das Untergeschoss mit den
Feuerstellen und das Erdgeschoss bieten hier die Wissensbasis zur Keramikgeschichte. Der Rundofen ist ein Ort mit einzigartiger Atmosphäre für Veranstaltungen aller Art.

Zeller Rundofen Schema


Freitag, 22. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem offenen Ungehorsam der Hotzen?

J. Schupp 1858-1918

Die Hotzen, die bäuerliche Bevölkerung des Hotzenwalds, waren seit jeher ein freiheitlicher Volksstamm, der sich schon im 12. Jahrhundert immer wieder auf seine alten einmal zugesagten Rechte pochte, nur das österreichische Herrscherhaus akzeptierte und allen Veränderungen mit heftigem Widerstand begegnete -siehe: Was verbirgt sich hinter dem offenen Ungehorsam der Hotzen und Was verbirgt sich hinter den Salpeteraufständen?

Nachdem das Haus Österreich die Salpetereraufstände niedergeschlagen hatte und jeden Widerstand brutal unterdrückte, kehrte langsam Ruhe im Hotzenwald ein. Die Erinnerung an die Aufstände blieb und der Groll gegen die Obrigkeit vererbte sich in manchen Salpetererfamilien über Generationen.

Nach dem Übergang an Baden 1802 standen die eingefleischten Salpeterer der neuen Obrigkeit erst recht misstrauisch gegenüber. Anstelle des vertrauten Kaiserhauses in Wien war nun ein neuer –noch dazu evangelischer- Großherzog in Karlsruhe vorhanden, für den der Hotzenwald ein weit abgelegenes Dasein führte. Als dann der Generalvikar des Bistums Konstanz kirchliche Neuerungen einführte und die meisten Apostelfeiertag aufhob, lebte sogleich der alte Ungehorsam wieder auf. Dem badischen Staat verweigerten sie die Huldigung, Steuerzahlung und Militärdienst; Beschwichtigungsversuche schlugen fehl. So führte 1814 die Großherzogliche Verwaltung eine Accisabgabe (indirekte Steuer) auf selbstgebrannten Branntwein ein. Sofort wurde  schwarz gebrannt, als Strafe sollten die Brennkessel eingezogen werden. Die Polizeigardisten hatten weder den Mut, die Rädelsführer zu Hause oder nach dem Kirchgang zu verhaften. Sie wurden immer von einer aufgebrachten Menge geschützt.

1832 fingen die ersten Familien aus dem Bezirk Waldshut mit einem Schulstreik an und schickten die Kinder nicht mehr zur Schule. Sie verlangten eine Untersuchung, ob ihre Kinder in der rechten Religionslehre unterrichtet und sie selbst in den alten Gesetzen und Rechten behandelt würden.  Die Regierung ließ Familienväter wegen fortgesetzter Schulversäumnisse der Kinder inhaftieren. Aber auch monatelange Beugehaft brachte die Familienväter nicht zum Umdenken. Dagegen weitete sich der Schulstreik immer weiter aus. Auch die Impfungen wurden verweigert, weil dies ein sündhafter Eingriff in die göttliche Ordnung sei. Viele Salpeterer besuchten den Gottesdienst nicht mehr und riefen den Ortsgeistlichen weder zu Taufen noch ans Sterbebett. Als der Zehnte 1835 abgelöst wurde, ließen sie noch lange wie sie es vorher gewöhnt waren, die zehnte Garbe auf dem Feld liegen und verweigerten jedoch allen neuen Steuern.

Um den ausufernden Schulstreik zu beenden, wurde den Verurteilten eine Amnestie für alles zugesagt. Aber die Salpeterer erwiderten kalt: „Wir sind nur provisorisch an Baden übergeben, der Großherzog ist nur unser Stiefvater. Wir gehorchen nur dem österreichischen Prinzen Ferdinand. Als doch die ersten Väter bereit waren, ihre Kinder zur Schule zu schicken, wurden sie sofort freigelassen. Standen aber am nächsten Tag wieder vor der Haftanstalt, denn ihrer Frauen würden sich vor solchen weichen Männern scheiden lassen. Noch 1892 wurden Salpeterer zur Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie ihre Kinder nicht zur Schule schickten. Auch die 1869 eingeführte Zivilehe wurde von den Salpeterer abgelehnt. Sie gingen weder zum Standesamt, noch zur kirchlichen Trauung und zahlten keine Steuern.

Den konservativen Hauensteinern fiel es schwer, sich den geänderten politischen Verhältnissen anzupassen und was man ihnen als Trotz und Halsstarrigkeit auslegte, war oft eine Unbeholfenheit. Der letzte Salpeterer Josef Schupp verstarb 1918 und lehnte bis zu seinem Tode die Sterbesakramente ab.

1937 wurden 41 Gemeinden zum Notstandsgebiet Hotzenwald erklärt. Erst das neu gegründete Baden Württemberg leitete 1952 das Hotzenwaldprogramm ein, baute Straßen, zentrale Wasserversorgungen, Schulen und ein durchgehendes Elektrizitätsnetz.

Freitag, 15. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Holzbrücke von Forbach?


Forbach mit seinen knapp 5.000 Einwohnern liegt im mittleren Murgtal, ist die letzte badische Gemeinde. Es wurden die Gemeinden Gausbach und Langenbrand flussabwärts, Kirschbaumwasen und Raumünzach flussaufwärts und Bermersbach sowie Herrenwies 1974 eingemeindet. Die Gemeinde ist bekannt durch die Schwarzenbachtalsperre, das Rudolf-Fettweis-Werk und die alte Holzbrücke als historisches Denkmal.

Erste urkundliche Erwähnung von Forbach erfolgte 1360 in der Testamentsurkunde des Ebersteiner Heinrich dem II „uff dem dorfe Vorbach“. 1471 wird erstmals die Brücke in Forbach erwähnt. Zur damaligen Zeit führte die Handelsstraße von Gernsbach nach Freudenstadt über die Höhe, die „Alte Weinstraße“. Im Murgtal gab es nur schwer begehbare Karrenwege, Hochwasser und Überschwemmungen rissen alles mit sich, was im Uferbereich im Wege war. Die heutige Talstraße wurde erst 1778 bis Forbach angelegt.

1571 war es wieder mal soweit, dass die Schultheißen des Kirchspiels Forbach an die markgräflichen Räte eine Bittschrift erstellten, da die schon baufällige Brücke wegen eines „überschwänglich groß Gewässer“ schweren Schaden wie die Brücken von Weisenbach, Ottenau und Gernsbach genommen haben. Baden verlangte vom Amtsvogt nähere Informationen. Dieser legte Pläne und Muster von Meistern des Zimmerhandwerks vor. Der Amtsvogt bemerkte aber, dass dies nicht Brücken seien, wie sie er und andere bei Augsburg gesehen hätten. Der Graf von Eberstein schickte sogar einen Meister nach Augsburg zu seinem Schwager, dem Grafen von Fugger, „uff dass man solche Brucken besichtigen möchte lassen“. Aber alle Bemühungen waren nutzlos: Es wurde ein Brücke gleich den früheren gebaut, die aber „aufs best und stärkst“ befestigt war. Aber es war auch so früher. Die Seile mussten alle 30 Jahre spätestens erneuert werden. Bei jedem größeren Hochwasser rissen diese ab und dabei kamen auch immer Menschen ums Leben.

Als 1774 Markgraf Karl Friedrich dem Dorf einen Besuch abstattete, ließ er sich auch die alte Holzbrücke zeigen. Sie war mit der Zeit recht morsch geworden und gefährlich zu passieren, das überzeugte selbst den Markgrafen. Noch im selben Jahr wurde Ingenieur Lindemann beauftragt, einen Kostenvorschlag zu erstellen, so dass in den Jahren 1776-78 die neue Brücke gebaut werden konnte. Die ersten Schwierigkeiten begannen mit den harten Felsen am rechten Murgufer, in die die Widerlager gesprengt werden mussten. Nur unter größten Anstrengungen gelang es die mächtigen Stämme an die Murg zu schleifen, um mit dem letzten Floß diese nach Forbach vor dem Ende der Flößerzeit im Herbst zu flössen.

Kaum war die neue Brücke im Spätjahr 1778 neben der alten Brücke fertiggestellt, wurde sie von einem verheerenden Hochwasser am 25. Oktober 1778 weggerissen und unterhalb Gernsbach aus dem Wasser gefischt. Aber die neue Brücke hatte die erste Bewährungsprobe bestanden. Aus dem Jahr 1812 wird uns berichtet, dass die Brücke stark gefordert wurde, denn schwere Eisenfuhren von Gaggenau nach Christophstal mussten über sie gehen. Deswegen wurde ein Brückengeld erhoben, um die Ausbesserungen und Unterhalten bezahlen zu können. 1790 zogen die Franzosen über die Brücke, 1814 russische und österreichische Husaren.

1874 wurde in Forbach eine zweite Brücke wegen des zunehmenden Verkehrs der Murgtalstraße gebaut. Kurz vor der Jahrhundertwende fuhr der erste PKW über die alte Holzbrücke, Ende des Zweiten Weltkriegs sogar französische Panzer auf ihrem Vormarsch auf Freudenstadt. Aber mit der Zeit wurde sie doch morsch. Aber als die Brücke erneuert werden musste, stimmte die Bevölkerung mit „Ja“ aber nur in alter Ausführung. So geschah es auch und wurde 1955 dem Verkehr übergeben und ist bis heute das historische Denkmal in Forbach.


Donnerstag, 7. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Flößerei in und um Pforzheim?

Pforzheim Auer Wehr und Waag

In Pforzheim mündet die Nagold, die kurz zuvor die Würm aufgenommen, in der Vorstadt Au in die Enz, die in Besigheim in den Neckar mündet. Die Au war folgerichtig das Zentrum der Flößerei in Pforzheim, denn die Römer benutzten zum Transport von Holz die Flüsse.

Im 14. Jahrhundert besaß Baden die waldreichen Ämter Liebenzell und Altensteig an der Nagold und an der unteren Enz Besigheim. Folglich war das Interesse groß, eine Vereinbarung über die Flößerei in und um Pforzheim zu bekommen. Daher schloss der Markgraf Rudolf IV von Pforzheim mit dem Grafen Ulrich von Württemberg 1342 einen Floßvertrag auf Bitten von Heilbronn, der die Flößerei auf der Enz, Nagold, Würm und Neckar regelte. Er sollte die Enz bis Besigheim und den Neckar bis Heilbronn für die Flößerei öffnen. Wer hier flößen wollte, musste Zoll bezahlen. Von diesem wurden die Flussbauten und Floßgassen unterhalten. Die Flößer hatten auf dem Heimweg immer freies Geleit.

Markgraf Christoph erließ und bestätigt diese Zunftordnung aufs Neue. Die Flößer der Zunft in der Au  durften selber kein Holz schlagen oder  der Einbindestelle zuführen. Sie waren nur zur Flößerei berechtigt. Auch durfte beim Flößen nicht mehr als 5.000 Stück verflößt werden. Auch Kompaniegeschäfte waren verboten.

Die Flößer auf der Enbz und der Nagold durften ihr Holz nur bis Pforzheim flößen, mussten dort das Holz zum Weiterflößen oder zum Verkauf den Pforzheimer Flößer übergeben. Die Floßzeit wurde von Ostern bis zum Gallustag (16.10.) festgesetzt. Am Ostermontag veranstalteten die Flößer ihren Umzug in der Stadt und hielten ihren Rügungstag ab. Jeder Flößer musste festlegen, ob er als Schiffer oder Knecht fahren wollte. Zum Schluss wählte die Schifferzunft 4 Verordnete, die die Zunftaufsicht führten.

Im Jahr 1603 verkaufte der Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach aus Geldnot die Ämter Liebenzell und Altensteig an das Herzogtum Württemberg. Damit fehlten den Pforzheimer Flößern das badische Hinterland. Somit stieg Württemberg verstärkt in den Holzhandel ein. In der Zeit von 1988 führten Kriege und Brände zum Erliegen der Flößerei. Erst 1697 konnte die Nagold und ein Jahr später die Enz wieder floßbar gemacht werden.

Mittlerweile hatten die Holländer die Flößerei im Nordschwarzwald fest im Griff, ließen die Flöße von einheimischen Flößern bis Mannheim flößen und übernahmen dann diese bis Holland. 1713 hat das Herzogtum Württemberg Kompaniegeschäfte dh  Geschäfte vom Holzeinschlag bis zum Flößen vorzunehmen, zugelassen. Ebenso hat es 1725 verboten das Holz an badische Pforzheimer Flößer zu verkaufen. Folge war 1747 für den Pforzheimer Flößerzunftverein, in welchem alles zentral geregelt wurde, dass dieser in die Enz-Nagold-Murg-Kompanie aufgenommen wurde. Damit brach von 1758 bis 1788 eine neue Blütezeit der Flößerei bis nach Worms an, bis diese aufgelöst wurde. Nachfolge wurde die Calwer Kompanie unter Pforzheimer Beteiligung. Ab 1801 übernahm die Pforzheimer Holländer Kompanie das Floßgeschäft bis nach Holland.

Die Revolutionsjahre 1848/49 führte zur Verkleinerung der Pforzheimer Holländer Kompanie. Gleichzeitig kündigte sich die Eisenbahn als Konkurrent der Flößer an. Mitte des 19. Jahrhundert bildete die Eisenbahn Pforzheim-Mühlacker den Anschluss an die Rheintalbahn. In die Täler der Enz und Nagold fraß sich gleichzeitig das Eisenbahnnetz. 1865 war vom Württembergischen König die Scheitholzflößerei verboten worden. Die Kohle aus dem Ruhrgebiet und Saarland hatte sich mit Hilfe der Eisenbahn durchgesetzt. 1900 wurde die Pforzheimer Flößergenossenschaft aufgelöst. 1913 war das Ende der Flößerei auf Enz und Nagold besiegelt.

Freitag, 1. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kirchlein auf dem Roßberg?

Kapelle St Georg Rossberg

In Schenkenzell im Kinzigtal mündet das Reinerzauer Tal, zwischen diesem und dem Witticher Tal liegt der 750 m hohe Roßberg. Zwei Häuser und eine Kapelle begrüßen den Wanderer.

In einem päpstlichen Zehntbuch wurde 1275 erstmals der Pfarrer vom „Rosberch“ bzw dessen Pfarrkirche „ad sanctum Georgium“ (zum heiligen Georg) erwähnt, dass der zehnte Teil der Einkünfte  eingezogen worden war. Das Kirchlein auf dem Rossberg gehörte zu Schenkenzell und damit zur Herrschaft der Geroldsecker, war eine eigenständige Pfarrei. Das Einzugsgebiet umfasste den Roßberg, Kaltbrunn und die Höfe „ob der Wüste“ in Reinerzau. Das Kirchlein war dem hl Georg geweiht (Patrozinium 23.4.) 1481 wurde die selbständige Pfarrei auf Ersuchen des Klosters Wittichen 1481 aufgelöst, mit allen ihren Einkünften auf das Kloster übertragen und von dort mit einem „Beichtiger“ ausgestattet, der die ganze Pfarrei Roßberg versehen sollte. 1498 kam die gesamte Region durch Kauf bis heute an das Haus Fürstenberg.

1501 bekam der Roßberg hohen Besuch: Weihbischof Balthasar vom Bistum Konstanz wollte nach dem Rechten sehen. Er weihte das Kirchlein zu Ehren des hl Egidius und der hl Ursula, brachte den kleinen Friedhof in Ordnung, dass er für Beerdigungen wieder hergerichtet war. Der Tag der Einweihung sollte jedes Jahr mit einem St Georgsfest gefeiert werden. Einen Einbruch gab es, als Graf Wilhelm 1542 zum lutherischen Glauben wechselte. Die Pfarrkirche auf dem Rosßerg wurde 1547 teilweise abgerissen, die Glocken in Straßburg für Geschütze umgeschmolzen.

1577 wurde die Kapelle St Georg im Zuge der Gegenreformation wieder neu aufgebaut und zwar in der heute erhaltenen Form für bis zu 100 Gläubigen, die unzureichenden Grablegen in einen kleinen Friedhof umgewandelt.

Mit der Säkularisierung 1803 ging der Besitz der St Georgskapelle endgültig auf die Fürstenberger über. 1806 trat das Kirchlein Wittichen an die Stelle des Roßbergs. Damit fiel das Kirchlein langsam in den „Dornröschenschlaf“. Von den wenigen Höfen auf dem Roßberg wird berichtet, dass durch den unteren Hof bis 1870 die Landesgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzog Baden ging, so dass ein Teil des Hofes badisch, der andere württembergisch war. Als Grenzstein habe der Ofen gedient. Starb im Hause ein katholischer Bewohner, wurde er auf die badische Seite gebracht und in Wittichen beerdigt. Verstarb dagegen ein evangelischer wurde er auf die württembergische Seite gelegt und in Reinerzau beerdigt. Saß ein Landstreicher auf der württembergischen Ofenseite und kam ein königlicher Landjäger, so rutschte er schnell auf die badischen Seite der Ofenbank und der Landjäger konnte ihm nichts mehr anhaben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Kirchlein nochmals teilsaniert und es fanden dort regelmäßig Maiandachten statt. Aber dann folgte eine lange Zeit des Niedergangs und der Baufälligkeit. Im Jahr 2000 ließ die Fürstenfamilie ein Gutachten zu den Kosten einer Sanierung erstellen. Mit Einrichtung des Friedwalds Schenkenzell durch das Haus Fürstenberg nahm die Sanierung Fahrt auf. Mit finanzieller Hilfe des Landes, der Denkmalstiftung, des Hauses Fürstenberg, verschiedener Stiftungen, der Gemeinde Schenkenzell konnte ein Sanierungs- und Finanzierungskonzept auf gestellt und in zwei Jahren umgesetzt werden. Die reine Baukosten ohne Eigenleistungen betrugen knapp 150.000 €. 2017 konnten die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen.

Die Kapelle hat einen offenen Dachreiter mit zwei Glocken, der Hauptaltar mit Kreuzigungsszene, zwei Seitenaltäre mit zwei Heiligenfiguren und eine dreieckige Nische für das ewige Licht. 

Kapelle St Georg Rossberg