Freitag, 12. September 2025

Was verbirgt sich hinter der Todtmooser Wallfahrt?

Unserer lieben Frau

Erst im 12. Jahrhundert begann die Besiedlung der Höhenrücken des unfruchtbaren Hotzenwaldes. Förderlich für diese Entwicklung war die Entstehung von Schmelzhütten von Laufenburg bis Wehr aufgrund der Erzfunde im Klettgau und Fricktal. Das notwendige Holz für die Schmelzöfen kam per Scheitholzflösserei von den bewaldeten Bergrücken. Mit der zunehmenden Waldarbeit wuchs die Zuwanderung von Tirol und der Schweiz. Ihre tiefe Volksfrömmigkeit mit der Marienverehrung ließ die ersten Kapellen entstehen.

Walter von Klingen, der Lehensherr mit Sitz in Wehr, schenkte 1260 den Wald im oberen Wehratal dem Bischof von Konstanz und dem Ordensschloss Beuggen mit der Weisung, eine Kirche zu bauen. Dies fiel in die Zeit der urkundlich belegten Gründung von Todtmoos 1268. Die Kapelle wurde zur Pfarrkirche vergrößert, um die tiefgläubigen Holzfäller und Wallfahrer zu versorgen. Gleichzeitig kam das Gebiet zu den Habsburgern.1319 schenkte Herzog Leopold von Österreich die gesamte Kirchengemeinde Todtmoos dem Benediktinerkloster St Blasien. Somit konnte Todtmoos von dem Geld und der Prunksucht der Äbte von St Blasien profitieren.

Schon 1300 war aus dem ursprünglichen Kirchlein eine prachtvolle Steinkirche entstanden, 1391 wurde die Kirche großzügig um Chor und Sakristei erweitert. Dazu kam gegenüber dem Todtenbach das Pfarrhaus als Leutpriesterei. Das Wallfahrtszentrum forderte seinen Tribut, denn mittlerweile besuchten 25.000 Gläubige jährlich den Gnadenort. In den Wallfahrtsbüchern sind etliche Wunder durch die Fürsprache der Muttergottes von Todtmoos verzeichnet, angefangen Mensch- und Tierseuchen, Unwetter und Hungersnöte. Auch zwei große Pestwallfahrten der Städte Freiburg (1427) und Basel (1439), in deren Folge die Seuche zum Erliegen kam, halfen mit, den wundertätigen Ruf der Muttergottes zu verbreiten. Um den mehrtägigen Pilgerstrom zu bewältigen, gruppierten sich Pilgerübernachtungsstätten und Versorgungsbauten. Als Pilgerbrot oder Mitbringsel diente und dient bis heute der Todtmooser Lebkuchen.

Bis in die Schweiz und Elsaß überlegen sich die Gläubigen, wohin geht die nächste Dankes- oder Bittprozession  - Einsiedeln oder Todtmoos? Zumeist letztere oder bestenfalls beide. So wird urkundlich 1600 die Hornusser Wallfahrt erwähnt: Eine 42 km lange Wallfahrt von Hornussen im Fricktal, über den Rhein, Hotzenwald bis Todtmoos. Nur ab 1940 wegen des Zweiten Welkrieges, 2021/22 wegen Corona fand kein Pilgerzug statt. Bis heute sind noch zwischen 80 und 200 gläubige Männer, Frauen und Kinder unterwegs.

1628 wird auf Initiative des Abtes von St Blasien eine neue Basilika mit Chor und zwei Seitenschiffen am gleichen Ort errichtet. Sie wurde zur prunkvollsten Kirche Süddeutschlands. 1733 errichteten die Päpste von St Blasien das große  und exquisite Pfarrhaus, das gleichzeitig als Sommerresidenz der Äbte von St Blasien, den Mönchen als Wallfartbetreuer zur Unterkunft diente. In Folge der Säkularisation 1807 wurde es als reines Pfarramt heruntergestuft. Dies obwohl heute 60.000 Pilger seelsorgerisch betreut werden, die vom ersten Mai bis zum Rosenkranzfest im Oktober ins „Vaterunserloch“ pilgern. In der Zeit der Aufklärung, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, erlitten die Wallfahrt und Prozessionen als finsterer Zauber einen Einbruch. 1795 hob ein Hofdekret alle Wallfahrten im Breisgau auf. „…mit Rücksicht auf die benachbarten protestantischen Untertanen, die sich darüber beschwerten, dass katholische Gemeinden mit fliegenden Fahnen und Gesänge durch den evangelischen Breisgau zogen“. Verstärkt wurde dies noch durch die Säkularisierung des Klosters St Blasien 1807.

1987 gründeten im Pfarrhaus polnische Pauliner-Patres einen Konvent, der die Seelsorge der zahlreichen Wallfahrer übernahm.




Freitag, 5. September 2025

Was verbirgt sich hinter der Notwirtschaft Zuflucht auf dem Rossbühl?

Zuflucht 1840

Wer die L 92 von Oppenau hoch zum Rossbühl, dem nördlichsten Punkt des Kniebismassivs fährt, kommt nach der letzten Haarnadelkurve am Natur- und Sporthotel Zuflucht vorbei. Ein gediegenes Hotel der 3-Sternen-Klasse in Schwarzwälder Höhenlage mit einem herrlichen Aussichtsplatz auf die Rheinebene und Straßburg sowie im Winter einem Skihang auf 970 m Höhe. Ein Haus mit einer Geschichte von 218 Jahren.

Schon 1803 stellte der Oppenauer Sonnenwirt, Josef Schatzmann, den Antrag, auf dem Rossbühl ein Gasthaus errichten zu dürfen. Die Ablehnung der Obrigkeit war klar und deutlich: „Entlegene Wirtshäuser sind gewöhnlich Schlupfwinkel für Leute, die mit Zechen und Spielen und anderen Ausschweifungen sich der Polizeikonsultationen entziehen“.

Drei Jahre später ersteigerte der Oppenauer Joseph Börsig die baumlose Grinde auf dem Rossbühl als Sommerweide für sein Vieh, wohnte in einer Blockhütte und schenkte Wein an Fuhrleute und Reisende zur Stärkung aus. Schließlich pachtete Martin Braun aus Oppenau das Recht, eine Buschwirtschaft auf der Höhe zu betreiben. 1834 konnte der Neubau –Haus mit Stall, Remise und zwei Gästezimmer- bezogen werden, das nun ganzjährig bewohnbar war.

1835 tauchte ein neuer Pächter der Buschwirtschaft auf, Anton Beiser. Berühmt wurde er, als er ein Jahr später fünf Händler aus Württemberg, die in Oberkirch den Nikolausmarkt besuchten, rettete. Sie hatten sich auf dem Heimweg im hohen Schnee verirrt.  Beiser benannte seine Buschwirtschaft daraufhin in „Zuflucht“ um. Auch von weiteren Pächtern wurde immer wieder berichtet, dass sie Verirrten vor dem Erfrierungstot retteten.

Nahe der Buschwirtschaft lag die sog. Schwaben- oder Röschenschanze, eine Befestigung, die von 1796 stammte. Dort belebte ein 1860 errichteter hölzerner Aussichtsturm den Sommertourismus. Im 1870/71 Krieg konnte die Beschießung von Straßburg beobachtet werden.

Da die Verpachtung der Buschwirtschaft offensichtlich der Stadt Oppenau nicht genügend war, entschloss man sich, sie nach über 100 Jahren an Mathias Schmelzle und Sohn Christian zu verkaufen. Die beiden gingen auch bald den Neubau an, dass aus der Schutzhütte, Buschwirtschaft und bescheidenen, kleinen „Zuflucht“ ein renommiertes Höhenhotel entstand. Der gute Ruf zog Gäste aus dem In- und Ausland an. Durch Erweiterung und Modernisierung war bis zum Ersten Weltkrieg ein Höhenhotel mit 30 Zimmern mit 50 Betten entstanden. Nach und nach kamen elektrische Beleuchtung aus eigenem Elektrizitätswerk, Wasser- und Abwasserversorgung hinzu.

Der Sohn Christian führte ab 1923 das Hotel erfolgreich weiter. Auch er rettete elf angemeldete Gäste, die von Allerheiligen zum Hotel kommen wollten und nicht kamen. Der Suchtrupp fand sie halb erfroren in einer einsamen Hütte. 1925 wurde der Hotelkomplex nochmals um 23 Zimmer, Glasveranda und Landhaus erweitert. In den 1930er Jahren nutzte Porsche die kurvenreiche Bergstrecke der Oppenauer Steige, um die Leistung der luftgekühlten Motoren zu testen. Einer dieser Testfahrer, Karl Ott, heiratete eine der Schmelzle Töchter, so dass die Hotelführung ab 1958 unter dem Namen Ott in gleicher Familie weitergeführt wurde.

Nach dem Tode von Karl Ott 1967 modernisierte sein Sohn Rüdiger den gesamten Komplex, um den mittlerweile geforderten gehobenen Komfort bieten zu können. 1973 wollte Rüdiger Ott den gesamten Komplex um 100 Betten erweitern, Schwimmbad und weitere Freizeiteinrichtungen installieren. Die zuständigen Aufsichtsbehörden spielten aber nicht. Des Kämpfens müde gab Rüdiger Ott 1980 den Hotelkomplex auf und verkauften den Besitz an die Deutsche Jugendherbergswerk. Aber auch das wurde nach 26 Jahren wegen zu geringer Übernachtungen geschlossen. Nach dem Leerstand kaufte Alois Ritter 2012 den Komplex und baute es zu heutigen "Natur- und Sporthotel Zuflucht" um.

 

Zuflucht 70er Jahre


Freitag, 29. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zeller Rundofen?


Zell a.H. ist heute noch bekannt als Keramikstädtchen. Schon 1794 konnte Josef Anton Burger, ein geschickter und begabter Hafner, mit Erlaubnis des Rates der Stadt Zell eine Fayence Fabrik vor dem oberen Tor eröffnen. Der Erfolg gab Burger Recht, denn sein Material stand dem damals berühmten englischen und französischen Steingut in keinster Weise nach.

1819 verkaufte der Gründer Burger seine Anteile an seinen Teilhaber Lenz. Seine Töchter hatten kein Interesse am Steingut. Die Neffen Lenz, die mittlerweile die Keramikfabrik weiterführten, begannen 1842 die Steingut- oder Majolikafabrik auf die Porzellanherstellung umzustellen. Denn die Käufer bevorzugten auf einmal Porzellan, das mittlerweile auch für bürgerliche Schichten erschwinglich wurden.

Um die Umstellung 1842 erfolgreich hinter sich zu bringen, wurde mit dem Pferdefuhrwerk aus dem französischen Limonges Porzellanerde nach Zell gebracht. Weiterhin musste die Brennöfen auf höhere Temperaturen umgestellt werden. Wurde die Keramik bei  ca 1200° C gebrannt wurde beim Glasurbrand als zweiten Brand nur noch 1000°C benötigt. Während Porzellan bei 950°C gebrannt werden konnte und beim zweiten Brand, dem Glattbrand, bei vollständiger Sinterung bis 1400°C benötigt wurden. Es wurden hausgroße Rundöfen gebaut, um das Porzellan und die Keramik zu brennen. Das neue Porzellan brachten dem Unternehmen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen ein.

Einer dieser berühmten Rundöfen, die bis 1942 in Betrieb waren und durch Tunnelöfen ersetzt wurden, ist bis heute erhalten geblieben. Er hat einen Außendurchmesser von 10,3 m mit vier Etagen. Die Hitze zum Brennen des Porzellans verteilte sich über drei Etagen. Angefeuert wurde im Untergeschoss, genau darüber herrschten die höchsten Temperaturen bis zu 1500°C, um aus dem Koalin-Sand-Mineralien-Wasser-Gemisch Porzellan zu brennen. Die Urgewalt des Feuers stieg durch die Öffnung und Schächte von unten durch alle Etagen und brannte das Porzellan mit unterschiedlicher Temperatur. Der Brennvorgang zunächst mit Holz, später mit Kohle, dauerte bis zu 36 Stunden, das Abkühlen des Ofens mehrere Tage. Die Brenner arbeiteten tagelang in Ruß, Rauch und Hitze. Dabei hatten die Brenner die Glut immer fest im Blick. Beginn des Glühens 525°, dunkle Rotglut 700°, beginnende Kirschrotglut 800°, starke Kirschrotglut 900°, völlige Kirschrotglut 1000°, dunkle Gelbrotglut 1100°, helles Glühen 1200°, Weißglut 1300° C und mehr.

Nach zweieinhalb jähriger Bauzeit konnte der alten Rundofen als restauriertes Industriedenkmal erhalten werden. Das historische Gebäude wurde zu einem modernen Eventhaus umgestaltet. Der Zeller Rundofen soll ein wahres Multitalent werden: ein Ort der Begegnung, eine Galerie für Kunst, ein lockerer Treffpunkt, ein Raum für Fortbildung, ein Konzertsaal, eine nicht alltägliche Location für Trauungen und Feiern und nicht zuletzt eine authentische Stätte für all diejenigen, die auf den Spuren der jahrhundertalten Keramikproduktion wandeln wollen. Das Untergeschoss mit den
Feuerstellen und das Erdgeschoss bieten hier die Wissensbasis zur Keramikgeschichte. Der Rundofen ist ein Ort mit einzigartiger Atmosphäre für Veranstaltungen aller Art.

Zeller Rundofen Schema


Freitag, 22. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem offenen Ungehorsam der Hotzen?

J. Schupp 1858-1918

Die Hotzen, die bäuerliche Bevölkerung des Hotzenwalds, waren seit jeher ein freiheitlicher Volksstamm, der sich schon im 12. Jahrhundert immer wieder auf seine alten einmal zugesagten Rechte pochte, nur das österreichische Herrscherhaus akzeptierte und allen Veränderungen mit heftigem Widerstand begegnete -siehe: Was verbirgt sich hinter dem offenen Ungehorsam der Hotzen und Was verbirgt sich hinter den Salpeteraufständen?

Nachdem das Haus Österreich die Salpetereraufstände niedergeschlagen hatte und jeden Widerstand brutal unterdrückte, kehrte langsam Ruhe im Hotzenwald ein. Die Erinnerung an die Aufstände blieb und der Groll gegen die Obrigkeit vererbte sich in manchen Salpetererfamilien über Generationen.

Nach dem Übergang an Baden 1802 standen die eingefleischten Salpeterer der neuen Obrigkeit erst recht misstrauisch gegenüber. Anstelle des vertrauten Kaiserhauses in Wien war nun ein neuer –noch dazu evangelischer- Großherzog in Karlsruhe vorhanden, für den der Hotzenwald ein weit abgelegenes Dasein führte. Als dann der Generalvikar des Bistums Konstanz kirchliche Neuerungen einführte und die meisten Apostelfeiertag aufhob, lebte sogleich der alte Ungehorsam wieder auf. Dem badischen Staat verweigerten sie die Huldigung, Steuerzahlung und Militärdienst; Beschwichtigungsversuche schlugen fehl. So führte 1814 die Großherzogliche Verwaltung eine Accisabgabe (indirekte Steuer) auf selbstgebrannten Branntwein ein. Sofort wurde  schwarz gebrannt, als Strafe sollten die Brennkessel eingezogen werden. Die Polizeigardisten hatten weder den Mut, die Rädelsführer zu Hause oder nach dem Kirchgang zu verhaften. Sie wurden immer von einer aufgebrachten Menge geschützt.

1832 fingen die ersten Familien aus dem Bezirk Waldshut mit einem Schulstreik an und schickten die Kinder nicht mehr zur Schule. Sie verlangten eine Untersuchung, ob ihre Kinder in der rechten Religionslehre unterrichtet und sie selbst in den alten Gesetzen und Rechten behandelt würden.  Die Regierung ließ Familienväter wegen fortgesetzter Schulversäumnisse der Kinder inhaftieren. Aber auch monatelange Beugehaft brachte die Familienväter nicht zum Umdenken. Dagegen weitete sich der Schulstreik immer weiter aus. Auch die Impfungen wurden verweigert, weil dies ein sündhafter Eingriff in die göttliche Ordnung sei. Viele Salpeterer besuchten den Gottesdienst nicht mehr und riefen den Ortsgeistlichen weder zu Taufen noch ans Sterbebett. Als der Zehnte 1835 abgelöst wurde, ließen sie noch lange wie sie es vorher gewöhnt waren, die zehnte Garbe auf dem Feld liegen und verweigerten jedoch allen neuen Steuern.

Um den ausufernden Schulstreik zu beenden, wurde den Verurteilten eine Amnestie für alles zugesagt. Aber die Salpeterer erwiderten kalt: „Wir sind nur provisorisch an Baden übergeben, der Großherzog ist nur unser Stiefvater. Wir gehorchen nur dem österreichischen Prinzen Ferdinand. Als doch die ersten Väter bereit waren, ihre Kinder zur Schule zu schicken, wurden sie sofort freigelassen. Standen aber am nächsten Tag wieder vor der Haftanstalt, denn ihrer Frauen würden sich vor solchen weichen Männern scheiden lassen. Noch 1892 wurden Salpeterer zur Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie ihre Kinder nicht zur Schule schickten. Auch die 1869 eingeführte Zivilehe wurde von den Salpeterer abgelehnt. Sie gingen weder zum Standesamt, noch zur kirchlichen Trauung und zahlten keine Steuern.

Den konservativen Hauensteinern fiel es schwer, sich den geänderten politischen Verhältnissen anzupassen und was man ihnen als Trotz und Halsstarrigkeit auslegte, war oft eine Unbeholfenheit. Der letzte Salpeterer Josef Schupp verstarb 1918 und lehnte bis zu seinem Tode die Sterbesakramente ab.

1937 wurden 41 Gemeinden zum Notstandsgebiet Hotzenwald erklärt. Erst das neu gegründete Baden Württemberg leitete 1952 das Hotzenwaldprogramm ein, baute Straßen, zentrale Wasserversorgungen, Schulen und ein durchgehendes Elektrizitätsnetz.

Freitag, 15. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Holzbrücke von Forbach?


Forbach mit seinen knapp 5.000 Einwohnern liegt im mittleren Murgtal, ist die letzte badische Gemeinde. Es wurden die Gemeinden Gausbach und Langenbrand flussabwärts, Kirschbaumwasen und Raumünzach flussaufwärts und Bermersbach sowie Herrenwies 1974 eingemeindet. Die Gemeinde ist bekannt durch die Schwarzenbachtalsperre, das Rudolf-Fettweis-Werk und die alte Holzbrücke als historisches Denkmal.

Erste urkundliche Erwähnung von Forbach erfolgte 1360 in der Testamentsurkunde des Ebersteiner Heinrich dem II „uff dem dorfe Vorbach“. 1471 wird erstmals die Brücke in Forbach erwähnt. Zur damaligen Zeit führte die Handelsstraße von Gernsbach nach Freudenstadt über die Höhe, die „Alte Weinstraße“. Im Murgtal gab es nur schwer begehbare Karrenwege, Hochwasser und Überschwemmungen rissen alles mit sich, was im Uferbereich im Wege war. Die heutige Talstraße wurde erst 1778 bis Forbach angelegt.

1571 war es wieder mal soweit, dass die Schultheißen des Kirchspiels Forbach an die markgräflichen Räte eine Bittschrift erstellten, da die schon baufällige Brücke wegen eines „überschwänglich groß Gewässer“ schweren Schaden wie die Brücken von Weisenbach, Ottenau und Gernsbach genommen haben. Baden verlangte vom Amtsvogt nähere Informationen. Dieser legte Pläne und Muster von Meistern des Zimmerhandwerks vor. Der Amtsvogt bemerkte aber, dass dies nicht Brücken seien, wie sie er und andere bei Augsburg gesehen hätten. Der Graf von Eberstein schickte sogar einen Meister nach Augsburg zu seinem Schwager, dem Grafen von Fugger, „uff dass man solche Brucken besichtigen möchte lassen“. Aber alle Bemühungen waren nutzlos: Es wurde ein Brücke gleich den früheren gebaut, die aber „aufs best und stärkst“ befestigt war. Aber es war auch so früher. Die Seile mussten alle 30 Jahre spätestens erneuert werden. Bei jedem größeren Hochwasser rissen diese ab und dabei kamen auch immer Menschen ums Leben.

Als 1774 Markgraf Karl Friedrich dem Dorf einen Besuch abstattete, ließ er sich auch die alte Holzbrücke zeigen. Sie war mit der Zeit recht morsch geworden und gefährlich zu passieren, das überzeugte selbst den Markgrafen. Noch im selben Jahr wurde Ingenieur Lindemann beauftragt, einen Kostenvorschlag zu erstellen, so dass in den Jahren 1776-78 die neue Brücke gebaut werden konnte. Die ersten Schwierigkeiten begannen mit den harten Felsen am rechten Murgufer, in die die Widerlager gesprengt werden mussten. Nur unter größten Anstrengungen gelang es die mächtigen Stämme an die Murg zu schleifen, um mit dem letzten Floß diese nach Forbach vor dem Ende der Flößerzeit im Herbst zu flössen.

Kaum war die neue Brücke im Spätjahr 1778 neben der alten Brücke fertiggestellt, wurde sie von einem verheerenden Hochwasser am 25. Oktober 1778 weggerissen und unterhalb Gernsbach aus dem Wasser gefischt. Aber die neue Brücke hatte die erste Bewährungsprobe bestanden. Aus dem Jahr 1812 wird uns berichtet, dass die Brücke stark gefordert wurde, denn schwere Eisenfuhren von Gaggenau nach Christophstal mussten über sie gehen. Deswegen wurde ein Brückengeld erhoben, um die Ausbesserungen und Unterhalten bezahlen zu können. 1790 zogen die Franzosen über die Brücke, 1814 russische und österreichische Husaren.

1874 wurde in Forbach eine zweite Brücke wegen des zunehmenden Verkehrs der Murgtalstraße gebaut. Kurz vor der Jahrhundertwende fuhr der erste PKW über die alte Holzbrücke, Ende des Zweiten Weltkriegs sogar französische Panzer auf ihrem Vormarsch auf Freudenstadt. Aber mit der Zeit wurde sie doch morsch. Aber als die Brücke erneuert werden musste, stimmte die Bevölkerung mit „Ja“ aber nur in alter Ausführung. So geschah es auch und wurde 1955 dem Verkehr übergeben und ist bis heute das historische Denkmal in Forbach.


Donnerstag, 7. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Flößerei in und um Pforzheim?

Pforzheim Auer Wehr und Waag

In Pforzheim mündet die Nagold, die kurz zuvor die Würm aufgenommen, in der Vorstadt Au in die Enz, die in Besigheim in den Neckar mündet. Die Au war folgerichtig das Zentrum der Flößerei in Pforzheim, denn die Römer benutzten zum Transport von Holz die Flüsse.

Im 14. Jahrhundert besaß Baden die waldreichen Ämter Liebenzell und Altensteig an der Nagold und an der unteren Enz Besigheim. Folglich war das Interesse groß, eine Vereinbarung über die Flößerei in und um Pforzheim zu bekommen. Daher schloss der Markgraf Rudolf IV von Pforzheim mit dem Grafen Ulrich von Württemberg 1342 einen Floßvertrag auf Bitten von Heilbronn, der die Flößerei auf der Enz, Nagold, Würm und Neckar regelte. Er sollte die Enz bis Besigheim und den Neckar bis Heilbronn für die Flößerei öffnen. Wer hier flößen wollte, musste Zoll bezahlen. Von diesem wurden die Flussbauten und Floßgassen unterhalten. Die Flößer hatten auf dem Heimweg immer freies Geleit.

Markgraf Christoph erließ und bestätigt diese Zunftordnung aufs Neue. Die Flößer der Zunft in der Au  durften selber kein Holz schlagen oder  der Einbindestelle zuführen. Sie waren nur zur Flößerei berechtigt. Auch durfte beim Flößen nicht mehr als 5.000 Stück verflößt werden. Auch Kompaniegeschäfte waren verboten.

Die Flößer auf der Enbz und der Nagold durften ihr Holz nur bis Pforzheim flößen, mussten dort das Holz zum Weiterflößen oder zum Verkauf den Pforzheimer Flößer übergeben. Die Floßzeit wurde von Ostern bis zum Gallustag (16.10.) festgesetzt. Am Ostermontag veranstalteten die Flößer ihren Umzug in der Stadt und hielten ihren Rügungstag ab. Jeder Flößer musste festlegen, ob er als Schiffer oder Knecht fahren wollte. Zum Schluss wählte die Schifferzunft 4 Verordnete, die die Zunftaufsicht führten.

Im Jahr 1603 verkaufte der Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach aus Geldnot die Ämter Liebenzell und Altensteig an das Herzogtum Württemberg. Damit fehlten den Pforzheimer Flößern das badische Hinterland. Somit stieg Württemberg verstärkt in den Holzhandel ein. In der Zeit von 1988 führten Kriege und Brände zum Erliegen der Flößerei. Erst 1697 konnte die Nagold und ein Jahr später die Enz wieder floßbar gemacht werden.

Mittlerweile hatten die Holländer die Flößerei im Nordschwarzwald fest im Griff, ließen die Flöße von einheimischen Flößern bis Mannheim flößen und übernahmen dann diese bis Holland. 1713 hat das Herzogtum Württemberg Kompaniegeschäfte dh  Geschäfte vom Holzeinschlag bis zum Flößen vorzunehmen, zugelassen. Ebenso hat es 1725 verboten das Holz an badische Pforzheimer Flößer zu verkaufen. Folge war 1747 für den Pforzheimer Flößerzunftverein, in welchem alles zentral geregelt wurde, dass dieser in die Enz-Nagold-Murg-Kompanie aufgenommen wurde. Damit brach von 1758 bis 1788 eine neue Blütezeit der Flößerei bis nach Worms an, bis diese aufgelöst wurde. Nachfolge wurde die Calwer Kompanie unter Pforzheimer Beteiligung. Ab 1801 übernahm die Pforzheimer Holländer Kompanie das Floßgeschäft bis nach Holland.

Die Revolutionsjahre 1848/49 führte zur Verkleinerung der Pforzheimer Holländer Kompanie. Gleichzeitig kündigte sich die Eisenbahn als Konkurrent der Flößer an. Mitte des 19. Jahrhundert bildete die Eisenbahn Pforzheim-Mühlacker den Anschluss an die Rheintalbahn. In die Täler der Enz und Nagold fraß sich gleichzeitig das Eisenbahnnetz. 1865 war vom Württembergischen König die Scheitholzflößerei verboten worden. Die Kohle aus dem Ruhrgebiet und Saarland hatte sich mit Hilfe der Eisenbahn durchgesetzt. 1900 wurde die Pforzheimer Flößergenossenschaft aufgelöst. 1913 war das Ende der Flößerei auf Enz und Nagold besiegelt.

Freitag, 1. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kirchlein auf dem Roßberg?

Kapelle St Georg Rossberg

In Schenkenzell im Kinzigtal mündet das Reinerzauer Tal, zwischen diesem und dem Witticher Tal liegt der 750 m hohe Roßberg. Zwei Häuser und eine Kapelle begrüßen den Wanderer.

In einem päpstlichen Zehntbuch wurde 1275 erstmals der Pfarrer vom „Rosberch“ bzw dessen Pfarrkirche „ad sanctum Georgium“ (zum heiligen Georg) erwähnt, dass der zehnte Teil der Einkünfte  eingezogen worden war. Das Kirchlein auf dem Rossberg gehörte zu Schenkenzell und damit zur Herrschaft der Geroldsecker, war eine eigenständige Pfarrei. Das Einzugsgebiet umfasste den Roßberg, Kaltbrunn und die Höfe „ob der Wüste“ in Reinerzau. Das Kirchlein war dem hl Georg geweiht (Patrozinium 23.4.) 1481 wurde die selbständige Pfarrei auf Ersuchen des Klosters Wittichen 1481 aufgelöst, mit allen ihren Einkünften auf das Kloster übertragen und von dort mit einem „Beichtiger“ ausgestattet, der die ganze Pfarrei Roßberg versehen sollte. 1498 kam die gesamte Region durch Kauf bis heute an das Haus Fürstenberg.

1501 bekam der Roßberg hohen Besuch: Weihbischof Balthasar vom Bistum Konstanz wollte nach dem Rechten sehen. Er weihte das Kirchlein zu Ehren des hl Egidius und der hl Ursula, brachte den kleinen Friedhof in Ordnung, dass er für Beerdigungen wieder hergerichtet war. Der Tag der Einweihung sollte jedes Jahr mit einem St Georgsfest gefeiert werden. Einen Einbruch gab es, als Graf Wilhelm 1542 zum lutherischen Glauben wechselte. Die Pfarrkirche auf dem Rosßerg wurde 1547 teilweise abgerissen, die Glocken in Straßburg für Geschütze umgeschmolzen.

1577 wurde die Kapelle St Georg im Zuge der Gegenreformation wieder neu aufgebaut und zwar in der heute erhaltenen Form für bis zu 100 Gläubigen, die unzureichenden Grablegen in einen kleinen Friedhof umgewandelt.

Mit der Säkularisierung 1803 ging der Besitz der St Georgskapelle endgültig auf die Fürstenberger über. 1806 trat das Kirchlein Wittichen an die Stelle des Roßbergs. Damit fiel das Kirchlein langsam in den „Dornröschenschlaf“. Von den wenigen Höfen auf dem Roßberg wird berichtet, dass durch den unteren Hof bis 1870 die Landesgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzog Baden ging, so dass ein Teil des Hofes badisch, der andere württembergisch war. Als Grenzstein habe der Ofen gedient. Starb im Hause ein katholischer Bewohner, wurde er auf die badische Seite gebracht und in Wittichen beerdigt. Verstarb dagegen ein evangelischer wurde er auf die württembergische Seite gelegt und in Reinerzau beerdigt. Saß ein Landstreicher auf der württembergischen Ofenseite und kam ein königlicher Landjäger, so rutschte er schnell auf die badischen Seite der Ofenbank und der Landjäger konnte ihm nichts mehr anhaben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Kirchlein nochmals teilsaniert und es fanden dort regelmäßig Maiandachten statt. Aber dann folgte eine lange Zeit des Niedergangs und der Baufälligkeit. Im Jahr 2000 ließ die Fürstenfamilie ein Gutachten zu den Kosten einer Sanierung erstellen. Mit Einrichtung des Friedwalds Schenkenzell durch das Haus Fürstenberg nahm die Sanierung Fahrt auf. Mit finanzieller Hilfe des Landes, der Denkmalstiftung, des Hauses Fürstenberg, verschiedener Stiftungen, der Gemeinde Schenkenzell konnte ein Sanierungs- und Finanzierungskonzept auf gestellt und in zwei Jahren umgesetzt werden. Die reine Baukosten ohne Eigenleistungen betrugen knapp 150.000 €. 2017 konnten die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen.

Die Kapelle hat einen offenen Dachreiter mit zwei Glocken, der Hauptaltar mit Kreuzigungsszene, zwei Seitenaltäre mit zwei Heiligenfiguren und eine dreieckige Nische für das ewige Licht. 

Kapelle St Georg Rossberg


Freitag, 25. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach?

Murg-Hochdruckwerk Kirschbaumwasen

Das Rudolf-Fettweis-Werk der „EnBW Kraftwerk AG“, bekannt unter dem früheren Namen „Murg-Schwarzenbach-Werk“, ging in seiner ursprünglichen Planungen auf Prof Rehbock 1905 zurück. Allerdings konnten damals nicht das württembergische Murggebiet sondern nur das badische mit einbezogen werden.

 

Nach seinen Plänen wurde 1914 begonnen und bei Kirschbaumwasen die Murg durch ein 17 m hohes Wehr gestaut. Dadurch entstand ein 900 m langer See, der 359.000 m³ Wasser als Tagesausgleichsbecken fasst. Durch den 5,6 km langen unter der Raumünzach durchführenden Murgwerkstollen wird ein Gefälle von 140 m ausgenützt. In Raumünzach besteht die Möglichkeit über einen Einlassstollen das Wasser der Raumünzach und Schwarzenbach einzuleiten, wenn das Murgwasser unter 22 m³/sec unterschritten wird. Das Wasser fließt oberhalb Forbach über das Wasserschloss I in ein von der Murg aufgestauten Wasserbecken. Das Murg-Hochdruckwerk ging 1918/19 mit 22 MW ans Netz.

 

1922 wurde als Baukraftwerk zur Lieferung der für den Bau der Talsperre erforderlichen elektrischen Energie im Raumünzachtal gebaut. In einem bei Ebersbronn errichteten Becken von 20.000 m³ Nutzinhalt wird das Raumünzachwasser gefasst und durch einen 1,24 langen Hangstollen einer Turbine zugeleitet. Die Nutzfallhöhe von 62 m erzeugt 0,6 MW. Das Triebwasser des sog. Raumünzachwerk wird wie schon erwähnt, in den Murgstollen eingeleitet.

 

Der rasch steigende Energiebedarf zwang aber zum weiteren Ausbau des Kraftwerkes, die Schwarzenbachstaustufe. 1922 wurde mit dem Bau der Staumauer (67 m hoch und 380 m lang) im Schwarzenbachtal begonnen. Aus dem 247 km² großen Einzugsgebiet konnte ein 2,2 km langer und 600 m breiter See aufgestaut werden, der 1926 abgeschlossen war und 15 Mio m³ fasst. Durch den 1,7 km langen Druckstollen, der nach Forbach zum Wasserschloss II führt, wird im Schwarzenbachwerk eine maximale Fallhöhe von 362 m erreicht und dadurch 46.000 KW Strom erzeugt.

 

Das Ausgleichsbecken Forbach ist eine Talsperre mit 19 m Höhe in der Murg. Es dient als Ausgleichsbecken des Schwarzenbachwerks und des Laufkraftwerkes, Murg-Hochdruckwerk. Das Murg-Niederdruckwerk wurde 1914-18 errichte hat ein Fassungsvermögen von 230.000 m³  und erzeugt aus maximal 10 m Fallhöhe 2,5 MW Strom. Es kann wie das Hochdruckwerk in Raumünzach auch als Pumpspeicherwerk nachts eingesetzt werden.

 

Der weiter steigende Strombedarf verlangt nach Leistungssteigerungen. Mit einem Pumpspeicherbetrieb ist es möglich die Leistung des Schwarzenbachstaubeckens um 12 MW zu erhöhen. Seit Anfang 2024 wird im Berg vom Schwarzenbachstausee ein neues Kawernenkraftwerk mit Laufkraftwasserwerk und Pumpturbinen bis 2027 gebaut. Gleichzeitig ermöglicht ein Karwernenausgleichsbecken von 200.000 m³ neben dem bestehenden Ausgleichsbecken von 204.000 m³ einen durchgehenden 7 Stundenturbinenbetrieb. Der Schwarzenbachsee wird zum Oberbecken, das Ausgleichs- und Kavernenausgleichsbecken das Unterbecken im Pumpspeicherbetrieb.

 

Der weitere geplante Ausbau mit der Schwarzenbachtalsperre als Unterbecken mit einem zu bauenden Oberbecken auf dem Seekopf als Vorzugsalternative wird momentan nicht weiter verfolgt. Es kann aber jederzeit wieder aufgegriffen werden. Als Alternativen sind auch die Streitmannsköpfe oder der Nägeliskopf in der Diskussion.

Pumpspeicherkraftwerk Rudolf-Fettweis-Werk

 

Freitag, 18. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kloster und Bad Kirnhalden?

Bad Kienhalden 1860

An der Grenze zwischen Breisgau und Ortenau liegt Herbolzheim. Bleichheim, ein Ortsteil, liegt am Ausgang des Bleibachs vom Schwarzwald, der früher auch die Grenze zwischen den Bistümer Konstanz und Straßburg war. In einem südlichen Seitental des Kirnbachs liegt Kirnhalden, Kloster, Bad und Hofgut.

Das Paulinerkloster Kirnhalden aber auch die „Brüder vom Heiligen Kreuz im Kürnbach“ genannt, wurde wohl 1352 von Heinrich IV von Hachberg gegründet und 1360 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1369 gehörte es zum vorderösterreichischen Breisgau. Das Kloster blieb klein, bescheiden und betreute ab 1424 die Pfarrkirche von Ottoschwanden.

Das Kloster erlitt im Laufe der Zeit erhebliche Schäden. Um 1485 wurde es von einem schweren Unwetter betroffen, und während des Bauernkrieges 1525 erlitt es durch Plünderungen und Brände weitere Zerstörungen. Nach dem Tod des letzten Mönchs im Jahr 1554, der als Pfarrer von Heimbach tätig war, gelangte das Kloster 1579 mit seinem Besitz an das „Schul Collegium Enisheim“ im Elsaß. Dieses verkaufte es 1585 an das Zisterzienserinnenkloster Wonnental für 1000 Gulden und ließ es durch einen Meier bewirtschaften. Die verfallenen Gebäude wurden wieder hergerichtet, 1669 wurde das Kirchlein wieder aufgerichtet.

Der Kirnhalder Kreuzbrunnen oder das „Bädle“ wurde seit jeher besucht. Die Leute mussten sich selber behelfen, da in der Nähe des Brunnens keine Unterkunft oder Verpflegung für sie vorhanden war. Um diesem Übelstande abzuhelfen, entschied das Kloster Wonnetal 1717 ein „Baadt- und Wirtshauß“ einzurichten. Es entstand auf dem Fundament des abgegangenen Klösterleins ein Badhaus mit 8 Badstuben und 10 Wohnzimmern nebst einem Wirtshaus mit 3 Stuben und 5 Kammern.

Nach der Säkularisierung 1806 wurde das Kloster und Bad zum Heiligen Kreuz veräußert und kam durch Kauf an die Familie Kageneck. Bald wurde das Anwesen geteilt: Bad mit Zubehör wurde an den Kenzinger Färber Bilharz verkauft, der 1832 Kirnhalden zur Badeanstalt ausbaute. Die Maiergüter blieben im kageneckschen Besitz.

Ab jetzt erlebte Kirnhalden seine Glanzzeit, denn es wurde ein schickes Kurbad. Eine Werbeschrift von 1895 rühmte: „Über 100 elegante Zimmer, Salons, Familienwohnungen, Konversations- und Spielräume“. Dazu gab es ein medizinisches Angebot mit einem Programm, wie die damalige Zeit vorgab. Angeboten wurden „abgeschreckte Halbbäder“, Begießungen und „Sturzbäder“, Kohlensäurebäder und das „hydroelectrische Bad“ zur Wirkung auf „Circulations- und Nervensystem“:

Zwischen den Weltkriegen machte die Pensionskasse der IG Farben Ludwigshafen Kirnhalden zum Erholungsheim. Nach 1945 war es kurzzeitig eine Unterkunft für Flüchtlinge. Ab 1965 wurde es als Quarantänestation betrieben. Ab 1968 bis 2017 war die Diakonie als Pächter für ein Alten- und Pflegeheim, in einem Neubau wurden Menschen mit psychischer Erkrankung behandelt.

Wie immer in solchen Fällen geht ein Objekt ohne konkretes Ergebnis durch mehrere Hände. Ab 2021 wurde von mehreren Personen ein Kultur- und Bildungsverein „Die Kleinstadt“ und im März 2022 die Genossenschaft „Wohn- und Kulturprojekt Kirnhalden“ gegründet, die auch 2023 das Anwesen kaufte.

Bad Kirnhalden 1896


Freitag, 11. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Historischen Kaufhaus in Freiburg?


Die hohen Schulden im 14. Jahrhundert zwangen die Stadt Freiburg zu einer strengeren Ordnung ihrer Finanzwirtschaft. Die Freiburger Bürgerschaft kaufte sich 1368 für 15.000 Mark Silber von der ungeliebten Herrschaft der Grafen von Freiburg los und unterstellten sich dem Schutz des Hauses Habsburg. Wichtigste Einnahmequelle und zugleich Mittel zur Wirtschaftslenkung war der Zoll für die Stadt. Dieser ging 1368 auf den städtischen Besitz über. Im Gegensatz zuvor war er in der Hand der Grafen von Freiburg. Zu den wichtigsten Zöllen zählte der Wein- und Kornzoll, die bei Ein- und Ausfuhr zu bezahlen waren. Dies war gerade bei den vielen Klöstern in Freiburg und gesamtem Umland der Fall, die Landwirtschaft im großen Stiel betrieben. So wurde 1481 ausdrücklich festgelegt, dass sie nur Korn verkaufen dürfen, wenn sie den Zoll entrichtet hatten.

Um die Zollformalitäten abwickeln zu können, war eine Lokalität notwendig. So wurde im Jahr 1378 erstmal urkundlich ein Kaufhaus in der heutigen Schustergasse erwähnt. Wahrschein existierte das Gebäude schon 10 Jahre früher und wurde 1368 mit dem Herrschaftswechsel eingerichtet. Ein Neubau war bei der schwierigen finanziellen Notlage der Stadt Freiburg nicht möglich sondern ein vorhandenes Gebäude wurde umgebaut.

Mit der Zeit aber genügten das alte Kaufhaus den gesteigerten Bedürfnissen nicht mehr. Zwar wurde im alten Kaufhaus ein Saal mit Kamin eingebaut. Aber im beginnenden 16. Jahrhundert wurde wie anderswo ein Prachtbau von größerem Ausmaß und stattlichem Aussehen verlangt. Dies vor allem, da der handwerkliche Fleiß und umfassender Handel auch mit den Bergbauschätzen, den aufkommenden Wohlstand Freiburgs begründeten. Die Pferdegespanne der Freiburger Handelsfamilien waren überall auf allen Habsburger Handelsstraßen unterwegs.

In der Zeit von 1520 um 1532 wurde nach und nach das neue Kaufhaus im Rücken des bisherigen Kaufhauses mit Blick auf das Münster erstellt. Die Abschaffung des Friedhofs um das Münster 1515 eröffnete neue Möglichkeiten. Der Architekt des Gebäudes ist nicht einwandfrei belegt. Vier  baldachingekrönte Skulpturen zwischen den Fenstern der Vorderfront stellen Kaiser Maximilian I, sein Sohn König Philipp den Schönen sowie dessen Söhne, den Römischen Kaiser Karl V und den späteren Kaiser Ferdinand I dar. Unter Fenstern des westlichen und östlichen Erkers zieren insgesamt je vier Wappenfelder mit Wappen der österreichischen Länder.

Die erste Veränderung erhielt das Gebäude 1550 durch den Anbau des Balkons mit seinen sechs Arkaden –davon zwei seitlich. Die Bedeutung und Dominanz des neuen Kaufhauses wird durch ein Nachvornerücken der Fassade aus der Flucht der Häuserreihe und durch den roten Anstrich dokumentiert. Zum Kaufhaus gehörte ein Brunnen von 1526, der heute noch in den städtischen Sammlungen steht.

Durch ein großes Tor gelangt man in eine zum Innenhof geöffnete 300 m² große Halle, wo einst Waren gelagert waren. An den Balkendecken ist noch ein großer Balken befestigt, an dem die Stadtwaage aufgehängt war. Neben dem großen Tor gibt es noch eine kleine Tür mit dem Wappen Freiburg und Österreich, die aber nur bei besonderen Gelegenheiten geöffnet wurde. Über eine Wendeltreppe der sog. „Kaiserstiege“ gelangt man vom Innenhof zum Kaminzimmer. Von dort nimmt das restliche Obergeschoss den Kaisersaal ein. Dieser bekam 1629/31 eine Stuckdecke mit ausgemalten Wappenfelder sowie zahlreiche Portraits von habsburgischen Herrschern an den Wänden –darunter Kaiser Franz I und seiner Gattin Maria Theresia, den Nachfolger Kaiser Joseph seine Gattin und Kaiser Franz II.

Im benachbarten Gebäude wurde der Rokokosaal erschlossen und im 2. Obergeschoss befindet sich die Historische Stube. Alle Räumlichkeiten einschließlich Innenhof stehen für alle möglichen Veranstaltungen zur Verfügung.



Freitag, 4. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter der Gründung von Bad Rippoldsau?


Die Landstraße L 96 führt von Wolfach durch das zauberhafte Wolftal nördlich zum Mineralbad, Bad Rippoldsau. Die Ortskirche“ Mater Dolorosa“ mit den beiden Türmen wurde 1828/29 erbaut, während die teilweise neben an noch erhaltenen Gebäude vom ehemaligen Kloster stammen. 1179 wurde erstmalig durch eine Urkunde die Existenz der St Nikolaus Zelle nachgewiesen. 1802 wurde das Kloster säkularisiert.

Im Schwarzwald im wilden hinteren Wolftal muss vor vielen hundert Jahren andächtige Brüder in einem abgelegenen Klösterlein gehaust haben. Der frömmste und vielgelehrteste muss Bruder Rippold gewesen sein. Tagein, tagaus saß er in seiner Zelle und forschte in der Heiligen Schrift, um alles zu erfahren, was Gott, die Welt und die Menschheit betrifft. Er fraß die Bücher bis spät in die Nacht in sich hinein, bis der Schlaf ihm spät die Bücher aus der Hand nahm. Die immer gleiche Beschäftigung ließ ihn mit der Zeit kauzig werden. Schon Kleinigkeiten führten zur Einbildung von Krankheiten. Was nicht ausbleibt, das Verhalten von Bruder Rippold sorgte für immer mehr Verdruss und Ärger unter den Klosterbrüdern. So sprach die Versammlung der Klosterbrüder der Konvent, sich für den Ausschluss von Bruder Rippold, um den häuslichen Frieden zu retten und ein geregeltes, ruhiges Klosterleben zu gewährleisten. Mit Brevier und Brotsack ging der missverstandene Klosterbruder in die Wildnis, umgeben vom dunklen Tannenwald und wildem Getier. Völlig verstört, mit seinem Schicksal hadernd, zog er sich immer weiter in das Dickicht zurück und blies Trübsal. Denn nichts konnte ihn mehr erfreuen. So wartete er auf seinen Tod mit Verdruss.

Unter seinem Schwermut wurde er immer kränker, schrumpfte wie ein Greis und sehnte den Tod herbei. In seiner Todessehnsucht nahm er mit zitternder Hand einen Spaten und baute sich am Bach ein Grab als Totenschrein. Als er dies beendet hatte, empfahl er dem Herrn seine sündige Seele und legte sich zum Sterben in den finsteren Schacht. Wie er so lag, um auf den Tod zu warten, vernahm er mit Erstaunen ein tiefes Grollen und Rauschen. Ein mächtiger Wasserstrahl warf den Mönch Rippold jäh in hohem Bogen aus dem Grab hinaus. Triefend nass stand er da und konnte es kaum fassen, was er verspürte: neues Leben durchzuckte seine Glieder, als kehre die Kraft und die Jugend wieder. Munter sprudelte die Quelle weiter, und als er davon trank, schmeckte diese salzig und kohlensauer Mehr als feuriger Edelwein durchzuckte seine Glieder, Lebensmut und Kraft kehrten in den ausgelaugten Körper zurück, je mehr er trank. Ein stärkendes Bad brachte den Appetit und dann die Kraft zurück. Anstatt Trübsal zu blasen, begab er sich auf die Jagd und durchstreifte die Wälder. Auf einer seiner Streifzüge traf er auf eine junge Hirtin, die ihre Herde Ziegen und Schafe bei der Weide beaufsichtigte. Angetan von dem hübschen und unschuldigen Aussehen der Jungfrau, überkam den Mönch Rippold die Scham, da die unzüchtigen Gedanken seinem Gelübde der Enthaltsamkeit widersprachen.

Eines Tages erfuhr er von der gefährlichen Krankheit seiner heimlich verehrten Hirtin, die elend danieder lag. Alle Zweifel und Gewissensbisse beiseite schiebend begab er sich zur Hütte der jungen Hirten. Er erzählte ihr von der heilenden Kraft der entdeckten Quelle. Er nahm all seinen Mut zusammen, hob sie vom Krankenlager und führte sie zum von ihm entdeckten Lebensborn. Während die junge Maid von dem heilenden, Wasser genoss, hängte Mönch Rippold seine Mönchskutte an einen großen Tannenbaum. Nach der Genesung seiner Hirtin wallfahrte er mit ihr zum Kloster. Er wurde dort vom Abt und seinen Brüdern in vollem Ornat empfangen. Weil er der heilenden Quelle auf die Spur gekommen war, wurde dies als Zeichen des Himmels gewertet.

Er wurde von Gelübde und Zwang befreit, mit der Bitte Au und Quelle zu verwalten. Er solle Herberge, Bäder Trinkstuben und selbst Kegelbahn bauen. Zum Schluss sprach der Abt dem Paar den Segen, und sie verließen das Kloster als Mann und Frau und bauten auf das Bad Rippoldsau. Leider ist seit 2011 die Schwarzwaldklinik mit Bad geschlossen.

Thermalbad Bad Rippoldsau


 

Freitag, 27. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter der Margarethen-Legende, eine alte Flößersage?

Margarethenkapelle Schlosskirche Pforzheim

Zu allen Zeiten gab es Judenverfolgungen und Judenprognomen. Diese wurden durch die Kreuzzüge und dem Vorwurf des Gottesmordes hervorgerufen. Denn schon zur Stauferzeit werden diese durch den angeblichen Vorwurf der Ritualmorde an Christenkinder erstmals hervorgerufen. Denn schon Kaiser Friedrich II, spricht nach eingehenden Untersuchungen, jüdische Konvertiten, Juden von dieser Blutbeschuldigung frei. Aber doch gibt es immer wieder Ausschreitungen. Neben religiösen Fanatismus und finsteren Aberglauben ist auch nackte Habgier verschiedentlich Anlass zu den Judenmorden, bei denen es nur auf die Vernichtung drückender Schuldscheine oder Raub auf jüdischen Guts ankommt. Da den Juden Grundbesitz ebenso wie Teilhabe an Gilden und Zünften versagt war, treten sie immer wieder als Geldverleiher auf, weil sie wegen des kanonischen Zinsverbots am ehesten in Frage kamen. Aber nun zur Margarethen-Legende:

Ein altes Weib verkauft in Pforzheim aus schnöder Gewinnsucht ein siebenjähriges Mädchen namens Margarethen an die Juden. Diese verstopfen ihm den Mund, öffnen die Adern und umwinden es, um Blut aufzufangen, mit Tüchern. Nachdem das Kind unter der Marter gestorben war, wird es von den Juden unterhalb des  Schleiftors in die Enz geworfen und mit einer Menge von Steinen beschwert. Nach etlichen Tagen reckt es die eine Hand in die Höhe. Die Schiffer eilen voll Schrecken herbei und zeigen das merkwürdige Ereignis bei der Stadt an. Der Markgraf kommt selbst herbei, und als das Kind aus dem Wasser gezogen wird, richtet es sich empor, bietet dem Fürsten die Hand und fordert ihn zur Rache auf. Dann sinkt es wieder tot zurück. Der Verdacht fällt auf die Juden und sie werden zusammengerufen. Wie sich dem Leichnam nähern, fangen die Wunden wieder an zu bluten. Darauf gestehen die Juden die Gräueltat,  das alte Weib ebenfalls. Sie werden allesamt gerädert oder gehängt. Der Leichnam des Kindes kommt in einen steinernen Sarg. Dieser wird in der Schloss- und späteren Stiftskirche St Michael beigesetzt und trägt in Latein die Aufschrift: „Margaretha, von den Juden umgebracht, starb seeliglich am Freitag den 1. Juli 1267“.

Wie kann diese Legende auf ihren wahren Gehalt zurückgeführt werden: Unstrittig ist, dass das Nürnberger Memorbuch von einer Judenverfolgung um diese Zeit aus Pforzheim berichtet. Zu Ehren des Mädchens wird an der Nordseite des Langhauses der Schlosskirche eine Kapelle, die „Margarethenkapelle“ angebaut, an deren Außenseite als Wasserspeier ein Judenkopf zu sehen ist. Auf der Spitze des Pfeilers befindet sich eine Sitzfigur, des Mädchen Margarethe mit Krone und langem, von einem Schnallengürtel zusammengehaltenen Gewand.

Die Geschichte des siebenjährigen Kindes Margaretha, das in Pforzheim ermordet worden sei, wurde erstmals durch den Predigermönch Thomas von Cantimpré (1201-1270) aus dem heutigen Belgien schriftlich erwähnt. Das von den Juden getötete Mägdelein fand als die Legende Margarethas in Jacob und Wilhelm Grimms 1816/18 erschienene Sammlung „Deutsche Sagen“ Eingang.

Mit der Einführung der Reformation in Pforzheim hatte der Margarethenverehrung ein Ende gesetzt. Baden war geteilt in die evangelische Markgrafschaft Baden-Durlach, zu der auch Pforzheim gehörte, und die katholische Markgrafschaft Baden-Baden. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges ließ der Baden-Badener Hof das als wertvoll angesehene sakrale Objekt aus dem besetzten Pforzheim schaffen, um es dem Zugriff der Lutheraner zu entziehen. Verantwortlich waren zwei Jesuitenpater, die 1647 den Sarkophag in der Schlosskirche öffneten, dokumentierten die darin vorgefundene mumifizierte Kinderleiche und ließen sie nach Baden-Baden überführen. Ab 1649 war die Reliquie in einem vergoldeten Schrein in der Kollegkirche in Baden-Baden aufbewahrt. 1689 ist die Reliquie im Pfälzischen Erbfolgekrieg bei der Zerstörung Baden-Badens durch französische Truppen vernichtet worden.

Freitag, 20. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter den Wein-Kuriositäten am Schwarzwaldrand?


Im äußersten Süd-Westen Deutschlands liegt das Markgräflerland. Aber hier beginnt gleich die Schwierigkeit: Ursprünglich war dies die ehemaligen Herrschaften Sauseburg, Rötteln und Badenweiler, später war es das Gebiet, das zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörte und protestantisches Gebiet im katholischen Vorderösterreich war. Die Weinliebhaber bezeichnen aber es als das Gebiet vom Hochrhein bis südlich von Freiburg wo eben der Markgräfler-Wein angebaut wird.

Der typische Markgräfler-Wein ist der Gutedel, der in diesem rund 3000 Hektar großen Weingebiet angepflanzt und auch nur hier getrunken wird. Eine sehr alte Weinsorte, die 1780 vom Mark Karl Friedrich von Baden aus der Schweiz, vom Nordufer des Genfer Sees gelegenen Vevey, ins Markgräflerland gebracht worden sein soll. Dort ist er als Fendant und in Frankreich als Chasselas bekannt. Allerdings gibt es auch Weinexperten, die behaupten, dass die Römer die Weinrebe über die Alpen gebracht hätten und diese in der Badenweiler Gegend angebaut hätten.

Erstaunen gibt es, wenn Weintrinker in der mittleren Ortenau einen Riesling bestellen und einen Klingelberg serviert bekommen. Zumindest ist dies in den Weinorten Oberkirch, Ortenberg und Offenburg üblich. Der Schlossberg bei Durbach hat ein Gewann namens Klingelberg, den obersten Teil des Schlossbergs direkt bei Schloss Staufenburg. Der Markgraf Carl Friedrich von Baden hatte 1782 dort erstmals 2200 Rieslingreben gepflanzt. Da früher Eisenerz dort verhüttet wurde, stießen die Winzer mit ihren Hacken immer wieder auf Eisenerzklumpen, die einen klingenden Ton ergaben. Daher der Name für einen guten Riesling aus der mittleren Ortenau.

Im Weinbaugebiet der mittleren Ortenau liegt der bekannte Weinort Durbach, eingemeindet nach Offenburg. Hier werden 430 Hektar Rebflächen bewirtschaftet. Dominant im Anbau ist hier Savagnin Rose oder Roter Traminer, der hier als Clevner bezeichnet wird, sonst bekannt als Gewürztraminer, im Elsaß als Weißburgunder oder Pinot blanc auf dem Markt. Nicht zu verwechseln mit dem blauen Frühburgunder in Württemberg, der dort ebenfalls Clevner genannt wird. Der Name kommt von der Stadt Cleven –altdeutscher Name für Chiavenna, eine kleine Gemeinde in der Provinz Sondrio Lombardei.

Überraschend für auswärtige Weintrinker taucht außerhalb Mainfrankens im Vorland von Baden-Baden die Boxbeutelflasche auf. Sehr zum Unmut und Ärger der Franken werden bei den Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umweg die besseren Gewächse in der publikumswirksamen Bocksbeutelflasche abgefüllt. Dieser Unsitte –in fränkischen Augen- sollte endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

 

Die gründliche, fränkische Recherche ergab: Franz-Philipp, Freiherr von Katzenellenbogen, gestorben im Jahre 1816, hatte als letzter seines Geschlechtes den gesamten Familienbesitz in Neuweier, Mainz und Würzburg in einer Hand. Gleichzeitig war er auch Bischof von Eichstätt in Mittelfranken. Er ließ sich den Wein aus seinen Neuweierischen Rebbergen in Bocksbeutelflaschen abfüllen und zusenden. So hat sich nachweislich der Bocksbeutel im Schlossgut Neuweier eingebürgert. Zähneknirschend mussten dies die Franken aus historischen Gründen zugestehen.

 

Seit dem Jahre 1923 hatten neben dem Schlossgut auch die Neuweierischen Winzer unangefochten, weil zunächst unbemerkt, ihre besten Gewächse auch in Bocksbeutel Flaschen abgefüllt. Diese Bocksbeutel Exklave am Oberrhein wurde 1960 um die Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umwegen legal erweitert.

 

Freitag, 6. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter dem Sterben der Uhrmacherfabriken im Hochschwarzwald?

Lorenz Furtwängler 1807-1866 als Uhrenträger

In den Städten Triberg, Furtwangen, Neustadt und Lenzkirch und deren Umgebung gab es eine Vielzahl von Uhrmacher und Uhrmachermanufakturen, die ihre Uhren hinaus in die Welt tragen ließen. Produziert wurden Kuckucks- und Stockuhren, Regulatoren, Bodenstand-, Bürouhren und Wecker.

 

Bekannt, um nur einige zu nennen, waren Lorenz Furtwängler & Söhne (LFS) aus Furtwangen, Schöpperle & Hauser die spätere Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch, Uhrenfabrik Winterhalder & Hofmeier in Neustadt wie auch letztlich die Badische Uhrenfabrik (BadU) in Furtwangen. Am Beispiel von LFS wird die Problematik aufgezeigt.

 

Lorenz Furtwängler (1807-1866), ein tüchtiger Uhrmachermeister, begann 1836 in Gütenbach später im Schwefeldobel von Neukirch Uhren herzustellen, so wie viele Uhrmachermanufakturen begannen. Vier seiner Söhne führten das Unternehmen nach seinem Tode weiter und übersiedelten 1868 mit ihrem Betrieb nach Furtwangen, da die notwendige Wasserkraft vorhanden war. 1882 kam eine Dampfmaschine dazu, denn das Werk war auf industrielle Produktion umgestellt worden. Es wurden nicht nur Uhrwerke produziert sondern auch die  gesamte Gehäuseproduktion integriert.

 

Es wurden Wand- und Bodenstandsuhren aber auch Wecker hergestellt. LFS erlangte mit ihren Uhren Weltruf und zählte zu den ältesten und maßgebendsten Hersteller für massive Großuhren in Deutschland. Wie auch die anderen Firmen wurden im In- und Ausland zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen abgeräumt.

 

Mit dem Erfolg der Uhrenmanufakturen kam das schnelle Wachstum, und das musste finanziert werden. Fremde Kapitalgeber oder Unternehmenszusammenschlüsse waren notwendig, um die laufende Expansion zu finanzieren. So wurde auch LFS  1895 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1898 waren 143 Mitarbeiter beschäftigt.  Dies war nicht genug, LFS suchte den Zusammenschluss mit dem Schiele & Bruchsaler-Industriekonzern Baden-Baden. 1900 nutzte man die Erfahrung des Georg Stehling, der ein geschätzter Spezialist für Großuhren war.

 

Nach und nach schieden die Lorenzbrüder altershalber aus und Georg Stehling wurde immer mehr die leitende Figur des Unternehmens. Um zur Versorgung des russischen und polnischen Marktes hatte man in Warschau eine Weckerfabrik gegründet. LFS beschäftigte 1925 über 500 Arbeitskräfte.

 

Wie viele andere Schwarzwälder Uhrenfabriken wollte man nicht nach dem Ersten Weltkrieg und in den 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auf die billigere amerikanische Uhrenproduktion umzustellen. Man blieb bei der qualitativ hochwertigen aber teuren Uhrenproduktion. Die Firmenleitung von LFS versuchte alternativ auf den wachsenden Markt der Schreibmaschine aufzuspringen und brachte 1925 eine namens „Cardinal“ auf den Markt. Von soliden Uhren verstand die Unternehmensleitung etwas, die Probleme der Schreibmaschine bekam sie aber nicht in den Griff. Damit war das Aus von LFS eingeläutet.

Das Geschäft mit den amerikanischen Uhren und deren Produktionsmethoden machten die Firmen Junghans in Schramberg, Mauthe, Kienzle in Schwenningen und Kaiser in Villingen. Aber sie standen alle Anfang der 50er Jahre vor dem gleichen Problem, dass sie die Umstellung auf das neue  Zeitalter von elektrischen Uhren und später in den 70er Jahren das Quarzzeitalter verpassten, da sie beim alten Produkt und deren Produktionsmethoden verharrten.