Freitag, 29. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zeller Rundofen?


Zell a.H. ist heute noch bekannt als Keramikstädtchen. Schon 1794 konnte Josef Anton Burger, ein geschickter und begabter Hafner, mit Erlaubnis des Rates der Stadt Zell eine Fayence Fabrik vor dem oberen Tor eröffnen. Der Erfolg gab Burger Recht, denn sein Material stand dem damals berühmten englischen und französischen Steingut in keinster Weise nach.

1819 verkaufte der Gründer Burger seine Anteile an seinen Teilhaber Lenz. Seine Töchter hatten kein Interesse am Steingut. Die Neffen Lenz, die mittlerweile die Keramikfabrik weiterführten, begannen 1842 die Steingut- oder Majolikafabrik auf die Porzellanherstellung umzustellen. Denn die Käufer bevorzugten auf einmal Porzellan, das mittlerweile auch für bürgerliche Schichten erschwinglich wurden.

Um die Umstellung 1842 erfolgreich hinter sich zu bringen, wurde mit dem Pferdefuhrwerk aus dem französischen Limonges Porzellanerde nach Zell gebracht. Weiterhin musste die Brennöfen auf höhere Temperaturen umgestellt werden. Wurde die Keramik bei  ca 1200° C gebrannt wurde beim Glasurbrand als zweiten Brand nur noch 1000°C benötigt. Während Porzellan bei 950°C gebrannt werden konnte und beim zweiten Brand, dem Glattbrand, bei vollständiger Sinterung bis 1400°C benötigt wurden. Es wurden hausgroße Rundöfen gebaut, um das Porzellan und die Keramik zu brennen. Das neue Porzellan brachten dem Unternehmen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen ein.

Einer dieser berühmten Rundöfen, die bis 1942 in Betrieb waren und durch Tunnelöfen ersetzt wurden, ist bis heute erhalten geblieben. Er hat einen Außendurchmesser von 10,3 m mit vier Etagen. Die Hitze zum Brennen des Porzellans verteilte sich über drei Etagen. Angefeuert wurde im Untergeschoss, genau darüber herrschten die höchsten Temperaturen bis zu 1500°C, um aus dem Koalin-Sand-Mineralien-Wasser-Gemisch Porzellan zu brennen. Die Urgewalt des Feuers stieg durch die Öffnung und Schächte von unten durch alle Etagen und brannte das Porzellan mit unterschiedlicher Temperatur. Der Brennvorgang zunächst mit Holz, später mit Kohle, dauerte bis zu 36 Stunden, das Abkühlen des Ofens mehrere Tage. Die Brenner arbeiteten tagelang in Ruß, Rauch und Hitze. Dabei hatten die Brenner die Glut immer fest im Blick. Beginn des Glühens 525°, dunkle Rotglut 700°, beginnende Kirschrotglut 800°, starke Kirschrotglut 900°, völlige Kirschrotglut 1000°, dunkle Gelbrotglut 1100°, helles Glühen 1200°, Weißglut 1300° C und mehr.

Nach zweieinhalb jähriger Bauzeit konnte der alten Rundofen als restauriertes Industriedenkmal erhalten werden. Das historische Gebäude wurde zu einem modernen Eventhaus umgestaltet. Der Zeller Rundofen soll ein wahres Multitalent werden: ein Ort der Begegnung, eine Galerie für Kunst, ein lockerer Treffpunkt, ein Raum für Fortbildung, ein Konzertsaal, eine nicht alltägliche Location für Trauungen und Feiern und nicht zuletzt eine authentische Stätte für all diejenigen, die auf den Spuren der jahrhundertalten Keramikproduktion wandeln wollen. Das Untergeschoss mit den
Feuerstellen und das Erdgeschoss bieten hier die Wissensbasis zur Keramikgeschichte. Der Rundofen ist ein Ort mit einzigartiger Atmosphäre für Veranstaltungen aller Art.

Zeller Rundofen Schema