Zell a.H. ist heute noch bekannt als Keramikstädtchen. Schon 1794 konnte Josef Anton Burger, ein geschickter und begabter Hafner, mit Erlaubnis des Rates der Stadt Zell eine Fayence Fabrik vor dem oberen Tor eröffnen. Der Erfolg gab Burger Recht, denn sein Material stand dem damals berühmten englischen und französischen Steingut in keinster Weise nach.
1819 verkaufte
der Gründer Burger seine Anteile an seinen Teilhaber Lenz. Seine Töchter hatten
kein Interesse am Steingut. Die Neffen Lenz, die mittlerweile die Keramikfabrik
weiterführten, begannen 1842 die Steingut- oder Majolikafabrik auf die
Porzellanherstellung umzustellen. Denn die Käufer bevorzugten auf einmal
Porzellan, das mittlerweile auch für bürgerliche Schichten erschwinglich
wurden.
Um die
Umstellung 1842 erfolgreich hinter sich zu bringen, wurde mit dem
Pferdefuhrwerk aus dem französischen Limonges Porzellanerde nach Zell gebracht.
Weiterhin musste die Brennöfen auf höhere Temperaturen umgestellt werden. Wurde
die Keramik bei ca 1200° C gebrannt
wurde beim Glasurbrand als zweiten Brand nur noch 1000°C benötigt. Während
Porzellan bei 950°C gebrannt werden konnte und beim zweiten Brand, dem
Glattbrand, bei vollständiger Sinterung bis 1400°C benötigt wurden. Es wurden
hausgroße Rundöfen gebaut, um das Porzellan und die Keramik zu brennen. Das
neue Porzellan brachten dem Unternehmen zahlreiche nationale und internationale
Auszeichnungen ein.
Einer dieser
berühmten Rundöfen, die bis 1942 in Betrieb waren und durch Tunnelöfen ersetzt
wurden, ist bis heute erhalten geblieben. Er hat einen Außendurchmesser von
10,3 m mit vier Etagen. Die Hitze zum Brennen des Porzellans verteilte sich
über drei Etagen. Angefeuert wurde im Untergeschoss, genau darüber herrschten
die höchsten Temperaturen bis zu 1500°C, um aus dem
Koalin-Sand-Mineralien-Wasser-Gemisch Porzellan zu brennen. Die Urgewalt des
Feuers stieg durch die Öffnung und Schächte von unten durch alle Etagen und
brannte das Porzellan mit unterschiedlicher Temperatur. Der Brennvorgang
zunächst mit Holz, später mit Kohle, dauerte bis zu 36 Stunden, das Abkühlen
des Ofens mehrere Tage. Die Brenner arbeiteten tagelang in Ruß, Rauch und
Hitze. Dabei hatten die Brenner die Glut immer fest im Blick. Beginn des
Glühens 525°, dunkle Rotglut 700°, beginnende Kirschrotglut 800°, starke
Kirschrotglut 900°, völlige Kirschrotglut 1000°, dunkle Gelbrotglut 1100°,
helles Glühen 1200°, Weißglut 1300° C und mehr.
Nach zweieinhalb
jähriger Bauzeit konnte der alten Rundofen als restauriertes Industriedenkmal
erhalten werden. Das historische Gebäude wurde zu einem modernen Eventhaus
umgestaltet. Der Zeller Rundofen soll ein wahres Multitalent werden: ein Ort
der Begegnung, eine Galerie für Kunst, ein lockerer Treffpunkt, ein Raum für
Fortbildung, ein Konzertsaal, eine nicht alltägliche Location für Trauungen und
Feiern und nicht zuletzt eine authentische Stätte für all diejenigen, die auf
den Spuren der jahrhundertalten Keramikproduktion wandeln wollen. Das
Untergeschoss mit den
Feuerstellen und das Erdgeschoss bieten hier die Wissensbasis zur
Keramikgeschichte. Der Rundofen ist ein Ort mit einzigartiger Atmosphäre für
Veranstaltungen aller Art.
| Zeller Rundofen Schema |