Donnerstag, 7. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Flößerei in und um Pforzheim?

Pforzheim Auer Wehr und Waag

In Pforzheim mündet die Nagold, die kurz zuvor die Würm aufgenommen, in der Vorstadt Au in die Enz, die in Besigheim in den Neckar mündet. Die Au war folgerichtig das Zentrum der Flößerei in Pforzheim, denn die Römer benutzten zum Transport von Holz die Flüsse.

Im 14. Jahrhundert besaß Baden die waldreichen Ämter Liebenzell und Altensteig an der Nagold und an der unteren Enz Besigheim. Folglich war das Interesse groß, eine Vereinbarung über die Flößerei in und um Pforzheim zu bekommen. Daher schloss der Markgraf Rudolf IV von Pforzheim mit dem Grafen Ulrich von Württemberg 1342 einen Floßvertrag auf Bitten von Heilbronn, der die Flößerei auf der Enz, Nagold, Würm und Neckar regelte. Er sollte die Enz bis Besigheim und den Neckar bis Heilbronn für die Flößerei öffnen. Wer hier flößen wollte, musste Zoll bezahlen. Von diesem wurden die Flussbauten und Floßgassen unterhalten. Die Flößer hatten auf dem Heimweg immer freies Geleit.

Markgraf Christoph erließ und bestätigt diese Zunftordnung aufs Neue. Die Flößer der Zunft in der Au  durften selber kein Holz schlagen oder  der Einbindestelle zuführen. Sie waren nur zur Flößerei berechtigt. Auch durfte beim Flößen nicht mehr als 5.000 Stück verflößt werden. Auch Kompaniegeschäfte waren verboten.

Die Flößer auf der Enbz und der Nagold durften ihr Holz nur bis Pforzheim flößen, mussten dort das Holz zum Weiterflößen oder zum Verkauf den Pforzheimer Flößer übergeben. Die Floßzeit wurde von Ostern bis zum Gallustag (16.10.) festgesetzt. Am Ostermontag veranstalteten die Flößer ihren Umzug in der Stadt und hielten ihren Rügungstag ab. Jeder Flößer musste festlegen, ob er als Schiffer oder Knecht fahren wollte. Zum Schluss wählte die Schifferzunft 4 Verordnete, die die Zunftaufsicht führten.

Im Jahr 1603 verkaufte der Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach aus Geldnot die Ämter Liebenzell und Altensteig an das Herzogtum Württemberg. Damit fehlten den Pforzheimer Flößern das badische Hinterland. Somit stieg Württemberg verstärkt in den Holzhandel ein. In der Zeit von 1988 führten Kriege und Brände zum Erliegen der Flößerei. Erst 1697 konnte die Nagold und ein Jahr später die Enz wieder floßbar gemacht werden.

Mittlerweile hatten die Holländer die Flößerei im Nordschwarzwald fest im Griff, ließen die Flöße von einheimischen Flößern bis Mannheim flößen und übernahmen dann diese bis Holland. 1713 hat das Herzogtum Württemberg Kompaniegeschäfte dh  Geschäfte vom Holzeinschlag bis zum Flößen vorzunehmen, zugelassen. Ebenso hat es 1725 verboten das Holz an badische Pforzheimer Flößer zu verkaufen. Folge war 1747 für den Pforzheimer Flößerzunftverein, in welchem alles zentral geregelt wurde, dass dieser in die Enz-Nagold-Murg-Kompanie aufgenommen wurde. Damit brach von 1758 bis 1788 eine neue Blütezeit der Flößerei bis nach Worms an, bis diese aufgelöst wurde. Nachfolge wurde die Calwer Kompanie unter Pforzheimer Beteiligung. Ab 1801 übernahm die Pforzheimer Holländer Kompanie das Floßgeschäft bis nach Holland.

Die Revolutionsjahre 1848/49 führte zur Verkleinerung der Pforzheimer Holländer Kompanie. Gleichzeitig kündigte sich die Eisenbahn als Konkurrent der Flößer an. Mitte des 19. Jahrhundert bildete die Eisenbahn Pforzheim-Mühlacker den Anschluss an die Rheintalbahn. In die Täler der Enz und Nagold fraß sich gleichzeitig das Eisenbahnnetz. 1865 war vom Württembergischen König die Scheitholzflößerei verboten worden. Die Kohle aus dem Ruhrgebiet und Saarland hatte sich mit Hilfe der Eisenbahn durchgesetzt. 1900 wurde die Pforzheimer Flößergenossenschaft aufgelöst. 1913 war das Ende der Flößerei auf Enz und Nagold besiegelt.