Freitag, 19. September 2025

Was verbirgt sich hinter dem Postverkehr Freiburg und dem oberen Wiesental?

Postbus 1920

Nach der Säkularisierung des Klosters St Blasiens verschob sich der Verwaltungs- und Handlungsmittelpunkt von St Blasien nach Freiburg. Nach 30jährigem Bitten der Bevölkerung wurde 1847 die Straße im Schönenbach von Todtnau zum Notschrei durch Friedrich Julius Gerwig fertig gestellt. (Was verbirgt sich hinter dem Notschrei).

Im Sommer 1860 wurde endlich eine Pferdeomnibuslinie Freiburg – Schönau im Wiesental eingerichtet. Die Fahrtzeit von Freiburg nach Todtnau betrug 4,5 Stunden, die Rückfahrt wegen der Steilstrecke zum Notschrei eine Stunde länger. Der Todtnauer Rößlewirt hielt in seiner Station drei Postkutschen, zwei Chaisenschlitten und dazu 10 Pferde bereit – zugleich für die Linie Todtnau-Schönau. Die mehrspännigen Postkutschen der Post wechselten am Gasthof Sterne-Post in Oberried und am Steinwasen  ihre Gespanne, für immer frische Pferde stand dort ein Gastschuppen zur Verfügung. 1909/10 fuhren täglich zwei Postkutschen.

Der Fortschritt der Technik machte auch hier nicht halt: Die Strecke Freiburg nach Todtnau sollte motorisiert werden. 1919 fand in Freiburg eine Besprechung wegen der geplanten Einrichtung einer staatlichen Kraftwagenlinie Freiburg – Todtnau statt. Der Plan war für damalige Verhältnisse so kühn, dass zur Sitzung Vertreter des Landes Baden, der Bezirksämter Freiburg, Schönau, der Wasser- und Straßeninspektion Freiburg, der Generaldirektion der bad. Staatseisenbahnen sowie Bürgermeister und Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden geladen waren. Die Kraftwagenlinie sollte, wenn möglich, ganzjährig betrieben werden, und zwar im Sommer dreimal und Winter zweimal täglich.

Von den beteiligten Gemeinden an der Strecke  verlangte das Finanzministerium insgesamt einen Zuschuss von 35.000 Mark. Auch der Gastwirt Wißler von der Halde war mit 100 Mark dabei. Selbst das abgelegene Hofsgrund, welches ebenfalls von der beim Gasthaus Steinwasen –Posthilfsstelle- zu errichtenden Haltestelle die Einrichtung benutzen könnte, sollte einen Beitrag von 500 Mark zahlen. Bei Ablehnung sollte in Steinwasen lediglich eine Brief- und Paketpostbeförderung, aber keinesfalls eine Personenbeförderung für Hofsgrund stattfinden.

Mit einer „Festfahrt“ wurde am 29. Juli 1920 die Kraftwagenlinie mit Wagen je 18 Sitzen eröffnet. Doch schon wenige Monate nach der Eröffnung der Kraftwagenlinie stellten sich die erwartenden Probleme ein: Starker Schneefall ließ nur einen eingeschränkten Verkehr zu, denn die Linie wurde nur bis zur Schneegrenze betrieben. Die an der Einrichtung der Linie beteiligten Ämter und Gemeinden vereinbarten, Schneeräumungsarbeiten durchzuführen. Es sollten  hierfür höhere Löhne gezahlt werden,  weil die arbeitsfähigen Bewohner der angrenzenden Gemeinden großenteils gegen hohe Löhne im Bergwerk arbeiteten und nur  ganz wenige Pferde für die Schlittenführung vorhanden waren.

Frau Sieglinde Rombach geb. Kreutz kann sich erinnern, dass in den 1940er Jahren bei starkem Schneefall, die Busse nur bis zum Steinwasen verkehrten, die Busfahrer übernachteten dort. Die Fahrgäste liefen entweder zu Fuß weiter oder wurden mit einem Schlitten weiter befördert.

Poststelle Steinwasen 1920