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Unserer lieben Frau |
Erst im 12. Jahrhundert begann die Besiedlung der Höhenrücken des unfruchtbaren Hotzenwaldes. Förderlich für diese Entwicklung war die Entstehung von Schmelzhütten von Laufenburg bis Wehr aufgrund der Erzfunde im Klettgau und Fricktal. Das notwendige Holz für die Schmelzöfen kam per Scheitholzflösserei von den bewaldeten Bergrücken. Mit der zunehmenden Waldarbeit wuchs die Zuwanderung von Tirol und der Schweiz. Ihre tiefe Volksfrömmigkeit mit der Marienverehrung ließ die ersten Kapellen entstehen.
Walter von
Klingen, der Lehensherr mit Sitz in Wehr, schenkte 1260 den Wald im oberen
Wehratal dem Bischof von Konstanz und dem Ordensschloss Beuggen mit der
Weisung, eine Kirche zu bauen. Dies fiel in die Zeit der urkundlich belegten
Gründung von Todtmoos 1268. Die Kapelle wurde zur Pfarrkirche vergrößert, um
die tiefgläubigen Holzfäller und Wallfahrer zu versorgen. Gleichzeitig kam das
Gebiet zu den Habsburgern.1319 schenkte Herzog Leopold von Österreich die gesamte
Kirchengemeinde Todtmoos dem Benediktinerkloster St Blasien. Somit konnte
Todtmoos von dem Geld und der Prunksucht der Äbte von St Blasien profitieren.
Schon 1300 war
aus dem ursprünglichen Kirchlein eine prachtvolle Steinkirche entstanden, 1391
wurde die Kirche großzügig um Chor und Sakristei erweitert. Dazu kam gegenüber
dem Todtenbach das Pfarrhaus als Leutpriesterei. Das Wallfahrtszentrum forderte
seinen Tribut, denn mittlerweile besuchten 25.000 Gläubige jährlich den
Gnadenort. In den Wallfahrtsbüchern sind etliche Wunder durch die Fürsprache
der Muttergottes von Todtmoos verzeichnet, angefangen Mensch- und Tierseuchen,
Unwetter und Hungersnöte. Auch zwei große Pestwallfahrten der Städte Freiburg
(1427) und Basel (1439), in deren Folge die Seuche zum Erliegen kam, halfen mit,
den wundertätigen Ruf der Muttergottes zu verbreiten. Um den mehrtägigen
Pilgerstrom zu bewältigen, gruppierten sich Pilgerübernachtungsstätten und
Versorgungsbauten. Als Pilgerbrot oder Mitbringsel diente und dient bis heute
der Todtmooser Lebkuchen.
Bis in die
Schweiz und Elsaß überlegen sich die Gläubigen, wohin geht die nächste Dankes-
oder Bittprozession - Einsiedeln oder Todtmoos?
Zumeist letztere oder bestenfalls beide. So wird urkundlich 1600 die Hornusser
Wallfahrt erwähnt: Eine 42 km lange Wallfahrt von Hornussen im Fricktal, über
den Rhein, Hotzenwald bis Todtmoos. Nur ab 1940 wegen des Zweiten Welkrieges,
2021/22 wegen Corona fand kein Pilgerzug statt. Bis heute sind noch zwischen 80
und 200 gläubige Männer, Frauen und Kinder unterwegs.
1628 wird auf
Initiative des Abtes von St Blasien eine neue Basilika mit Chor und zwei
Seitenschiffen am gleichen Ort errichtet. Sie wurde zur prunkvollsten Kirche
Süddeutschlands. 1733 errichteten die Päpste von St Blasien das große und exquisite Pfarrhaus, das gleichzeitig als
Sommerresidenz der Äbte von St Blasien, den Mönchen als Wallfartbetreuer zur
Unterkunft diente. In Folge der Säkularisation 1807 wurde es als reines
Pfarramt heruntergestuft. Dies obwohl heute 60.000 Pilger seelsorgerisch
betreut werden, die vom ersten Mai bis zum Rosenkranzfest im Oktober ins
„Vaterunserloch“ pilgern. In der Zeit der Aufklärung, zweite Hälfte des 18.
Jahrhunderts, erlitten die Wallfahrt und Prozessionen als finsterer Zauber
einen Einbruch. 1795 hob ein Hofdekret alle Wallfahrten im Breisgau auf. „…mit
Rücksicht auf die benachbarten protestantischen Untertanen, die sich darüber
beschwerten, dass katholische Gemeinden mit fliegenden Fahnen und Gesänge durch
den evangelischen Breisgau zogen“. Verstärkt wurde dies noch durch die
Säkularisierung des Klosters St Blasien 1807.