Freudenstadt Rußhütte 1979 |
Bisher bekannt als steinerner Zeuge eines ausgestorbenen Waldgewerbes ist die Rußhütte in Enzklösterle, 1829 erbaut und 1992/94 vollständig restauriert. (Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?)
Beim Kienrußbrennen
wurde der begehrte Kohlenstoff gewonnen, der vor allem für schwarze Ölfarbe,
Stiefelschmiere, Ofenschwärze, Druckerschwärze, Tusche, Pigmentpaste und
sonstige Färbemittel benötigt wurde.
Benötigt wurde
harzhaltiges Material wie Harz- oder Pechgrieben, Pechreste beim Salbenbrennen
oder harzige Nadelholzzapfen und Nadelholzreisig von Tanne, Fichte und Kiefer. Dieses
Material wurde unter Luftmangel verbrannt bzw verschwelt. Die rußbeladenen
Verbrennungsgase leitete man in den Rußfang d.h. in ein Stein-Gewölbe. Der
Brennofen stand entweder im Freien daneben und musste über den sog. Rußfang
verbunden sein oder der Ofenstand in einem angrenzenden Raum und entließ den
rußigen Rauch durch eine Wandöffnung direkt in den Rußfang.
Die gröberen
Partikel setzten sich in den Rußsäcken ab. Das waren schlauchartige
zusammengenähte Säcke. Der grobere Ruß setzte sich früher ab wie der feinere,
so dass verschieden Qualitäten gewonnen werden konnten. Die Filtertücher
mussten von Zeit zu Zeit ausgeklopft werden, im Gewölbe des Rußfangs wurden
ebenfalls Wände und Boden abgekehrt. Die unterschiedlichen Qualitäten des Rußes
wurden in Fässern gelagert und kamen zum Verkauf.
Aber auch in
Freudenstadt gibt es eine Rußhütte, was den Wenigsten bekannt war: Am 21. April
1725 richteten die beiden Freudenstädter Bürger und Taglöhner Hannß Georg Rubin
und Frantz Buchmann ein Gesuch um Errichtung einer Rußhütte an die herzogliche Rentkammer.
Sie sollte in einem abgelegenen, abgesonderten Feld hinter den
Salpeterhüttenplatz innerhalb des Walls errichtet werden. Gleichzeitig wurde
versichert, dass die notwendigen Rohstoffe wie Brennholz und Harz bei den
Bauern im Alpirsbacher Amt und im Fürstenbergischen und nicht im Freudenstädter
Forst beansprucht werden sollte.
1849 wurde die
Rußhütte in Betrieb genommen und dürfte wohl 20 Jahre in Betrieb gewesen sein.
Es wurde Ruß z. B. für Pflegemittel und Druckerschwärze gewonnen. Sie bestand
aus zwei Vollgeschossen mit Dachstuhl darüber, unter der Grasnarbe befand sich
der Gewölbekeller. Die Spuren der Rußproduktion konnte man im Rußkeller noch
sehen. Nach 20 Jahre in Betrieb wurde die Rußhütte zu einem einfachen Wohnhaus
umgebaut - mit mehreren Anbauten. Die habe man mittlerweile aber entfernt, so
das Denkmalamt. So war die Rußhütte in der Stuttgarter Straße dahin
geschlummert.
Wegen der
Verlegung der B 28 vom Kniebis – Freudenstadt- Stuttgart herkommend mit der B
462 Baiersbronn – Freudenstadt vierspurig unter Tage als Tunnellösung, war die
Rüßhütte in der Stutttgarter Straße im Weg. Deswegen wurde sie vom
Regierungspräsidium, Denkmalamt und der
Stadt Freudenstadt 5 Kilometer weiter in die kommende Gartenschau im Christophstal
verlegt. Jeder der 10.000 Buntsandsteine wurde einzel abgetragen und mit
Nummern versehen und im Chistophstal wieder aufgebaut. Auch das Dach wird noch
wie früher die Holzschindeln bekommen. Die Stadt Freudenstadt sucht für die
Nutzung nach der Gartenschau einen Pächter. Die Kosten dürften im Bereich von 1.8
Mio € liegen. Wobei die Stadt Freudenstadt 200000 € zu tragen habe.
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Rußhütte wieder aufgebaut |
Rußhütte Schema |