Freitag, 10. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter der Rußhütte von Freudenstadt?

Freudenstadt Rußhütte 1979

Bisher bekannt als steinerner Zeuge eines ausgestorbenen Waldgewerbes ist die Rußhütte in Enzklösterle, 1829 erbaut und 1992/94 vollständig restauriert. (Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?)

Beim Kienrußbrennen wurde der begehrte Kohlenstoff gewonnen, der vor allem für schwarze Ölfarbe, Stiefelschmiere, Ofenschwärze, Druckerschwärze, Tusche, Pigmentpaste und sonstige Färbemittel benötigt wurde.

Benötigt wurde harzhaltiges Material wie Harz- oder Pechgrieben, Pechreste beim Salbenbrennen oder harzige Nadelholzzapfen und Nadelholzreisig von Tanne, Fichte und Kiefer. Dieses Material wurde unter Luftmangel verbrannt bzw verschwelt. Die rußbeladenen Verbrennungsgase leitete man in den Rußfang d.h. in ein Stein-Gewölbe. Der Brennofen stand entweder im Freien daneben und musste über den sog. Rußfang verbunden sein oder der Ofenstand in einem angrenzenden Raum und entließ den rußigen Rauch durch eine Wandöffnung direkt in den Rußfang.

Die gröberen Partikel setzten sich in den Rußsäcken ab. Das waren schlauchartige zusammengenähte Säcke. Der grobere Ruß setzte sich früher ab wie der feinere, so dass verschieden Qualitäten gewonnen werden konnten. Die Filtertücher mussten von Zeit zu Zeit ausgeklopft werden, im Gewölbe des Rußfangs wurden ebenfalls Wände und Boden abgekehrt. Die unterschiedlichen Qualitäten des Rußes wurden in Fässern gelagert und kamen zum Verkauf.

Aber auch in Freudenstadt gibt es eine Rußhütte, was den Wenigsten bekannt war: Am 21. April 1725 richteten die beiden Freudenstädter Bürger und Taglöhner Hannß Georg Rubin und Frantz Buchmann ein Gesuch um Errichtung einer Rußhütte an die herzogliche Rentkammer. Sie sollte in einem abgelegenen, abgesonderten Feld hinter den Salpeterhüttenplatz innerhalb des Walls errichtet werden. Gleichzeitig wurde versichert, dass die notwendigen Rohstoffe wie Brennholz und Harz bei den Bauern im Alpirsbacher Amt und im Fürstenbergischen und nicht im Freudenstädter Forst beansprucht werden sollte.

1849 wurde die Rußhütte in Betrieb genommen und dürfte wohl 20 Jahre in Betrieb gewesen sein. Es wurde Ruß z. B. für Pflegemittel und Druckerschwärze gewonnen. Sie bestand aus zwei Vollgeschossen mit Dachstuhl darüber, unter der Grasnarbe befand sich der Gewölbekeller. Die Spuren der Rußproduktion konnte man im Rußkeller noch sehen. Nach 20 Jahre in Betrieb wurde die Rußhütte zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut - mit mehreren Anbauten. Die habe man mittlerweile aber entfernt, so das Denkmalamt. So war die Rußhütte in der Stuttgarter Straße dahin geschlummert.

Wegen der Verlegung der B 28 vom Kniebis – Freudenstadt- Stuttgart herkommend mit der B 462 Baiersbronn – Freudenstadt vierspurig unter Tage als Tunnellösung, war die Rüßhütte in der Stutttgarter Straße im Weg. Deswegen wurde sie vom Regierungspräsidium,  Denkmalamt und der Stadt Freudenstadt 5 Kilometer weiter in die kommende Gartenschau im Christophstal verlegt. Jeder der 10.000 Buntsandsteine wurde einzel abgetragen und mit Nummern versehen und im Chistophstal wieder aufgebaut. Auch das Dach wird noch wie früher die Holzschindeln bekommen. Die Stadt Freudenstadt sucht für die Nutzung nach der Gartenschau einen Pächter. Die Kosten dürften im Bereich von 1.8 Mio € liegen. Wobei die Stadt Freudenstadt 200000 € zu tragen habe.

 

Rußhütte wieder aufgebaut





Rußhütte Schema