Donnerstag, 16. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Schicksal der Anna Maria H.?

 


Seit dem 14. Jahrhundert wird von der Wallfahrt zum hl Romanus am 9.8. (Patrozinium) berichtet: „Suchst du einen Mann, wallfahre nach St Roman“! Das Sakramentshäuschen der Wallfahrtskirche zeigt gotische Stilelemente, die auf 1481 zurückweisen. Weil die Bedeutung und Einnahmen der Wallfahrt so zunahmen, wurde 1784 St Roman eine eigene Pfarrei eingerichtet. 1902 erhielt die Wallfahrtskirche ihren Turm. Die jetzige Kirche wurde durch die großzügigen Spenden und Spanndienste der Bauern von St Roman in der heutigen Größe 1922/23 gebaut. Die Hofzeichen in der Kirche zeugen noch heute vom Opfersinn der St Romaner Höfe.

Politisch gehörte St Roman ab 1246 zum Stab Kinzichental und bis 1800 zu Fürstenberg, ab 1832 war es eine eigene Gemeinde Kinzital und wurde 1971 nach Wolfach eingemeindet. Zu St Roman gehört das Sulzbächle, Elmlisberg, St Roman, der obere Langen- und Übelbach mit dem Sargenberg sowie der Waldlehne.

In der Abgeschiedenheit der Wälder liegt der Elmlisberg mit seinen wenigen Höfen umgeben von riesigen Wäldern. Aber hier schlug das tragische Schicksal zu. Eine der jungen und hübschen Töchter des Bauern stellte fest, dass sie schwanger geworden ist. Man kann heute nicht mehr ermessen, welches Schicksal das in der Zeit des 18. Jahrhunderts bedeutete. Standesgemäße Hochzeit auf einen der Höfe ade, ein Leben lang als Magd herumgestoßen zu werden. In einer dunklen Stunde der Not brachte Anna Maria ihr Neugeborenes um. Es kam, wie es kommen musste, die Tat ließ sich nicht verheimlichen, die Obrigkeit erfuhr von der schrecklichen Tat und forderte Bestrafung und Sühne.

Das Malefizgericht wurde in Wolfach als Amtsstadt einberufen, das sich jeweils aus 6 Wolfacher und Hausacher Ratsherren, unter diesen meist der Schultheis, zusammensetzte. Mindestens sieben Richter mussten auf „schuldig“ plädieren. Was auch geschah und deswegen das Urteil „Tod durch Schwert“ lautete. Für den Todestag durfte sich die Verurteilte ein von ihr selbst gewähltes Henkermal bestellen. Zur bestimmten Stunde ertönte das Armsünderglöcklein. Von Henkersknechten und Wächtern wurde sie zu Fuß begleitet, gefolgt von den Beamten, Richtern und der Geistlichkeit, Schultheis und Amtsbürgermeister hoch zu Ross. Von allen Seiten strömte das schaulustige Volk herbei und schließt sich drängend dem Zug an. Bei dem „Cäpelin“ unweit der Siechenbrücke wird kurz Halt gemacht. Vor dem Bild des Gekreuzigten und der beiden Schächer erweckte die Verurteilte Reue und Leid. Die Menge erflehte Gottes Barmherzigkeit. Doch schon setzte sich alles wieder in Bewegung zur Richtstätte auf dem Galgenbühl, dem heutigen Gelände der Fa Sachtleben AG, Nähe der Einmündung des Kirnbachs in die Kinzig..

Jakob Seidel als Scharfrichte will mit der Hinrichtung sein Meisterstück bestehen. Dagegen hat sich der Oberamtmann von Schwab an die Regierung von Donaueschingen gewandt. Seine Bedenken waren, dass es wie beim Vater sich ereignen könnte, ein Fehlschlag beim Meisterstück der Hinrichtung. Dafür hatte Anna Maria einen zu starken Anhang und kam von einem der angesehensten Höfe aus St Roman. Er befürchtete Unruhen bei einem unglücklichen Streich. Deswegen wurde bei Anna Maria der Triberger Scharfrichter Johann Georg Steinmayer vorgesehen, sehr zum Ärger der Familie Seidel.

Der Kapuzinerpater Vicarus der Vätter zu Haslach begleitete Anna Maria zur Richtstätte, 8000 Schaulustige wohnten der Hinrichtung bei. Die arme, gezopfte und geputzte Sünderin, musste kniend vor der Hinrichtung „den unterthänigsten Dank für ihr gnädiges Urtheil öffentlich aussprechen“ und zeigte viel Zerknirschtheit und reumütige Ergebenheit. Sie ging tapfer, wie ein Mensch, der weiß, warum er mit dem Leben abgeschlossen hat, in den Tod. Sie wurde nach sehr selten erteilter Gnade auf dem Wolfacher Friedhof begraben, anstatt an der Richtstätte verscharrt zu werden.

Galgen von Triberg heute