Haselwander 1859-1932
Friedrich August Haselwander
wurde am 18. Oktober 1859 in Offenburg als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren.
Nach der Gymnasialzeit immatrikulierte er sich am Karlsruher Polytechnikum und
setzte danach seine Studien der Chemie und Physik an den Universitäten
Straßburg und München fort. In Offenburg gründete er eine mechanische
Werkstätte, in der er Dynamos gebaut wurden.
Gelegentlich der Reparatur einer Gleichstromdynamomaschine hat Haselwander im Jahr 1887 die epochemachende Entdeckung des Drehstroms gemacht: Anlässlich einer Besichtigung Offenburger Gemeinderäte in seiner Werkstatt, stupfte ein technischer Laie mit seinem Sparzierstock im Gleichstromdynamo und riss eine Wicklung der Maschine auf. Deswegen wurde Haselwander klar, dass man die Kommutatoren weglassen kann. Nach wenigen Tagen war der erste Drehstromgenerator des verketteten Dreiphasenstroms gebaut. So war die Weiterleitung der elektrischen Energie auf weite Strecken überhaupt erst möglich.
Haselwander war Erfinder aber kein Geschäftsmann. Er war über seine Erfindung des Drehstromgenerators so beglückt, dass er vergaß, sich den rechtlichen Schutz für seine Erfindung zu besorgen. Er hatte anderen seine Erfindung mitgeteilt und erst ein Dreivierteljahr nach dieser 1888 die Erfindung zum Patent angemeldet. Die erste Anmeldung wies das Reichspatent 1889 aus formalen Gründen zurück. Es bedurfte noch zwei weiterer Anmeldungen bis Haselwander 1890 ein Patent erhielt. Von großen Elektrounternehmen, die die Bedeutung der Erfindung erkannten, wurde Widerspruch eingelegt. Einen Rechtsstreit konnte Haselwander aber finanziell nicht durchstehen. Er war zu jener Zeit Oberingenieur der Firma Wilhelm Lahmeyer & Co in Frankfurt. Er übertrug diesem Unternehmen seine Patente. Als diese von der AEG aufgekauft wurde, kamen die Patente des Drehstroms an die AEG, ohne dass Haselwander etwas davon hatte.
Es gelang immer wieder sogenannten Trittbrettfahrer Patente von Haselwander an sich zubringen. Auch nach Erfindung des Dieselmotors erfand Haselwander 1898die Möglichkeit auf den teuren Kompressor, durch den das Öl zur Entzündung und der Kolben zur Bewegung gebracht werden soll, wegfallen zu lassen. Dieser läuft im Gegensatz zum Benzinmotor völlig gefahrlos, aber auch hier wurde er betrogen. Er überließ seine Pläne einem Kollegen, der diese an Dritte weitergab. Der einzige Trost der Motor von Haselwander steht im Technischen Museum München als stummer und doch redender Zeuge.
Unzählige Anwälte hat Haselwander in seiner Sache bemüht. Die einen zahlten für die Erfindung überhaupt nichts, aber sie verwerteten sie in Großproduktion, die anderen nahmen wohl von ihm die Lizenz, aber sie ließen ihn „am Seil hinab“.
In seiner Gutmüdigkeit wusste er im Alter oft nicht, von was er am nächsten Tag leben sollte. Da konnte auch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule nichts daran ändern. Wenigstens wurden auf ideellem Gebiet seine Verdienste gewürdigt.
Im März 1932 ist Haselwander in Offenburg gestorben. Seine Lebensleistung stand unter dem Goethewort: „Die Tat ist alles, nichts der Ruhm“.