Nahezu keiner kann sich was unter der Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt vorstellen, aber nahezu jeder kennt noch die Weltfirma SABA als Radio-, Fernseh- und Tonbandhersteller, die mal 35% des deutschen Marktes beherrschten. Wie alle Unternehmen im Schwarzwald stand am Anfang ein Tüftler, der seine Familie ernähren musste. So auch bei SABA.
Joseph Benedikt
Schwer (1770-1858) gründete 1835 ein
Uhrenfabrik in Triberg. Dies schien ihm ein lohnendes Geschäft, da es in jener
Zeit im Amt Triberg 668 Uhrenbaumeister tätig waren, die Zulieferteile für die
Uhrenherstellung brauchten. Tatsächlich sind ihm zahlreiche Verbesserungen an
Werkzeugen für den Uhrenbau gelungen. So auch eine Zange zu einer präziseren
Herstellung des Blechankers, einem wichtigen Bestandteil jeder Uhr.
Sein Sohn,
Benedikt (1803-1874), übernahm die Werkstatt, baute als Uhrmachermeister 1855
Uhren neben dem Uhrenzubehör, die er bis Norddeutschland verkaufte. Dessen
Sohn, August (1844-1912), trat 1864 in das kleine Unternehmen ein und gründete
1865 aus dem „Produktionsbetrieb für Uhrenteile und Fahrradglocken“ die Firma
„Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt“. Denn er weitete die Produktion aus und
produzierte Jockeles Uhren, Nachtuhren, Pendulen und Kaminuhren aus Marmor.
Vor seinem Tod
1912 übernahm Sohn Hermann (1877-1936) 1905 die elterliche Firma und baute
diese zur Metallwarenfabrik um. Große Neuheit waren Fahrrad- und Türglocken,
die wegen ihrer hervorragenden Qualität in Europa bekannt waren. Trotz des
Ersten Weltkriegs erkannte Schwer, dass er im beengten Tal in Triberg keine
Erweiterungsmöglichkeiten hatte. 1918 kaufte er die „Waldmühle“, ein ehemaliges
Landgasthaus in Villingen als neue Produktionsstätte und verließ Triberg. Ende
1918 hatte er schon 78 Mitarbeiter beschäftigt und sein „Waldmühle“ waren wegen
seinen Glocken schon bald als „Schellenmühle“ bekannt.
1919 wurde die
neue Firma beim Registergericht eingetragen, die dann als „SABA“ weltbekannt
wurde. Hermann Schwer hörte Anfang der 20er Jahre in der Schweiz in einem
Rundfunklabor eine Radioübertragung. Für in war klar, dass der Rundfunk, der
1923 in Deutschland begann, eine große Zukunft hatte. Erste Produkte folgten
schon 1923: Kopfhörer für Radiogeräte, Heizwiderstände, Spulen, Schalter,
Trichterlautsprecher alles in höchster Qualität. 1926 folgten Radiobausätze und
ein Jahr verließen komplette Radiogeräte das Werk. 1935 war schon ein
Marktanteil von 10% und 1935 von 35% erreicht.
Im Zweiten
Weltkrieg wurde wie alle Betriebe die Produktion auf die Rüstungsproduktion
umgestellt und nach dem Krieg überbrückten Kinderspielzeug unter anderem die
schwierige Zeit. Erst 1947 wurde wieder mit der Produktion von Radiogeräten
begonnen werden. 1949 wurde SABA in eine GmbH umgewandelt. Da die Erben, die
Söhne der einzigen Tochter Margarete, Hermann und Hans-Georg, noch zu jung
waren, übernahm der Stiefvater die Geschäfte, die mit dem Radioverkauf an die
Vorkriegserfolge anknüpfen konnte. Ein Misserfolg war die Produktion von
Kühlschränken, die erst 1957 endlich eingestellt wurde. Im letzten Moment wurde
noch der Sprung in die stark aufkommende Fernsehgeräteproduktion geschafft.
1961 konnten die
Enkel von Hermann Schwer die Führung übernehmen: Hermann als kaufmännischer und
Hans-Georg als Technischer Geschäftsführer, was sich als Expansionsschub
erwies. Es kamen nun die Tonbandgeräte in einem Werk in Friedrichshafen noch
hinzu. Größer und breiter wurde die zur Spitzenklasse gehörende
Produktionspalette. Dabei drückten die preiswerten Produkte aus Südost-Asien
auf die europäischen Märkte. So geriet Ende der 1960er Jahre das Unternehmen in
finanzielle Schieflage.
Im Jahr 1980 wurde das Unternehmen an den französischen Thomson-Konzern verkauft. 2005 existierte nur noch die Marke SABA, die dann 2016 gelöscht wurde.
Schwer Hermann 1877-1936 |