Freitag, 14. Februar 2025

Was verbirgt sich hinter der Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt?


Nahezu keiner kann sich was unter der Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt vorstellen, aber nahezu jeder kennt noch die Weltfirma SABA als Radio-, Fernseh- und Tonbandhersteller, die mal 35% des deutschen Marktes beherrschten. Wie alle Unternehmen im Schwarzwald stand am Anfang ein Tüftler, der seine Familie ernähren musste. So auch bei SABA.

Joseph Benedikt Schwer  (1770-1858) gründete 1835 ein Uhrenfabrik in Triberg. Dies schien ihm ein lohnendes Geschäft, da es in jener Zeit im Amt Triberg 668 Uhrenbaumeister tätig waren, die Zulieferteile für die Uhrenherstellung brauchten. Tatsächlich sind ihm zahlreiche Verbesserungen an Werkzeugen für den Uhrenbau gelungen. So auch eine Zange zu einer präziseren Herstellung des Blechankers, einem wichtigen Bestandteil jeder Uhr.

Sein Sohn, Benedikt (1803-1874), übernahm die Werkstatt, baute als Uhrmachermeister 1855 Uhren neben dem Uhrenzubehör, die er bis Norddeutschland verkaufte. Dessen Sohn, August (1844-1912), trat 1864 in das kleine Unternehmen ein und gründete 1865 aus dem „Produktionsbetrieb für Uhrenteile und Fahrradglocken“ die Firma „Schwarzwälder-Apparate-Bau-Anstalt“. Denn er weitete die Produktion aus und produzierte Jockeles Uhren, Nachtuhren, Pendulen und Kaminuhren aus Marmor.

Vor seinem Tod 1912 übernahm Sohn Hermann (1877-1936) 1905 die elterliche Firma und baute diese zur Metallwarenfabrik um. Große Neuheit waren Fahrrad- und Türglocken, die wegen ihrer hervorragenden Qualität in Europa bekannt waren. Trotz des Ersten Weltkriegs erkannte Schwer, dass er im beengten Tal in Triberg keine Erweiterungsmöglichkeiten hatte. 1918 kaufte er die „Waldmühle“, ein ehemaliges Landgasthaus in Villingen als neue Produktionsstätte und verließ Triberg. Ende 1918 hatte er schon 78 Mitarbeiter beschäftigt und sein „Waldmühle“ waren wegen seinen Glocken schon bald als „Schellenmühle“ bekannt.

1919 wurde die neue Firma beim Registergericht eingetragen, die dann als „SABA“ weltbekannt wurde. Hermann Schwer hörte Anfang der 20er Jahre in der Schweiz in einem Rundfunklabor eine Radioübertragung. Für in war klar, dass der Rundfunk, der 1923 in Deutschland begann, eine große Zukunft hatte. Erste Produkte folgten schon 1923: Kopfhörer für Radiogeräte, Heizwiderstände, Spulen, Schalter, Trichterlautsprecher alles in höchster Qualität. 1926 folgten Radiobausätze und ein Jahr verließen komplette Radiogeräte das Werk. 1935 war schon ein Marktanteil von 10% und  1935 von 35% erreicht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde wie alle Betriebe die Produktion auf die Rüstungsproduktion umgestellt und nach dem Krieg überbrückten Kinderspielzeug unter anderem die schwierige Zeit. Erst 1947 wurde wieder mit der Produktion von Radiogeräten begonnen werden. 1949 wurde SABA in eine GmbH umgewandelt. Da die Erben, die Söhne der einzigen Tochter Margarete, Hermann und Hans-Georg, noch zu jung waren, übernahm der Stiefvater die Geschäfte, die mit dem Radioverkauf an die Vorkriegserfolge anknüpfen konnte. Ein Misserfolg war die Produktion von Kühlschränken, die erst 1957 endlich eingestellt wurde. Im letzten Moment wurde noch der Sprung in die stark aufkommende Fernsehgeräteproduktion geschafft.

1961 konnten die Enkel von Hermann Schwer die Führung übernehmen: Hermann als kaufmännischer und Hans-Georg als Technischer Geschäftsführer, was sich als Expansionsschub erwies. Es kamen nun die Tonbandgeräte in einem Werk in Friedrichshafen noch hinzu. Größer und breiter wurde die zur Spitzenklasse gehörende Produktionspalette. Dabei drückten die preiswerten Produkte aus Südost-Asien auf die europäischen Märkte. So geriet Ende der 1960er Jahre das Unternehmen in finanzielle Schieflage.

Im Jahr 1980 wurde das Unternehmen an den französischen Thomson-Konzern verkauft. 2005 existierte nur noch die Marke SABA, die dann 2016 gelöscht wurde.

Schwer Hermann 1877-1936