Freitag, 24. Januar 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kleinod, der Markuskapelle in Mistelbrunn?


Die Landstraße von Bräunlingen führt  durchs Bregtal nach Norden. Kurz vor Wolterdingen führt die K 5736 dann links ab durch den Wald über Mistelbrunn mit seinen 80 Einwohnern nach Bubenbach.

Mistelbrunn wurde 1095 urkundlich erwähnt. 1120 wird die Markuskapelle urkundlich im Zusammenhang von Hilfen und Beisteuern erwähnt. Sie kam 1145 von der Abtei Reichenau an das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Zwischen 1120 und 1150 wurde auf den Ruinen von zwei Vorgängerbauten die jetzige Kapelle erbaut, wie die Sanierungsarbeiten 1970 ergaben. Daher die Vermutung, dass die Kapelle schon vor 1095 bestanden haben muss.

Sie ist dem hl Markus geweiht (Patrozinium 25.4.). Er wurde viele Jahrhunderte lang als Wetterheiliger verehrt. Bei den sog. Marxprozessionen baten Bräunlinger Bürger und Bauern dort in früheren Jahrhunderten häufig um Regen oder mehr Sonne. Bei den Außensanierungen 1971 wurden im Areal rund um die Markuskapelle zahlreiche Münzen aus dem 13. bis 18. Jahrhundert gefunden. Erhalten sind aus früherer Zeit noch die Malereien an Nord- und Südwand. Die Nordwand zeigt die Schöpfung Gottes nach der Schilderung des Alten Testaments, die Südwand zeigt die neutestamentliche Erlösung durch Jesus Christi. Es sind frühe Erzeugnisse christlicher Baukunst und gelten als kunsthistorische Kleinode in Südbaden. Drei mittelalterliche Holzskulpturen aus der Markuskapelle, eine hl Katharina, ein nicht näher bestimmbarer Bischof und eine seltene Büste des hl Markus sind im Keinhof-Museum von Bräunlingen ausgestellt.

Die Sage erzählt uns: In alten Zeiten haben in dem Dorfe Allmendshofen bei Donaueschingen reiche Ritter gewohnt. Einer von ihnen hatte eine Tochter, Ruchtraut mit Namen, welche an frommer Gesinnung die Ihrigen weit übertraf. So weit ging die Frömmigkeit, dass sie mit der Andacht in ihrer Schlosskapelle sich nicht begnügte. Sie erhob sich mitten in der Nacht vom Lager, um vor Tagesanbruch dem Frühgottesdienste anzuwohnen, welchen in drei Stunden entfernte Kapelle von Mistelbrunn ein frommer Priester hielt.

Damals aber deckte die ganze Gegend dichter Wald ab. Die Jungfrau musste ohne Begleitung den schaurigen Weg antreten. Als sie aber zum ersten Male den Wald betrat, ward es plötzlich helle vor ihren Augen, denn siehe ein Hirsch von siebzehn Enden stund vor ihr, auf jeder Zacke seines Geweihes flammte ein Licht, und er geleitete sie durch des Waldes Dickicht den geradesten Weg zur Kapelle.  So ging Sommer wie Winter leuchtend und begleitend der Hirsch vor ihr her. Als ihre Zeit gekommen war, ließ die Jungfrau die Ihrigen an das Totenbett kommen und nahm ihnen das Versprechen ab, sie nicht in der Familiengruft, sondern dort zu begraben, wo es Gottes Wille sei. Da legten sie nach ihrem Hinscheiden den Totenbaum auf einen Wagen und spannten diesem zwei des Jochs ungewohnte Stiere vor und überließen ihnen, zu gehen, wohin sie wollten. Und siehe, die Tiere zogen durch Dick und Dünn den geraden Weg durch den Wald. Als sie vor der Kapelle zu Mistelbrunn angelangt waren, legten sie sich vor ihr nieder. Also wurde sie auch in der Markuskapelle begraben. Die Sage ist in einem Bild in der Kapelle links festgehalten.

Das Altarbild zeigt ein löschpapierenes Brustbilde des heiligen Markus, welches an Stelle eines steinernen steht, das einst nach Bräunligen in feierlichem Umzuge getragen und hier und dort in einen Brunnen getaucht wurde, -wie alte Leute noch wissen wollen,- um nasse oder trockene Witterung zu erflehen.

Der Glockenstuhl besitzt 3 Glocken, die zum Gebet rufen, zwei von 1949 und eine von 1823, nebst einer Turmuhr. 

Sagenbild Markus Kapelle