Die Landstraße von Bräunlingen führt durchs Bregtal nach Norden. Kurz vor Wolterdingen führt die K 5736 dann links ab durch den Wald über Mistelbrunn mit seinen 80 Einwohnern nach Bubenbach.
Mistelbrunn
wurde 1095 urkundlich erwähnt. 1120 wird die Markuskapelle urkundlich im
Zusammenhang von Hilfen und Beisteuern erwähnt. Sie kam 1145 von der Abtei
Reichenau an das Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen. Zwischen 1120 und 1150 wurde
auf den Ruinen von zwei Vorgängerbauten die jetzige Kapelle erbaut, wie die
Sanierungsarbeiten 1970 ergaben. Daher die Vermutung, dass die Kapelle schon
vor 1095 bestanden haben muss.
Sie ist dem hl
Markus geweiht (Patrozinium 25.4.). Er wurde viele Jahrhunderte lang als
Wetterheiliger verehrt. Bei den sog. Marxprozessionen baten Bräunlinger Bürger
und Bauern dort in früheren Jahrhunderten häufig um Regen oder mehr Sonne. Bei
den Außensanierungen 1971 wurden im Areal rund um die Markuskapelle zahlreiche
Münzen aus dem 13. bis 18. Jahrhundert gefunden. Erhalten sind aus früherer
Zeit noch die Malereien an Nord- und Südwand. Die Nordwand zeigt die Schöpfung
Gottes nach der Schilderung des Alten Testaments, die Südwand zeigt die
neutestamentliche Erlösung durch Jesus Christi. Es sind frühe Erzeugnisse
christlicher Baukunst und gelten als kunsthistorische Kleinode in Südbaden.
Drei mittelalterliche Holzskulpturen aus der Markuskapelle, eine hl Katharina,
ein nicht näher bestimmbarer Bischof und eine seltene Büste des hl Markus sind
im Keinhof-Museum von Bräunlingen ausgestellt.
Die Sage erzählt
uns: In alten Zeiten haben in dem Dorfe Allmendshofen bei Donaueschingen reiche
Ritter gewohnt. Einer von ihnen hatte eine Tochter, Ruchtraut mit Namen, welche
an frommer Gesinnung die Ihrigen weit übertraf. So weit ging die Frömmigkeit,
dass sie mit der Andacht in ihrer Schlosskapelle sich nicht begnügte. Sie erhob
sich mitten in der Nacht vom Lager, um vor Tagesanbruch dem Frühgottesdienste
anzuwohnen, welchen in drei Stunden entfernte Kapelle von Mistelbrunn ein
frommer Priester hielt.
Damals aber
deckte die ganze Gegend dichter Wald ab. Die Jungfrau musste ohne Begleitung
den schaurigen Weg antreten. Als sie aber zum ersten Male den Wald betrat, ward
es plötzlich helle vor ihren Augen, denn siehe ein Hirsch von siebzehn Enden
stund vor ihr, auf jeder Zacke seines Geweihes flammte ein Licht, und er
geleitete sie durch des Waldes Dickicht den geradesten Weg zur Kapelle. So ging Sommer wie Winter leuchtend und
begleitend der Hirsch vor ihr her. Als ihre Zeit gekommen war, ließ die
Jungfrau die Ihrigen an das Totenbett kommen und nahm ihnen das Versprechen ab,
sie nicht in der Familiengruft, sondern dort zu begraben, wo es Gottes Wille
sei. Da legten sie nach ihrem Hinscheiden den Totenbaum auf einen Wagen und
spannten diesem zwei des Jochs ungewohnte Stiere vor und überließen ihnen, zu
gehen, wohin sie wollten. Und siehe, die Tiere zogen durch Dick und Dünn den
geraden Weg durch den Wald. Als sie vor der Kapelle zu Mistelbrunn angelangt
waren, legten sie sich vor ihr nieder. Also wurde sie auch in der Markuskapelle
begraben. Die Sage ist in einem Bild in der Kapelle links festgehalten.
Das Altarbild
zeigt ein löschpapierenes Brustbilde des heiligen Markus, welches an Stelle
eines steinernen steht, das einst nach Bräunligen in feierlichem Umzuge
getragen und hier und dort in einen Brunnen getaucht wurde, -wie alte Leute noch
wissen wollen,- um nasse oder trockene Witterung zu erflehen.
Der Glockenstuhl besitzt 3 Glocken, die zum Gebet rufen, zwei von 1949 und eine von 1823, nebst einer Turmuhr.
Sagenbild Markus Kapelle |