Freitag, 17. Januar 2025

Was verbirgt sich hinter den frühen Plänen der Hotzenwaldgruppe?

 


Die Schluchsee AG hat 1929-1951 die Schluchseegruppe mit ihren Pumpspeicherkraftwerken bis zum Rhein fertig gestellt. Der stetig steigende Strombedarf ließ weitere Pläne mit der Hotzenwaldgruppe Mitte der 50iger Jahre entstehen. Denn der Hotzenwald mit seinen nach Süden geneigten, stufenweisen Abdachungen, die bis zu einer Höhe von etwa 600 m ansteigen, garantieren genügend Fallhöhe für Kraftwerke. Gleichzeitig war die geplante Wasserzuführung das größte Wasserableitungsprojekt, das in Mitteleuropa verwirklicht werden sollte.

Durch die Ableitungen sollten vier Zuflüsse der Alb erfasst werden: Das Schwarzenbächle südöstlich von Todtmoos sollte beim Woog-Gumpen im Lindau-Stausee, der Ibach beim Schlossfelsen (Gemarkungen Wilfingen und Rotzingen) im Ibachbecken jeweils gesammelt werden. Der Vogel- und Sägbach durch einen Hangkanal dem Ibachbecken zugeleitet werden. Die Hauensteiner Murg soll bei der Schlagsäge abgeleitet und durch einen Fallschacht dem Verbindungsstollen zwischen Ibach- und Seelbachbecken zugeführt werden. Der Seellbach  als Nebenfluss wird bei der Wickartsmühle zu einem dritten Becken aufgestaut. Der Lindau-Stausee würde eine 82 m hohe Staumauer bekommen und eine Fläche von 297 ha einnehmen. Die Staumauer des Ibachbeckens hätte immerhin noch eine Höhe von 32 m, das Seelbachbecken eine von 35 m.

Ein Kawernenpumpspeicherkraftwerk würde im Berg bei Hierholz entstehen, das das Wasser aus einem 400 m langen Druckstollen vom Lindaustausee erhält. Von dort fließt es ins Ibachbecken. Das Wasser des Ichbach- und Seelbachbeckens würde dem Kavernenkraftwerk  über 16 km zugeleitet. Umgekehrt wird das Wasser bei Säckingen aus dem Rhein entnommen, in den Nachtstunden in das Kawernenkraftwerk Säckingen, von dort in das Ibachbecken und dann mit Pumpen des Kraftwerkes Hierbach in das Lindaubecken hochgepumpt.

Die konzipierte Anlage mit den Kraftwerken Hierholz und Säckingen betragen eine Turbinenleistung von 449 MW sowie eine Pumpleistung von 358 MW. Die Kraftwerke mit ihren 6 Generatoren der konzeptierten Anlage würden nahezu die gleiche Leistung erbringen wie die 12 Generatoren des Schluchseegruppe. Dies wird durch die größere Falltiefe erreicht, denn sie beträgt maximal 640 m.

Was vorauszusehen war, der Widerstand gegen dieses  Mammutprojekts wuchs stetig an: Zunächst sollten drei Stauseen entstehen, deren Wasserstand sehr schwanken wird. Beim Lindau-Stausee würden es 59 m, Ibach- 18 m und dem Seelbachbecken 28 m sein. Die Ufer würden verschlammen und verschlicken, ohne dass sich pflanzliches Leben entwickeln kann. Wichtige Naturschutzgebiete und Naturdenkmäler wie die Gletschermühle beim Woog Gumpen würden einfach geflutet.  Die Murg, Ibach und Alb würden durch die rigorose Wasserentnahme trockenliegen und versteppen. Der Hauensteiner Murg würden 95% ihrer bisherigen Wasserführung entzogen. Industrie- und Handwerksbetriebe verlieren die Wasserkraft für ihre Mühlen und Turbinen. Dabei wären nur 16% des Turbinenwassers vom Gebirgswasser, der Rest wäre Rheinwasser. Warum dann nicht gleich nur Rheinwasser?

Inzwischen hat die Schluchsee AG 1958 für eine weitere Kraftwerksanlage im Wehratal die Konzession beantragt: Die Wehra wird 2 km oberhalb Wehr durch eine 30 m hohe Staumauer aufgestaut. Dadurch wird ein Becken von 1,3 km Länge und einem Fassungsvermögen von 2,7 Mio m³ entstehen. Von hier soll zum künstlich angelegten Hornbergbecken mit einem Fassungsvermögen von 3 Mio m³ das Wehra-Wasser hin und her gepumpt werden. Allein hier ergeben sich einen Turbinenleistung von 910 MW und Pumpleistung von 980 MW bei 625 Fallhöhe. Zusätzlich sollte vom Hornbergbecken eine Überleitung zum Lindau-Stausee geben.

Wegen des erheblichen Widerstandes von Verbänden, Bevölkerung und Verbänden wurden nur das Kraftwerk Säckingen mit dem korrespondierenden Eggerbecken zwischen 1961-1967 und das Kraftwerk Wehr mit dem korrespondierenden Hornbergbecken zwischen 1968-1976 erbaut.