Freitag, 23. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter "Pro Seniore" in Friedenweiler?


Der Reisende kann heute auf der B 31 von Freiburg kommend, Titisee  an Löffingen vorbei den Schwarzwald queren. Dabei passiert er das kleine Friedenweiler, das heute mit dem südlichen liegenden Rötenbach, ein früher bekanntes Geigenbaudorf, eine Gemeinde bildet. In der Dorf Mitte liegt das „Pro Seniore“ Pflegeheim für betreutes Wohnen neben der Kirche. Es beherbergt 63 Pflegeplätze und ist nicht weniger als die Reste des ehemaligen Klosters Friedenweiler.

1123 kam ein Tauschvertrag zwischen den Abt Odalrich vom Kloster Reichenbach und den Abt Werinherr vom Kloster St Georgen zustande: Grund und Boden von Friedenweiler, das damals nicht besiedelte Fridenwilare, Löffingen wurden vom Kloster Reichenau an das Kloster St Georgen abgetreten, während auf der Baar ebenfalls zum Ersatz getauscht wurde. Auch die Vögte von Zähringen von St Georgen und Reichenau stimmten zu. 1139 erfolgte die päpstliche Bestätigung des Benediktinerinnenklosters Friedenweiler als Priorat des Klosters St Georgen, dem eine Meisterin vorstand und die vom Kloster Amtenhausen kamen. Der Vaterabt war der Abt von St. Georgen, die Vogtei lag zunächst bei den Zähringern, 1283 bei den Fürstenbergern.

Eine geglückte Aufgabe des Klosters Friedenweiler war in den nächsten 250 Jahren die Erschließung und Besiedelung der verschiedenen Täler des Hochschwarzwaldes vor allem der Raum Titisee, Langenordnach, Schollach und Friedenweiler. Darüber hinaus wurden Besitzungen im Breisgau und Baar sowie ab 1350 ein eigenes Haus in Freiburg „Zum Friedenweiler“ erworben.

Zwar wurde Friedenweiler 1525 von dem Bauernkrieg verschont, große Sorgen bereitete aber die Reformation. St Georgen wurde vom Herzog Ulrich von Württemberg vereinnahmt und 1532 säkularisiert. Übertritte und Nachwuchssorgen ließen die Anzahl der Benediktinerinnen sinken. Schließlich musste der Abt von St Georgen das Kloster bedingungslos an den protestantischen Graf Friedrich von Fürstenberg abtreten und wurde ab 1536 fremd verwaltet.

1570 stellte das Haus Fürstenberg das verwaiste Kloster wieder für den ursprünglichen Zweck zur Verfügung, denn das Haus Fürstenberg gehörte wieder der katholischen Konfession an. Eine Äbtissin des Klosters Lichtenthal zog mit 6 Nonnen und 2 Laienschwestern im Kloster Friedenweiler ein. Vaterabt der Zisterzienserinnen wurde der Abt von Tennenbach.

Die nächsten 200 Jahre waren wie bei vielen anderen Klöstern durch das Leid, Plünderungen, Seuchen und Zerstörung des 30jährigen Krieges und den Erbfolgekriegen bestimmt. Immer wieder mussten die Nonnen an sichere Orte fliehen. Schließlich brannte 1725 das Kloster mit Kirche gänzlich ab. Peter Thumb baute schließlich das Kloster in seinem barocken Aussehen  von 1725 bis 1729 wieder auf.

Das Haus Fürstenberg nahm 1802 das Kloster und deren Vermögenswerte in Besitz. Die Kirche wurde zur Pfarrkirche, die Klostergebäude teilweise Schwestern-Altenheim, später zudem Militärlazarett und Nebenresidenz der Fürstenberger. 1840 wurde auf dem Klosterareal und in den Klostergebäuden eine Brauerei eingerichtet. Von 1922 bis 1983 bestand in den Räumlichkeiten eine Kinderheilstätte, heute ist hier ein Alten- und Pflegeheim –Pro Seniore- untergebracht.

Beachtenswert der Hochaltar, ein Geschenk der bis 1810 bestehenden Abtei St Georgen in Villingen, dessen Mittelbild Maria Himmelfahrt thematisiert. Die Themen der beiden Seitenaltarbilder, der Tod Benedikts und die Lactatio des Bernhard von Clairvaux von 1585. Die Kirche ist dem hl Johannes der Täufer geweiht (Patrozinium 24.6.).

Votivbild 1795 Kloster Friedenweiler