Donnerstag, 29. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter den zwei Bahnhöfen von Freudenstadt?

Stadtbahnhof Freudenstadt

1879 erhielt Freudenstadt durch den Bau der Eisenbahn von Eutingen her den Anschluss an die Gäubahn und die Verbindung zur großen Welt war hergestellt. Damit war die Voraussetzung
  des Aufstiegs zur Tourismusstadt gelegt. Durch die geplante Weiterführung der Bahnstrecke ins Kinzigtal 1806 mit Verbindung zur Schwarzwaldbahn in Hausach, wurde der Bahnhof außerhalb von Freudenstadt süd-östlich der Stadt gebaut.

1898 beschloss der Landtag des Königreichs Württemberg, Freudenstadt mit einer Eisenbahnstrecke und den Manufakturen in Friedrichstal sowie dem oberen Murgtal bis Klosterreichenbach zu verbinden. Wenn nur die Steilstrecke von 5% im Christophstal nach Freudenstadt nicht wäre. Diskutiert wurde eine Tunnellösung unter Freudenstadt, um die Steigung zu umgehen oder eine oberirdische Führung mit einem Stadtbahnhof in Scheitellage. Möglichkeit hierfür bot die gerade erprobte Zahnstange mittig im Gleis, mit deren Hilfe die Lokomotiven die Steigung erklimmen konnten. Die Euphorie über die Zahnstange war so groß, dass es Eisenbahnpläne gab, den Gotthard-Pass mit Hilfe einer solchen zu überwinden.

Schon allein aus finanziellen Erwägungen entschied sich Württemberg für die Zahnstangenlösung, vor allem weil eine durchgehende Verbindung durch das Murgtal erst 1928 möglich wegen der unterschiedlichen Interessen zwischen Baden und Württemberg war.

Für die 1901 fertiggestellte Bahnstrecke mit der Zahnstange wurde die württembergische Lokomotive FZ mit 3 Treib- und einer Laufachse, 54 t schwer, eingesetzt. Die Reisezugwagen 2. und 3. Klasse, Packwagen für Post- und Expressgut hatten Bremsen, die vom Lokführer gesteuert werden konnten. Bei Güterzügen mussten extra Bremser mitfahren, die die Spindelbremsen per Hand bedienen mussten, zuzüglich einem Packwagen, der zur Sicherheit vom Lokführer gebremst wurde.

Fuhr ein Zug von Freudenstadt Hbf nach Klosrreichenbach startete er mit mäßiger Geschwindigkeit und schon nach etwa einem Kilometer, kurz nachdem der Zug die Wittlensweiler Straße in Freudenstadt passiert hatte, musste er zum Einfädeln in die Zahnstange am Beginn der 4,6 prozentigen Steigung auf Schrittgeschwindigkeit bremsen. Erst dann durfte auf 20 km/h beschleunigt werden. Die Zahnstange endete am Stadtbahnhof. Hier konnte dann auch die Schublock abgehängt werden. Bei der Weiterfahrt musste direkt nach dem Bahnübergang Karl-von Hahn-Straße wieder in die Zahnstange eingefädelt werden. Mit 20 km/h ging es die Steilstrecke durch das Christophstal bis Friedrichstal, wo auch die Zahnstange endete. Mit 40 km/h ging es  dann nach Baiersbronn und Klosterreichenbach.

Die Reichsregierung hat in einem großen Investitionsprogramm 1936/37 die Zahnradloks durch Reibungsloks T 161 ersetzt. Sie hatten obligatorisch einen Sandstreuer für eine bessere Reibung und einen verlängerten Wasserstand im Kessel, falls bei Bergfahrten zu wenig Wasser in diesem war. So konnten gegen Explosionen des Kessels vorgesorgt werden. Diese bewältigten die Steigung im Christophstal ohne Zahnstange. Natürlich war in der Übergangszeit bei Bergfahrten immer noch eine Schublok mit Zahnstange dabei. Allerdings verschwanden dann Ende 1929 die Zahnstangen bei den Bahnübergängen, um mittlerweile die üblichen Luftreifen der Kraftfahrzeuge zu schonen.

Im Jahr 1928 wurde die Murgtaleisenbahn durchgehend befahrbar freigegeben. Allerdings mussten die badischen Lokomotiven immer bis ins württembergische Klosterreichenbach fahren, denn dort gab es eine Drehscheibe für die Lokomotive. Eine dreistündige Rückwärtsfahrt bis Karlsruhe war für das Personal nur schwer zuzumuten. Erst ab 1951 war es möglich am Grenzbahnhof Schönmünzach den Lokwechsel vorzunehmen.

Hauptbahnhof Freudenstadt