Freitag, 9. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter den Fressbädern im Dreisamtal?

Kybbad Kappel

Im ausgehenden Dreisamtal liegt der Ortsteil Littenweiler, der
  1914 nach Freiburg eingemeindet wurde. Kappel seit 1974 ein Ortsteil von Freiburg, liegt in einem südlichen Seitental des Dreisamtals am Fuße des Schauinsland.

1466 errichtet Benz Ved bei dem auf seinem vom Priorat Oberried gekauften „zuerst im Kappler Tal“ ein Bad, nachdem er „unten im Kibfelsen“ eine heilkräftige Quelle entdeckt hatte. Es handelte sich um kaltes Wasser, das aus einem alten Stollen austritt und das man als heilkräftig ansah. In Gutachten von 1568 und 1571 wird bestätigt, dass das Wasser des Kydbades Kupfer und etwas Schwefel enthalte. Es helfe gegen kalte Glieder, böse Augen,  Nieren- oder Blasengries, bei Beinbruch und Krätze.

Von 1586 wird berichtet, dass ein Prior des Kloster Oberried sein Amt verlor, weil er den lockeren Sitten des Bades erlegen war und sich mit einer „Weibsperson sehr eigentlich gehalten habe“. Das im 30jährigen Krieg eingegangene Bad wurde 1650 neu aufgebaut und erfreute sich regen Zuspruchs. Deswegen erließ der neue Prior des Klosters Oberried 1659 eine ausführliche Badeordnung, um das ausgelassene Leben im Bad nicht ausufern zu lassen. Die Badgästen hatten „mit reinen Hembden“ in die Bädekästen zu steigen, die Badknechte mussten das Wasser richtig wärmen, der Wirt hatte reichliche Speisen und gute Weine bereitzuhalten und auf ein sittsames Verhalten der Badegäste zu achten.

Französische Truppen des Marschalls Taillard zerstörten 1704 das Kybbad. Dadurch ruhte 130 Jahre der Badebetrieb. Ein Peter Roth, der den Hof landwirtschaftlich betrieb, wurde durch den Freiburger Archivregistrator Leichtlin auf das einstige Bad aufmerksam gemacht. Roth fand auf seinem Anwesen eine Quellfassung mit der Jahreszahl 1621. Im Jahre 1835 bestätigte eine Analyse des Wassers der Regierung, dass kaum Mineralien im Wasser vorhanden seien und wurde aus der Liste der Heilbäder gestrichen. Es konnte nur als Reinigungsbad mit Gastwirtschaft, also als „Freßbädle“ weitergeführt werden.

Im gleichen Jahr erhielt Roth durch die Regierung die Genehmigung zum Bau einer Restaurationswirtschaft, so lange das Bad besteht. 1850 wurde von amtlicher Seite ihm bestätigt, dass die Einrichtung des Kybbades zweckmäßig erscheine und die erforderliche Reinheit herrsche. Auch im Winter kamen bald Badegäste. 1896 berichtet das Bäderverzeichnis, dass das Bauernbädle gerne besucht werden würde. Allerdings konnte Peter Roth es wegen Eigenverschulden nicht halten. Das Bad wurde 1909 versteigert, 1910 von einem Ehepaar Hoven übernommen. 1915 wurde das Bad geschlossen.

Auch im Freiburger Vorort Littenweiler wurde 1841 beim Graben eines Brunnens eine Stahlquelle entdeckt, die mit der Kappler Eisenquelle Ähnlichkeit habe. Im Jahre 1844 errichtete der Freiburger Joseph Ziegler ein Badhaus. Er wollte die Wirtschaftsgerechtigkeit von der gekauften Gemeindestube auf sein Badhaus überragen. Das Landamt genehmigte dies aber nur, wenn das neue Haus nicht „Badstube“ genannt würde und keine Heilbäder sondern nur gewöhnliche Reinigungsbäder verabreichen würden. Der nächste Besitzer, Anton Pleiner, richtete 1855 einen Pferdeomnibus vom Schwabentor zu seinem „Bad“ ein.

Ein weiterer Badwirt, Karl Hensler, baute ein neues Badhaus mit Badzellen und Zimmern. Er veröffentlichte ein Büchlein „Das Bad Littenweiler bei Freiburg. Seine Heilkraft und Wirkung“. Die neu gefasste Quelle würden rheumatische Leiden, Blut- und Schleimflüsse, Hautkrankheiten sowie Schwächen des Nerven- und Muskelsystems geheilt. 100 Bäder könnten abgegeben werden. Eine Molke- und Schröpfanstalt seien angeschlossen. Die Quelle könne sich wegen des Eisengehalts mit Franzensbrunn und Marienbad vergleichen.

Noch 1915 ist vom Badhotel die Rede. Anfang der 20er Jahre wurde das Anwesen von den Gengenbacher Schwestern erworben, in den 30er Jahre wird es „Stahlbad“ genannt und heute ist es Altersheim.



Stahlbad Littenweiler