Freitag, 2. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter dem Staufen Putsch 1848?


Staufen ein schmuckes Städtchen am Ausgang des Münstertals mit seinen knapp 10.000 Einwohnern, 770 erstmals urkundlich erwähnt, bekannt durch den  Blei- und Silberbergbau im Mittelalter, heute bekannt durch die Schladerer Obstbrände, berüchtigt durch die Geothermie-Bohrungen, die zur Hebung der Altstadt und Rissen in vielen Häusern geführt haben. Staufen schmückt sich mit dem Zusatz „Fauststadt“, weil Burgherr Anton von Staufen den Alchemisten, Astrologen und Schwarzkünstler als Goldmacher angestellt haben soll. Faust soll 1539 im Zimmer Nr 5 im Gasthaus Löwen bei einer Explosion ums Leben gekommen sein. Goethe hat die Begebenheit in der Tragödie „Faust“ 1790 beschrieben.

Gustav Karl Christian von Struve (1805-1870), der 1847 den Adelstitel abgelegt hatte, war neben Friedrich Hecker einer der führenden Köpfe der badischen Revolution 1848/49. Auf einer Volksversammlung zu Offenburg am 19. März 1848 verlangten Struve und Hecker in einer Erklärung eine Revision der Badischen Verfassung und ein deutsches Parlament. Nachdem der erste Putsch unter Hecker auf der Scheideck bei Kandern am 20. April 1848 blutig niedergeschlagen wurde, entkamen die Rädelsführer damals in die Schweiz.

Struve zog am 21. September 1848 mit Getreuen über Basel nach Lörrach, setzte die rote Fahne der Revolution, rief vom Rathaus die Deutsche Republik aus und gründete eine provisorische Regierung. Er ließ die Kassen beschlagnahmen und hob Truppen aus. Mit 600 bis 700 Mann rückte er gegen Freiburg vor, wobei eine Abteilung durchs Wiesental vorrücken sollte. Geplant war von dort nach Karlsruhe weiter zu ziehen. Dabei schlichen sich, je brenzliger die Situationen wurden, manche Freischäler wieder von dannen. Der kommandierende Löwenfels hatte seine liebe Not mit dem marschfaulen Haufen. So musste er den direkten Angriff auf Freiburg aufgeben. Die Freischäler sollten dafür von Heitersheim Richtung Todtnau ziehen und sich mit den Wiesentäler Freischäler vereinigen. Und die Kolonnen, die Rückendeckung und Flankenschutz geben sollten, hatten bei Erscheinen eines Trupps Dragoner schnell die Flucht ergriffen und erreichten dezimiert Staufen. Aber anstatt sich Richtung Gebirge zu verbarikadieren, ließen sie sich in den Wirtshäuser nieder und verlangten erstmal lärmend Verköstigungen. Struve ließ die Kasse von Staufen requirieren und rief die Republik aus.

An Aufbruch war nicht mehr zu denken. Also musste Löwenfels sich auf eine Verteidigung in Staufen einstellen, denn 800 Mann badische Truppen waren unter Generalleutnant Friedrich Hofmann von Freiburg kommend hinter ihnen her. Die sogenannten „Hoffmannstropfen“ bekamen den Freischälern in Staufen schlecht. Schafschützen, Dragoner folgten dem Beschuss der Sechspfünderkanonen nach Staufen hinein. Von den Freischälern kämpften nur die wenigsten, der Rest versuchte sich abzusetzen oder versteckte sich in den Häusern von Staufen. Nach zwei Stunden hatten die badischen Truppen dem Spuk ein Ende bereitet. Die verbarikadtierten Fenster mussten geöffnet werden, die Kriegskasse von Struve war gefunden, die Häuser wurde nach versteckten Freischälern durchsucht. Struve konnte mit seiner Frau versehen mit bäuerlicher Kleidung ins obere Münstertal und dann nach Wehr flüchten. Dort wurde erkannt und verhaftet. In Freiburg wurde er zu 8 Jahre Zuchthaus verurteilt.

Ein Kriegsverbrechen eignete sich nach der Niederschlagung des Putsches. Nach der Beerdigung des einzigen Gefallenen der badischen Truppen, stellten sich die Soldaten zur Parade auf dem Marktplatz auf. Da fiel aus einem der Häuser ein Schuss, sogleich ertönte der Ruf „die Freischäler kommen“! Beim Durchsuchen der Häuser wurden im Hinterhaus des Kreuzwirts 5 Musikanten herausgezerrt. Ein sechster entkam mit einer Bäckerverkleidung. Die 6 Musikanten sollten in Weil zu einer Hochzeit aufspielen. Die Freischäler zwangen sie aber als Militärmusik mitzukommen und Marschmusik zu spielen. Sie wurden auf der Stelle ohne Untersuchung erschossen, da die Soldaten glaubten, Freischäler vor sich zu haben.