Staufen ein schmuckes Städtchen am Ausgang des Münstertals mit seinen knapp 10.000 Einwohnern, 770 erstmals urkundlich erwähnt, bekannt durch den Blei- und Silberbergbau im Mittelalter, heute bekannt durch die Schladerer Obstbrände, berüchtigt durch die Geothermie-Bohrungen, die zur Hebung der Altstadt und Rissen in vielen Häusern geführt haben. Staufen schmückt sich mit dem Zusatz „Fauststadt“, weil Burgherr Anton von Staufen den Alchemisten, Astrologen und Schwarzkünstler als Goldmacher angestellt haben soll. Faust soll 1539 im Zimmer Nr 5 im Gasthaus Löwen bei einer Explosion ums Leben gekommen sein. Goethe hat die Begebenheit in der Tragödie „Faust“ 1790 beschrieben.
Gustav Karl
Christian von Struve (1805-1870), der 1847 den Adelstitel abgelegt hatte, war
neben Friedrich Hecker einer der führenden Köpfe der badischen Revolution
1848/49. Auf einer Volksversammlung zu Offenburg am 19. März 1848 verlangten
Struve und Hecker in einer Erklärung eine Revision der Badischen Verfassung und
ein deutsches Parlament. Nachdem der erste Putsch unter Hecker auf der
Scheideck bei Kandern am 20. April 1848 blutig niedergeschlagen wurde, entkamen
die Rädelsführer damals in die Schweiz.
Struve zog am
21. September 1848 mit Getreuen über Basel nach Lörrach, setzte die rote Fahne
der Revolution, rief vom Rathaus die Deutsche Republik aus und gründete eine
provisorische Regierung. Er ließ die Kassen beschlagnahmen und hob Truppen aus.
Mit 600 bis 700 Mann rückte er gegen Freiburg vor, wobei eine Abteilung durchs
Wiesental vorrücken sollte. Geplant war von dort nach Karlsruhe weiter zu
ziehen. Dabei schlichen sich, je brenzliger die Situationen wurden, manche
Freischäler wieder von dannen. Der kommandierende Löwenfels hatte seine liebe
Not mit dem marschfaulen Haufen. So musste er den direkten Angriff auf Freiburg
aufgeben. Die Freischäler sollten dafür von Heitersheim Richtung Todtnau ziehen
und sich mit den Wiesentäler Freischäler vereinigen. Und die Kolonnen, die
Rückendeckung und Flankenschutz geben sollten, hatten bei Erscheinen eines
Trupps Dragoner schnell die Flucht ergriffen und erreichten dezimiert Staufen.
Aber anstatt sich Richtung Gebirge zu verbarikadieren, ließen sie sich in den
Wirtshäuser nieder und verlangten erstmal lärmend Verköstigungen. Struve ließ
die Kasse von Staufen requirieren und rief die Republik aus.
An Aufbruch war
nicht mehr zu denken. Also musste Löwenfels sich auf eine Verteidigung in
Staufen einstellen, denn 800 Mann badische Truppen waren unter Generalleutnant
Friedrich Hofmann von Freiburg kommend hinter ihnen her. Die sogenannten
„Hoffmannstropfen“ bekamen den Freischälern in Staufen schlecht. Schafschützen,
Dragoner folgten dem Beschuss der Sechspfünderkanonen nach Staufen hinein. Von
den Freischälern kämpften nur die wenigsten, der Rest versuchte sich abzusetzen
oder versteckte sich in den Häusern von Staufen. Nach zwei Stunden hatten die
badischen Truppen dem Spuk ein Ende bereitet. Die verbarikadtierten Fenster
mussten geöffnet werden, die Kriegskasse von Struve war gefunden, die Häuser
wurde nach versteckten Freischälern durchsucht. Struve konnte mit seiner Frau
versehen mit bäuerlicher Kleidung ins obere Münstertal und dann nach Wehr flüchten.
Dort wurde erkannt und verhaftet. In Freiburg wurde er zu 8 Jahre Zuchthaus
verurteilt.
Ein Kriegsverbrechen
eignete sich nach der Niederschlagung des Putsches. Nach der Beerdigung des
einzigen Gefallenen der badischen Truppen, stellten sich die Soldaten zur
Parade auf dem Marktplatz auf. Da fiel aus einem der Häuser ein Schuss,
sogleich ertönte der Ruf „die Freischäler kommen“! Beim Durchsuchen der Häuser
wurden im Hinterhaus des Kreuzwirts 5 Musikanten herausgezerrt. Ein sechster
entkam mit einer Bäckerverkleidung. Die 6 Musikanten sollten in Weil zu einer
Hochzeit aufspielen. Die Freischäler zwangen sie aber als Militärmusik mitzukommen
und Marschmusik zu spielen. Sie wurden auf der Stelle ohne Untersuchung
erschossen, da die Soldaten glaubten, Freischäler vor sich zu haben.