Freitag, 26. Januar 2024

Was verbirgt sich hinter der Brauerei Rothaus?

Brauerei Rothaus in Rothaus

Im November 1956 hat die Rothaus Brauerei im Hochschwarzwald das Tannenzäpfle –die 0,33 l Bierflasche- als erste Brauerei aus der Taufe gehoben.

 

Schon 1787 wurde dem Abt Gerbert von der Rentenkammer vorgerechnet, dass der Bau einer Brauerei jährlich 3.000 Gulden dem Kloster abwerfen würde. Nur mit diesem Argument konnte der Widerstand im Konvent des Klosters nach und nach abgebaut werden. Endlich im Jahre 1791 konnte die Klosterbrauerei Rothaus durch das Benediktinerkloster St Blasien vom damaligen Abt, Martin Gerbert II, gegründet werden. In erster Linie wollte der Abt Strukturpolitik betreiben, denn „das beste Almosen für die verarmte Bevölkerung ist lohnender Verdienst“. Sicherlich wollte der Abt auch seinem weltliche Kollegen, dem Fürsten zu Fürstenberg, gleich ziehen. Dieser hatte seit dem 13. Jahrhundert das Braurecht. Glaubt man dem Volksmund sollte mit der Klosterbrauerei den Einheimischen mit dem Bier das Schnapstrinken abgewöhnt werden.

 

Mit Bedacht hat dieser vorausschauende Abt den Ort gewählt. Eine wichtige Handelsstraße vom Hochrhein in den Breisgau überwand hier den Schwarzwald. Die Gaststätte “Zum Rothen Haus“ aus dem 17. Jahrhundert lud zum Verschnaufen vom schweren Aufstieg ein, auch wenn es vom Gebäude her einer Räuberspelunke war. Die herunter gekommene Wirtschaft wurde 1766 vom Kloster erworben und 1772 als Neubau erstellt. Wasser zum Brauen und Holz zum Heizen waren für die kommende Brauerei ausreichend vorhanden.

 

1791 wurde der Gerichtsvogt Ludwig Eble, Hirschwirt zu Wurmlingen, beim Bau der Klosterbrauerei in der Nähe vom „Roten Haus“ als sachkundiger Berater hinzugezogen. Die ersten Brauversuche nach Fertigstellung der Brauerei waren so erfolgversprechend, dass Eble zum Wirt vom „Roten Haus“ und als Braumeister der Klosterbrauerei bestellt wurde.

 

Mit der Säkularisierung des Klosters fiel die Klosterbrauerei 1806 an das Großherzogtum Baden. Der Fiskus trug sich mit dem Gedanken, die Brauerei zu verkaufen oder zu verpachten. Beides brachte aber nur die Aussicht auf erhebliche Verluste, denn bald stellte sich heraus, dass mit steigenden Ansprüchen die Brauerei viel zu klein gebaut worden war. Das Bier wurde viel zu jung abgesetzt und verdarb rasch. 1842 traf endlich die Baugenehmigung für eine größere Erweiterung ein. 1847 jedoch machte ein verheerender Brand wiederum alles zunichte, denn die Brauerei brannte ab. Die Politik hatte nun nach dem Wiederaufbau genug und verpachtete die Brauerei 1872. Aber schon nach wenigen Jahren musste die Brauerei wieder übernommen werden, um größere Verluste zu vermeiden. Mit der Zeit war es dem Oberbrauer Boekh gelungen ein gutes, haltbares Bier zu brauen, dessen Qualität nicht mehr schwankte. Mit dem Ablauf der 1870er Jahre setzte dann der Aufstieg der Brauerei ein.

 

Nach 1918 wurde die Brauerei  zum Staatsbetrieb und firmiert heute unter „Badische Staatsbrauerei Rothaus AG“. Damit wurde sie 1922 eine Aktiengesellschaft, deren Anteile zu 100% dem Land Baden-Württemberg gehören.  Allen Wünschen zum Trotze weigerte sich die Landesregierung  in Stuttgart die Brauerei in all den Jahren zu privatisieren. Die abgelegenen Arbeitsplätze im Hochschwarzwald sollten erhalten bleiben. 1956 führte der damalige Brauereidirektor Nägele entgegen dem Marktrend die 0,33 Flasche, das damalige und heutige „Tannenzäpfle“ ein. Auf dem Etikett prangt ein biederes Schwarzwaldmädel in Tracht umrahmt mit Fichtenzapfen.


Das gute Bier in der anderen Verpackung wurde mit der Zeit ein Kultstatus unter den Biermarken und hat gerade außerhalb Baden-Württembergs sehr hohe Zuwachsraten. Mit über 900.000 hl Bierausstoß gehört die Rothaus Brauerei zu den führenden Brauereien in Deutschland. Auf Grund der hohen Besucherzahlen der Brauerei wurde 2014 eine Brauwelt unter anderem mit einem Brauerei- und Schwarzwaldmuseum geschaffen.

Sudkessel der Brauerei Rothaus