Brauerei Rothaus in Rothaus |
Im November 1956 hat die Rothaus Brauerei im Hochschwarzwald das Tannenzäpfle –die 0,33 l Bierflasche- als erste Brauerei aus der Taufe gehoben.
Schon 1787 wurde dem Abt Gerbert von der
Rentenkammer vorgerechnet, dass der Bau einer Brauerei jährlich 3.000 Gulden
dem Kloster abwerfen würde. Nur mit diesem Argument konnte der Widerstand im
Konvent des Klosters nach und nach abgebaut werden. Endlich im Jahre 1791
konnte die Klosterbrauerei Rothaus durch das Benediktinerkloster St Blasien vom
damaligen Abt, Martin Gerbert II, gegründet werden. In erster Linie wollte der
Abt Strukturpolitik betreiben, denn „das beste Almosen für die verarmte
Bevölkerung ist lohnender Verdienst“. Sicherlich wollte der Abt auch seinem
weltliche Kollegen, dem Fürsten zu Fürstenberg, gleich ziehen. Dieser hatte
seit dem 13. Jahrhundert das Braurecht. Glaubt man dem Volksmund sollte mit der
Klosterbrauerei den Einheimischen mit dem Bier das Schnapstrinken abgewöhnt
werden.
Mit Bedacht hat dieser vorausschauende
Abt den Ort gewählt. Eine wichtige Handelsstraße vom Hochrhein in den Breisgau
überwand hier den Schwarzwald. Die Gaststätte “Zum Rothen Haus“ aus dem 17.
Jahrhundert lud zum Verschnaufen vom schweren Aufstieg ein, auch wenn es vom
Gebäude her einer Räuberspelunke war. Die herunter gekommene Wirtschaft wurde
1766 vom Kloster erworben und 1772 als Neubau erstellt. Wasser zum Brauen und
Holz zum Heizen waren für die kommende Brauerei ausreichend vorhanden.
1791 wurde der Gerichtsvogt Ludwig Eble,
Hirschwirt zu Wurmlingen, beim Bau der Klosterbrauerei in der Nähe vom „Roten
Haus“ als sachkundiger Berater hinzugezogen. Die ersten Brauversuche nach
Fertigstellung der Brauerei waren so erfolgversprechend, dass Eble zum Wirt vom
„Roten Haus“ und als Braumeister der Klosterbrauerei bestellt wurde.
Mit der Säkularisierung des Klosters
fiel die Klosterbrauerei 1806 an das Großherzogtum Baden. Der Fiskus trug sich
mit dem Gedanken, die Brauerei zu verkaufen oder zu verpachten. Beides brachte
aber nur die Aussicht auf erhebliche Verluste, denn bald stellte sich heraus,
dass mit steigenden Ansprüchen die Brauerei viel zu klein gebaut worden war.
Das Bier wurde viel zu jung abgesetzt und verdarb rasch. 1842 traf endlich die
Baugenehmigung für eine größere Erweiterung ein. 1847 jedoch machte ein
verheerender Brand wiederum alles zunichte, denn die Brauerei brannte ab. Die
Politik hatte nun nach dem Wiederaufbau genug und verpachtete die Brauerei
1872. Aber schon nach wenigen Jahren musste die Brauerei wieder übernommen
werden, um größere Verluste zu vermeiden. Mit der Zeit war es dem Oberbrauer
Boekh gelungen ein gutes, haltbares Bier zu brauen, dessen Qualität nicht mehr
schwankte. Mit dem Ablauf der 1870er Jahre setzte dann der Aufstieg der
Brauerei ein.
Nach 1918 wurde die Brauerei zum Staatsbetrieb und firmiert heute unter
„Badische Staatsbrauerei Rothaus AG“. Damit wurde sie 1922 eine
Aktiengesellschaft, deren Anteile zu 100% dem Land Baden-Württemberg gehören. Allen Wünschen zum Trotze weigerte sich die
Landesregierung in Stuttgart die
Brauerei in all den Jahren zu privatisieren. Die abgelegenen Arbeitsplätze im
Hochschwarzwald sollten erhalten bleiben. 1956 führte der damalige Brauereidirektor
Nägele entgegen dem Marktrend die 0,33 Flasche, das damalige und heutige
„Tannenzäpfle“ ein. Auf dem Etikett prangt ein biederes Schwarzwaldmädel in
Tracht umrahmt mit Fichtenzapfen.
Das gute Bier in der anderen Verpackung
wurde mit der Zeit ein Kultstatus unter den Biermarken und hat gerade außerhalb
Baden-Württembergs sehr hohe Zuwachsraten. Mit über 900.000 hl Bierausstoß
gehört die Rothaus Brauerei zu den führenden Brauereien in Deutschland. Auf
Grund der hohen Besucherzahlen der Brauerei wurde 2014 eine Brauwelt unter
anderem mit einem Brauerei- und Schwarzwaldmuseum geschaffen.
Sudkessel der Brauerei Rothaus |