Franz Josef Faller 1820-1887 |
Die Strohhuthandelsgesellschaft kann als Tochterunternehmen der in den 1740er Jahren von der großen Companie der Glasträger gegliederten Trägergesellschaften wie Elsaß-, Pfälzer-, Württemberger-, Schwaben- und Schweizerträger angesehen werden. Denn 1774 zog es den mal gerade 17 jährigen Alois Faller vom Felgenhof in Saig zum Uhrenhanel nach Lothringen Er konnte nicht in die Elsaßerträgercompanie eintreten, da die schon von den älteren Brüdern besetzt war. Und er hatte Erfolg mit seinem Uhrenhandel. Im folgenden Jahr nahm er auf seiner Tour den Nachbar Mathäus Tritscheller vom Josenhof mit. Der Handel blühte nur im Winter während im Sommer sie sich als Bauernknechte verdingten. Das war natürlich nicht der Lebensweg, den sich die unternehmungslustigen, jungen Bauernsöhne sich vorstellten.
Mit offenen
Augen sahen sie, dass die Lothringer Frauen im Sommer Strohhüte trugen, die zur
Tracht gehörten. Bald erfuhren sie, dass die Strohhüte aus Oberitalien von
bayerischen Kaufleuten im Elsaß vertrieben wurden. Was lag da näher, sich
selber um die Quelle zu kümmern. Sie schlossen sich den Bruggers, eine
Lenzkirche Uhrenträger Familie an, die bis Südtirol kamen. Gegen Lothringer
Spitzen und Vogelorgeln konnten die zwei Lenzkircher in der Gegend von Trient
die gesuchten Strohhüte eintauschen. Was mit der Zeit fehlte war das Kapital.
Aber hier zeigte
sich der wichtige Familienzusammenhalt der Trägerfamilien: Der ältere Bruder
Johann und dessen Schwager Lorenz Füderer konnten zur Gründung 1780 einer
Handelsgesellschaft gewonnen werden- der „Faller, Tritscheller & Co.“ Auch
Bruder Kaspar war mit dabei. Lorenz
Füderer verantwortete den Einkauf in Italien, sein jüngerer Bruder Philipp
eröffnete ein Geschäft in Florenz. 1785 wurde in Neustadt eine Zentrale
gegründet, da zum Einkauf in Italien die Belieferung der alten Handelsgesellschaften
auch Artikel wie Glaswaren und nun immer mehr „Venezianische Waren“ neben den
einfachen Produkten des Schwarzwalds sich wünschten.
Johann Faller
ging Anfang 1800 mit seinem Sohn Nikolaus zu Fuß über die Alpen, um die
Geschäfte in Florenz zu kontrollieren. Denn die Geschäfte haben sich immer
weiter ausgebreitet und führte zur weiteren Beitritten von Familienmitgliedern:
Von Rom, Genf bis Paris, Hessen und Thüringen
seit 1820 sogar bis in die USA erstreckte sich das Verkaufsgebiet. Um
die Jahrhundertwende hatte die nächste Generation das Ruder in die Hand
genommen- Nikolaus Faller und Johann Georg Tritscheller. Sie gründeten eine
Niederlassung in Vallonora zwischen Venedig und Trient. Ein wichtiges Anliegen
war aber auch die italienische Strohflechterei auf dem Hochschwarzwald
einzuführen, denn die Nachfrage nach feineren italienischen Produkten stieg stetig.
Das heimische Roggenstroh eignete sich wohl, gelernt musste nur die
italienische Methode zu bearbeiten und zu bleichen.
Die Schwester
von Johann Georgs Frau Marianne unterrichtete die Mädchen im Flechten und Nähen
der Hüte. Es entstand die „Strohhutfabrik“ und das gesamte Warenlager von
Neustadt wurde hierher verlegt. Mehr als 600 Strohflechterinnen wurden mit der
Zeit beschäftigt und bekamen dadurch Lohn und Brot.
In der dritten
Generation übernahmen Franz Josef Faller und Paul Tritscheller die Führung des
Unternehmens. Beide bereisten geschäftlich ganz Europa und die USA. Beide
engagierten sich im politischen Leben wurde Abgeordnete des Reichs- und
Landtags, deren Interesse sich verlagerte: Beide wurden Mitbegründer der
Uhrenfabrik Lenzkirch, der Draht- und Schraubenfabrik Falkau sowie der
Baumwollspinnerei Kollnau. 1880 wurde die Strohhuthandelsgesellschaft Faller,
Tritscheller & Co aufgelöst, Nachdem schon 1866 die Niederlassung Vallonara
in die Hände der Familie Faller, Lenzkirch in die der Familie Tritscheller
übergegangen war.
Tritscheller Paul 1822-1892 |