Gasthof Sand 1874 |
1839 wurde die Straße durch das Hundsbachtal zum Hundseck und weiter zum Sand begonnen. 1846 folgte die Straße vom Bühlertal zum Sand und 1853 die nach Herrenwies. Das Holz, das bisher mühsam über die Gebirgsbäche aus den riesigen Wäldern geflößt werde musste, konnte nun mit dem Pferdefurhrwerk abgefahren werden. Was lag näher als auf dem Gipfel, dem Sand, eine Hütte in den 1840er Jahren durch die Stadt Bühl für die Holzfäller und Fuhrleute zu bauen. Sie umfasste eine Wirtsstube zuzüglich Nebenzimmer, einem Schlafgemach und Küche sowie einem Schopf für die kampierenden Fuhrleute.
Ein Glücksfall
für die Hütte in der Einsamkeit des tiefen Walds war Joseph Martin Weis, ein
aus gesundheitlichen Gründen früh pensionierter großherzoglicher Gendarm mit 57
Jahren. Um seine achtköpfige Familie durchzubringen, musste er sich wegen
seiner geringen Pension um einen Nebenverdienst bemühen. Er pachtete 1873 von
der Stadt Bühl die Hütte mit einigen Parzellen Äcker und Wiesen auf dem Sand.
Das Wasser musste unterhalb des Hauses aus der sprudelnden Quelle durch die
Töchter geschöpft und hochgetragen werden. Die Milch von Herrenwies
beigeschafft, die Lebensmittel per Traglast auf die Höhe transportiert werden. Nicht
nur die Bewirtungsmöglichkeit hat sich schnell herumgesprochen sondern auch die
Qualitäten der Ehefrau, Maria Weis als ausgezeichnete Köchin.
Schon nach drei
Jahren war der Zuspruch so groß, dass Joseph Weis sich einen Koch, Friedrich August
Maier engagiert hatte. Auch Kurgäste quatierten sich bei ihm längere Zeit ein. Prof Julius
Euting aus Straßburg warb nicht nur im Elsass für den Sand, sondern er
überredete Joseph Weis aus dem Stall durch Umbau und Renovierung einen
geräumigen Speisezahl- und Konversationssaal und aus dem Speicherraum Mansarden
und Fremdenzimmer zu erstellen. Kutsche und Pferd waren mittlerweile
angeschafft, um die Gäste auf den Forstwegen spazieren zu fahren. Selbst
Kaiserin Elisabeth von Österreich speiste im Sandwirtshaus.
1883 war die
Pachtzeit des sogenannten „Kurhaus Sand“ abgelaufen und Joseph Weis kaufte sich
auf dem Plättig ein Grundstück und baute dort das Kurhaus Plättig. Das Kurhaus
Sand pachte aber der bisherige Koch Friedrich August Maier, bewirtete dieses
erfolgreich und erwarb 1892 das Anwesen von der Stadt Bühl. Der „Sandmaier“ wie
er genannt wurde vergrößerte das Kurhaus wegen steigender Nachfrage. 1891 wurde
in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I ein großer Neubau eingerichtet. Ein
Pferde-Omnibus, Schneeschuhe für die Wintergäste, Speisesaal für 200 Personen,
Damen- und Billardsalon, Kneipanlage, Tennisplatz sowie eigene Pferde und sogar
eine eigen Poststation legte sich das Anwesen zu. Der gesamte europäische
Hochadel und erlauchte Jagdgesellschaften fanden sich ein. 1896 wurde durch den
Sandmaier der Skiclub „Badener Höhe“ gegründet.
Unerwartet wurde
das Kurhaus und seinem Besitzer mit dem
Ersten Weltkrieg aus seinem Erfolg gerissen. Der „Sandmaier“ verkaufte 1920
sein berühmtes Kurhaus, leider war dann auch 1923 sein Erlös in der Inflation
dahin. Er verstarb 1931 verarmt. Das Kurhaus ging durch verschieden Hände, bis
es 1932 von Ferdinand Huse, der in großen Häusern in Europa tätig war und Max
Wiedemann, der Direktor auf der Bühler Höhe war, übernommen. Beide führten das
Kurhaus Sand wieder zur alten Blüte. Zwar wurde diese durch den Zweiten Weltkrieg
unterbrochen, nach Kriegsende aber wieder erfolgreich aufgenommen wurde. Huse verstarb hoch geehrte 1954, Wiedemann
1966. Ein Bruder von ihm, Ernst Wiedemann, übernahm das große, erfolgreich
geführte Haus. Nach dem Tode wird es von seiner Ehefrau Amanda bis 1994
weitergeführt, danach wurde es noch für geschlossene Gesellschaften verpachtet.
Amanda Wiedemann wohnte noch bis 2007 im Kurhaus.
Die Stiftung
„Paradiesbau auf Erden“ übernahm die Verantwortung für die Immobilie. Die
Einrichtungen sind teilweise im Original erhalten, aber der Investitionsbedarf
ist riesig.
Kurhotel 30er Jahre |