Samstag, 6. Januar 2024

Was verbirgt sich hinter dem Kurhaus Sand auf dem Sand?

Gasthof Sand 1874

1839 wurde die Straße durch das Hundsbachtal zum Hundseck und weiter zum Sand begonnen. 1846 folgte die Straße vom Bühlertal zum Sand und 1853 die nach Herrenwies. Das Holz, das bisher mühsam über die Gebirgsbäche aus den riesigen Wäldern geflößt werde musste, konnte nun mit dem Pferdefurhrwerk abgefahren werden. Was lag näher als auf dem Gipfel, dem Sand, eine Hütte in den 1840er Jahren durch die Stadt Bühl für die Holzfäller und Fuhrleute zu bauen. Sie umfasste eine Wirtsstube zuzüglich Nebenzimmer, einem Schlafgemach und Küche sowie einem Schopf für die kampierenden Fuhrleute.

Ein Glücksfall für die Hütte in der Einsamkeit des tiefen Walds war Joseph Martin Weis, ein aus gesundheitlichen Gründen früh pensionierter großherzoglicher Gendarm mit 57 Jahren. Um seine achtköpfige Familie durchzubringen, musste er sich wegen seiner geringen Pension um einen Nebenverdienst bemühen. Er pachtete 1873 von der Stadt Bühl die Hütte mit einigen Parzellen Äcker und Wiesen auf dem Sand. Das Wasser musste unterhalb des Hauses aus der sprudelnden Quelle durch die Töchter geschöpft und hochgetragen werden. Die Milch von Herrenwies beigeschafft, die Lebensmittel per Traglast auf die Höhe transportiert werden. Nicht nur die Bewirtungsmöglichkeit hat sich schnell herumgesprochen sondern auch die Qualitäten der Ehefrau, Maria Weis als ausgezeichnete Köchin.

Schon nach drei Jahren war der Zuspruch so groß, dass Joseph Weis sich einen Koch, Friedrich August Maier engagiert hatte. Auch Kurgäste quatierten  sich bei ihm längere Zeit ein. Prof Julius Euting aus Straßburg warb nicht nur im Elsass für den Sand, sondern er überredete Joseph Weis aus dem Stall durch Umbau und Renovierung einen geräumigen Speisezahl- und Konversationssaal und aus dem Speicherraum Mansarden und Fremdenzimmer zu erstellen. Kutsche und Pferd waren mittlerweile angeschafft, um die Gäste auf den Forstwegen spazieren zu fahren. Selbst Kaiserin Elisabeth von Österreich speiste im Sandwirtshaus.

1883 war die Pachtzeit des sogenannten „Kurhaus Sand“ abgelaufen und Joseph Weis kaufte sich auf dem Plättig ein Grundstück und baute dort das Kurhaus Plättig. Das Kurhaus Sand pachte aber der bisherige Koch Friedrich August Maier, bewirtete dieses erfolgreich und erwarb 1892 das Anwesen von der Stadt Bühl. Der „Sandmaier“ wie er genannt wurde vergrößerte das Kurhaus wegen steigender Nachfrage. 1891 wurde in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I ein großer Neubau eingerichtet. Ein Pferde-Omnibus, Schneeschuhe für die Wintergäste, Speisesaal für 200 Personen, Damen- und Billardsalon, Kneipanlage, Tennisplatz sowie eigene Pferde und sogar eine eigen Poststation legte sich das Anwesen zu. Der gesamte europäische Hochadel und erlauchte Jagdgesellschaften fanden sich ein. 1896 wurde durch den Sandmaier der Skiclub „Badener Höhe“ gegründet.

Unerwartet wurde das Kurhaus  und seinem Besitzer mit dem Ersten Weltkrieg aus seinem Erfolg gerissen. Der „Sandmaier“ verkaufte 1920 sein berühmtes Kurhaus, leider war dann auch 1923 sein Erlös in der Inflation dahin. Er verstarb 1931 verarmt. Das Kurhaus ging durch verschieden Hände, bis es 1932 von Ferdinand Huse, der in großen Häusern in Europa tätig war und Max Wiedemann, der Direktor auf der Bühler Höhe war, übernommen. Beide führten das Kurhaus Sand wieder zur alten Blüte. Zwar wurde diese durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, nach Kriegsende aber wieder erfolgreich aufgenommen wurde.  Huse verstarb hoch geehrte 1954, Wiedemann 1966. Ein Bruder von ihm, Ernst Wiedemann, übernahm das große, erfolgreich geführte Haus. Nach dem Tode wird es von seiner Ehefrau Amanda bis 1994 weitergeführt, danach wurde es noch für geschlossene Gesellschaften verpachtet. Amanda Wiedemann wohnte noch bis 2007 im Kurhaus.

Die Stiftung „Paradiesbau auf Erden“ übernahm die Verantwortung für die Immobilie. Die Einrichtungen sind teilweise im Original erhalten, aber der Investitionsbedarf ist riesig.

Kurhotel 30er Jahre