Samstag, 30. Dezember 2023

Was verbirgt sich hinter den Wintern früherer Jahre?

Schneeräumen am Mummelsee

Früher war nur nicht alles besser aber der Klimawandel zeigt eben seine Folgen, denn die Winter waren strenger und die Schneemengen vor allem im Hochschwarzwald höher.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Personenbeförderung über den Schwarzwald von verschiedenen Postaltereien übernommen. Da die heutige B 33 von Hornberg, Triberg nach St Georgen erst 1839 gebaut wurde, musste die Postkutsche den Weg von Hornberg durch das Reichenbachtal über Krummschiltach nach St Georgen nehmen. In Krummschiltach gab es eine Posthalterei mit bis zu 40 Pferden für den notwendigen Vorspann. Der Posthalter von Gengenbach verriet eines Tages:“ Wer einmal die Strecke mitgefahren ist, kommt nie wieder“. Vor allem im Winter mit seinen Schneeverwehungen benötigte ein Postwagen für die 10 km von Hornberg nach Krummschiltach 8 Stunden.

Julius Müller vom ehemaligen Hotel Lamm auf dem Kniebis beschreibt, dass am 9. März 1905 vor dem Hotel ein Schneeberg bis zum oberen Stock sei. Dazwischen sei ein schmaler Gang durch 2 richtige Tunnels gewesen, um den Eingang ins Hotel zu finden. Ein achtspänniger Bahnschlitten hatte die Straße zur Alexanderschanze frei gehalten. Eine breite Gasse führte vom Hotel Lamm mit einer 3 bis 3,5 m hohen schroffen Mauer weg. Es soll die badische Landstraße nach Bad Rippoldsau gewesen sein.

1875 verfasste Pfarrer Theodor Kern ein Versetzungsgesuch, um von Hofsgrund am Schauinsland wegzukommen: In Hofsgrund ist neun Monate Winter und während des kurzen Sommers ergibt sich nicht selten die Notwendigkeit einzuheizen. Im Winter treibt der Sturm den Schnee durch die kleinsten Ritzen des Hauses.

Die junge Frau Mayer, die Gattin vom Feldbergwirt Carl Mayer kam im Winter 1880/81 ins Wochenbett. Kein Arzt kam zum Feldberg hoch, denn der Feldberg und die Wirtsleute waren im Schnee vergraben. Nachdem das Fieber beängstigt stieg, schickte Carl Mayer seine Knechte mit Schneereifen nach Menzenschwand, um den dringend benötigten Arzt zu holen. Zehn Mann wurden aufgeboten, um den Schnee zu stampfen. An einem Seil wurde der Arzt auf dem Schneereifen nachgezogen. Aber die Karawane kam zu spät. Es blieb nur das Schneegrab bis zum späten Frühling, um sie erst dann in geweihter Erde bestatten zu können. Aber auch im Jahre 1956 war der Feldberg nur drei Wochen völlig schneefrei.

In Schönwald mussten  um 1900 die Bauern des Tals mit 10 Gäulen und mehr zum Frondienst mit dem Schneepflug antreten, um die Straßen im Ort und den Seitentälern begehbar offen zu halten.

Im Februar 1942 und 1944 mussten sämtliche arbeitsfähigen männliche Mitglieder der Stadt Furtwangen zum Schneeschaufeln antreten, um die Straße zur Escheck auf 4 m Breite von 2 m hohen Schneeverwehungen zu räumen. Aber auch im Februar 1952 mussten 1150 Furtwänger zwischen 14 und 65 Jahren die Straße zur Escheck von bis zu 7 m hohen Schneeverwehungen mit Pickel und Schaufeln befahrbar zu machen.

1957 schneite es auf der Schwarzwaldhochstraße B 500 so sehr, dass manche Straßenabschnitte nur einspurig befahrbar waren. Das Hotel Untersmatt war schon seit drei Tagen vom Verkehr abgeschnitten. Die Nahrungsmittel gingen zur Neige. Am 4. Tag war dann endlich eine Schneefräse zum Hotel vorgestoßen. Die Hotelgäste konnten aber nicht abreisen, da die Autos völlig zugeschneit und unter Schneebergen begraben waren und erst frei geschaufelt werden mussten.

Hotel Lamm Kniebis 1905



Schönwald 1900






Schönwald 1930er Jahre