Freitag, 8. Dezember 2023

Was verbirgt sich hinter der Steinkohleförderung im Schwarzwald?

Berghaupten

Mit der Erfindung der Dampfmaschine Anfang des 18. Jahrhunderts wurde eine industrielle Revolution eingeläutet. Denn die Dampfmaschine wandelt Feuer und Wasser in Arbeitskraft um. Man brauchte für den maschinellen Antrieb nicht mehr das Wasserrad am Fluss sondern Kohle und konnte überall eine maschinelle Produktion einrichten. Der Bau von riesigen Fabrikanlagen wurde möglich, ein neues Zeitalter brach an. Im Schwarzwald gab es zwar überall Bergbau, aber keine Kohlevorkommen.

1745 kam ein Wolkenbruch in Umwegen bei Baden-Baden zur Hilfe. Dieser Fund weckte nicht nur Hoffnung bei der Regierung sondern hauptsächlich bei der armen Bevölkerung auf Arbeit und Brot: Im Brunnengraben wurde ein Kohleflöz im Rebgelände freigelegt. So konnte ab 1748 im Brunnengraben Stollen Kohle gefördert werden. Mal waren es private Investoren, mal Staatsbetriebe, die ihr Glück versuchten. Im Laufe der Jahre kamen in der näheren Umgebung von Umweg verschiedene Stollen dazu: 1776 Demut-, 1788 Rettich-, 1807 Jesuiten-, 1816 Karlstollen.

Im Jahre 1792 wurde als Höchstfördermenge mit 17 Bergleuten 222,25 t Steinkohle gewonnen. Aber insgesamt war es ein mühsamer Abbau wegen den Verwerfungen im Berg mit geringen Mengen, da die Stollen jeweils nicht sehr ergiebig waren, das Wasser immer wieder Probleme bereitete. 1824 wurde die Kohleförderung nach 76 Jahren gänzlich eingestellt, da sie sich nicht mehr rechnete.

Ein anderer Zufall eröffnete ein weiteres Kohlerevier Berghaupten, Diersburg. Der Grundherr von Berghaupten Freiherr von Schleys sowie die Freiherren von Röder in Diersburg wollten Heilquellen ausfindig machen. Die angeheuerten Bergknappen fanden jedoch statt des  ersehnten Heilwassers Steinkohle. Gegraben wurde ab 1755 Kohle im Hagenbach, in Zunsweier, in Diersburg und Berghaupten, vor allem im Bereich der Heiligenreute und bei Bergkuppe Barack.

Mit einem Lehenbrief beauftragte von Schleys, Johann Bauer, Pflugwirt zu Kehl, „alle Gänge auf seine Kosten und Gefahren zu öffnen und die Unkosten an sich selbst zu haben“. An den Hängen wurden Dutzende von Stollen in den Berg getrieben und durch Schächte miteinander verbunden. Der Pflugwirt Bauer förderte 40 Jahre lang Kohle. Teilweise waren 100 Mann im Bergwerk tätig. Im Berghauptener Revier hatte man stets mit großen Wassermassen zu kämpfen, wobei letztlich 20 Zentimeter Wasser bewältigt werden mussten, um 1 Zentner Kohle zu fördern. Dieses Problem führte die damaligen Betreiber Derndinger Offenburg und Gebrüder Hecht, Straßburg, immer wieder in große wirtschaftliche Schwierigkeiten, wenn gleich ein Gutachten aus dem Jahr 1845 der Kohle bescheinigt, „die Vorzüglichkeit der Berghauptener Kohle ist unbestritten, sie übertrifft die Saarkohle und ist der besten Ruhrkohle gleich“.

Seit 1837 betrieben die „Offenburger Steinkohlebergwerkgesellschaft“ und seit 1853 die „Aktiengesellschaft Steinkohlegrube Berghaupten“ in Diersburg den Steinkohlebergbau. In den Jahren 1850 bis 1879 wurden pro Jahr  10.000 t Steinkohle gefördert. Nicht mehr rentabel wurden ab 1882 die beiden Betriebe zusammengelegt. 1910 waren noch 41 Arbeiter beschäftigt. 1911 musste der Betrieb wegen Unrentabilität eingestellt werden. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) wurde Kohleabbau im Stollen im Burggraben und in einem Stollen in Richtung Lahr versucht zu betreiben. 1926 wurde die Kohleförderung nach 200 Jahren erneut eingestellt. Heute zeugen noch der Bergwerkskamin und das Bergwerkdenkmal von der Zeit des Kohlereviers Berghaupten, Diersburg.

Markgraf Wilhelm ließ 1839 am Fuße des Schanzenbergs am Orteingang von Gaggenau nach Steinkohle bohren. Nachdem bei Umweg Steinkohlefelder zutage traten, wollte er au seinem Mustergut auch vom „schwarzen Gold“ profitieren. Doch anstatt Kohle kam klares farbloses Wasser 19° C warm. Der Markgraf ließ die Quelle fassen und gab ihr den Namen „Elisabethenquelle“ nach dem Namen seiner Gattin – heute Bad Rotenfels.

 

Berwerkstollen Berghaupten