Freitag, 22. Dezember 2023

Was verbirgt sich hinter dem Forbachtal?

Bärenschlösschen von 1627

Christophstal, ein Stadtteil von Freudenstadt, bildet zusammen mit Friedrichstal, einem Stadtteil von Baiersbronn, im Forbachtal den „Ideengarten Forbachtal 2025“ ab. Im Rahmen dieser interkommunalen Gartenschau, das mit städtebaulichen, landschaftsplanerischen und lokalen Ideen die Romantik und den Charme des Forbachtals hervorhebt, wird das Forbachtal überregionale Aufmerksamkeit erlangen. Eine über Jahrhundert Kulturlandschaft geprägt von Bergbau, Waldwirtschaft, Handwerkskunst, Wasserkraft und frühindustrielle Aktivität wird für die Zukunft ausgerichtet. Das geschichtsträchtige, romantische Christophstal wird mit Friedrichtstal im Tal der Hämmer über 8 km mit der Gartenschau verbunden.

Seit 1287 wird urkundlich in Christophstal Bergbau betrieben. 1593 erhielt der Bergbau neue Impulse, denn es wurde Silbererz gefunden. 1599 wurde von Herzog Friedrich Freudenstadt gegründet und damit Christophstal im Forbachtal Freudenstadt zugeschlagen.

Anfang 17. Jahrhundert wurde das erste Eisenwerk gegründet, denn Holz und Wasserkraft waren genügend vorhanden, vom Bergbau kam das Erz. Da der Forbach aber nur geringes Gefälle aufwies, musste man bei jeder Werkserweiterung ein großes Stück abwärtsgehen in diesem engen Tal. In 1761 erreichte die Erweiterung erstmals Baiersbronner Gemarkung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Werke so erweitert, dass man sie nicht mehr unter einer Verwaltung lassen konnte. Deswegen wurde 1808 die unter Baiersbronner Verwaltung liegenden Werke abgetrennt. Zu Ehren des Königs von Württemberg, Friedrich, wurde der Ortsteil Friedrichtstal genannt.

1805/06 entschloss sich die württembergische Staatsverwaltung, eine eigene Gewehrfabrik zu bauen. Diese bestand aus seiner Rohrschmiede, einer Bohrmühle nebst Schleifwerk, eine Gewehrschloss-, Bajonett-, Ladstock-, und einer Klingenschmiede. Sie begannen mit der Herstellung von Einzelteile für Steinschlaggewehre. Alle hergestellten Einzelteile wurden nach Ludwigsburg gebracht und dort zusammengesetzt.

Im Jahr 1811 brannte die Gewehrfabrik ab und wurde anschließend nicht mehr aufgebaut, denn das Forbachtal im tiefen Shwarzwald war strategisch nicht sehr vorteilhaft. Das Gelände wurde verkauft, der Verkaufserlös wurde bei Erbauung der Gewehrfabrik in Oberndorf verwendet. Dort stand das Augustinerkloster leer und wartete auf gewerbliche Zwecke. Nur die geschulten Fachkräfte fehlten. Um Abhilfe zu schaffen, wurde deswegen die Fachkräfte von Christophstal und Ludwigsburg als Handwerkskompanien nach Oberndorf verlegt.

Im Jahr 1805 war es der einheimische Pulvermüller gewesen, dem es gelungen war, als Platzmeister in Friedrichtstal mit Hilfe der des Großhammerschmieds Christian Weber einen Qualitätsstahl zu erzeugen, der zu Sicheln und Sensen verarbeitet werden konnte. 1810 wurde das Hammerwerk von 1761 abgerissen und neu erbaut. Bis in die 1850er Jahre war damals das Stahlwerk, das durch seine Qualität bekannteste in Südwestdeutschland. 1965 wurde das Hammerwerk, bekannt als „Königshammer“ endgültig abgerissen. Bis dahin wurden Handgeräte für Land- und Forstwirschaft hergestellt. Heute erinnert nur noch das Museum „Königshammer“ an jene Zeit.

In den Revolutionsjahren 1848/49 wurde nochmals der Versuch unternommen, die Gewehrfabrik ins Forbchtal jetzt nach Friedrichtstal zu holen. Andererseits war Freudenstadt in jenen Jahren völlig verarmt und brauchte dringend neue Erwerbsquellen. Es herrschte große Arbeitslosigkeit und eine unbeschreibliche Hungersnot, die Ärmsten wurden nach Amerika geschickt. Das Finanzministerium lehnte es aber nach eingehender Prüfung ab. Vermutlich kam auch der damals fehlende Eisenbahnanschluss nach Freudenstadt hinzu.

Nach heutiger Sicht haben Freudenstadt und Baiersbronn wahrlich keine Ursache den damaligen Misserfolg zu bedauern, denn mit einer Großindustrie im Forbachtal wäre es den beiden Kommunen sicherlich nicht gelungen, weltberühmte Tourismus-Destinationen zu werden. Niemand wäre auf die Idee gekommen, in einem mit Industrie zugebauten Schwarzwald, eine interkommunale Gartenschau zu veranstalten.

Altes Bergwerk Silberhöhle


Museum Königshammer