Freitag, 15. Dezember 2023

Was verbirgt sich hinter dem Ingenieur Robert Gerwig?

Gerwig Denkmal Triberg

Robert Gerwig (1820-1895) wurde am 2.Mai als Sohn des großherzoglichen Ministerialrevisors in Karlsruhe geboren. 1834 kam er auf die junge Polytechnische Schule, der heutigen TH Fridericiana in Karlsruhe, und schloss 1841 mit ausgezeichneter Beurteilung ab.

 

Im Bereich der Oberdirektion beteiligte er sich an Flusskorrektionen, Fassung der Heilquellen von Baden-Baden und Badenweiler oder der Wasserversorgung von Karlsruhe und Radolfzell. Auf Grund seiner Universalausbildung wurde er zum Direktor der Uhrmacherschule als noch nicht 30Jähriger ernannt. Auf ihn geht die Entwicklung der Bahnhäusleuhr der späteren Kuckucksuhr zurück.

 

Mit dem Aufblühen der verschiedenen Industriezweige wie Uhren- und Metallindustrie, der Strohflechterei im Schwarzwald wuchs die Notwendigkeit der Verbesserung und Anlage neuer Straßen. So ging auf seine Arbeit der Bau der engen Albtalstraße von St Blasien nach Albruck zurück. Ebenso die Hauensteiner Murgtalstraße von Todtmoos nach Murg, die Dreiseeenstraße von Neustadt über Titisee und Aha zum Schluchsee sowie die Straßen von Vöhrenbach nach Villingen, von Neustadt nach Hammereisenbach und von Furtwangen nach Schönwald. Neu projektiert wurde von ihm auch die Strecke vom Simonswäldertal über Gütenbach nach Furtwangen, um die berüchtigte Kilpensteige zu umgehen, denn dort mussten bis zu 14 Vorspannpferde eingesetzt werden.

 

1856 übernahm er die Fertigstellung der Hochrheinbahn von Waldshut nach Konstanz. Sein Lebenswerk war jedoch von 1863 - 1873 die 150 km lange Schwarzwaldbahn. Sie überwindet 650 Höhenmeter und durchläuft 39 Tunnels. Die Steigung konnte durch seine Trassenführung unter 20 Promille gehalten werden und enthält damit keine Steilstrecke. Die zweigleisige Gebirgsbahn wurde zur wichtigsten Schwarzwaldverbindung. Die Besonderheiten sind die zwei Verkehrsschleifen bei Niederwasser und bei Triberg.

 

1871 schlug er ein lukratives finanzielles Angebot als Oberingenieur der Bötzberg-Bahn bei Basel aus. Das brachte ihm zwar eine 50ige Gehaltserhöhung und die Beförderung zum Baudirektor ein. 1872 bekam er das Angebot als Oberingenieur zum Bau der Gotthard-Bahn. Seine Kündigung wurde akzeptiert mit der Zusicherung nach Beendigung des Projektes in den Staatsdienst zurück zu kehren. Mit 249 Ingenieuren machte er sich ans Werk. Allerdings kündigte er 1875 nach Meinungsverschiedenheiten vorzeitig seine Stelle.

 

Auf Grund seiner überaus großen Popularität wurde er 1855 als Abgeordneter Triberg-Wolfach in die zweite Kammer der Landstände gewählt. 1863 bis 1871 wurde er ebenso in den Landtag gewählt. Von 1875 bis 1878 war er für Pforzheim in die Zweite Kammer der Landstände gewählt und 1881 in den Reichstag.

 

Seine letzten Eisenbahnprojekte waren die Verlängerung der Schwarzwaldbahn  in Richtung Wolfach und Schiltach Sein letztes größeres Projekt war der Bau der Höllentalbahn von Freiburg nach Neustadt mit dem Ravenna-Viadukt. Die Vollendung 1887 erlebte er nicht mehr, da er 1885 unerwartet an einem Hirnschlag starb.

Bau der Schwarzwaldbahn