Freitag, 1. Dezember 2023

Was verbirgt sich hinter den Pionieren der Schwarzwälder Uhrmacherei?

Waaguhr 1760

Die Uhrmacherei im Schwarzwald hat sich als Hausgewerbe bei den Häuslern und auf den Höfen gegen Ende 17. /Anfang 18. Jahrhundert etabliert. Es gab keine Vorlagen sondern die Uhrmacher tüftelten und erfuhren durch Reisen nach Frankreich 1730 wie von Friedrich Dilger  (1712-1773) Schollach oder von Uhrenträgern, was an Uhren auf dem Markt war. Das Wissen wurde von Lehrmeister zu den Gesellen und von Generation zu Generation weitergegeben, so dass die verschiedenen Entwicklungen zeitlich sehr fließend waren.

Die damaligen Waaguhren wurden erstmals von Mathäus Hummel (1720-?) Waldau –heute ein Ortsteil von Titisee-Neustadt- mit Schlagwerken und Glasglocken versehen. Er fertigt später die erste Glockenspieluhr und verzierte sie mit Figuren. Um 1750 schuf Mathäus Hummel eine Taschenuhr aus Buchsbaumholz, bei der nur die Zugfeder und  Unruhspirale aus Metall waren.

Die Waaguhren hatten bis Ende des 17. Jahrhunderts nur einen Zeiger, der die Stunde anzeigte. Ab dann ergänzte der Viertelstundenanzeiger mit einem zweiten kleinen Zifferblatt die Uhrzeit. 1730 kam durch Christian Wehrle Simonswald (1707-1789) der Wechsel von der Waag- zur genaueren Pendeluhr zustande.

1740 ließ Friedrich Dilger Schollach (1712-1773) die ersten Metallglocken in Solothurn/ Schweiz gießen,  um die Glasglocken nach und nach abzulösen. 1830 wurde die erste Tonfeder von Karl Dold Furtwangen gegossen.

Franz Ketterer Schönwald (1676-1753) -einer der sogenannten Stammväter der Uhrmacherei im Schwarzwald- fertigte 1730 die erste Kuckucksuhr, die als reine Schwarzwälder Erfindung gilt. Es war eine Uhr mit Papierschild ohne Türle und beweglichem Kuckuck. Der krähende Hahn der Straßburger Münsteruhr, der zu schwierig war nachzubauen, soll als Anregung gedient haben. Die heutige Bahnhäusleform der Kuckucksuhr geht auf eine Ausschreibung der Uhrmacherschule Furtwangen zurück, die Baurat Friedrich Eisenlohr (1805-1854) mit der Nachbildung der Bahnhäusle an der neu gebauten Eisenbahnlinie Mannheim – Heidelberg zurück. 1858 hat die Uhrmacherschule vergeblich versucht, den Kuckuck durch andere Tiere zu ersetzen: Meckernde Ziege, brüllende Kuh oder bellenden Hund.

Eine weitere Schwarzwälder Entwicklung war die Schottenuhr. Diese wurde erstmals von Johannes Dilger (1712-1780) dem zweiten Stammvater der Uhrmacherei auf dem Schottenhof im unteren Joostal –heute Titisee-Neustadt- gefertigt. Der Vorteil des Uhrentyps liegt in der Vielzahl der Variationsmöglichkeiten. Sie besteht aus einem Holzrahmen mit dem Uhrwerk und einem lackierten Holz-, Blech- oder Porzellanschild. Sie wird dadurch an die Zimmer der Reichen und Armen angepasst. Typisch für die Schilder waren die Blumen. Aber auch wurden die Schottuhren an ausländische Gegebenheiten angepasst: Mit türkischen Ziffern oder dem Viertelstunden-Schlag für Russland.

Die etwas kleinere Variation der Wanduhr, die Jockeleuhr, wurde von Jakob Herbstrieth (1763-1845) 1790 in Hinterzarten-Breitnau gebaut. Sie hatte die Maße: Höhe 8, Breite 6 und Tiefe von 3 cm als Schilduhr. Die noch kleinere Schilduhr wurde Franz Josef Sorg jun. (1807-1872) aus Neustadt im Jahr 1800 mit den Maßen Höhe 5, Breite 3 und Tiefe 2,5 cm gefertigt.

Salomon Scherzinger (1744-1815) aus Furtwangen, einer der bekanntesten Flötenuhrbauer, des Schwarzwalds hat 1770 eine der ersten brauchbaren Flötenuhren gebaut, die von Andreas Dilger Gütenbach verbessert wurde. Vermutlich wurden diese nach den französischen Vogelorgeln oder Serinetten nachgebaut, d.h. es war keine Schwarzwälder Erfindung.

Jakob Bäuerle aus Furtwangen baute 1858 die erste brauchbare Trompetenuhr, die ein zwar einfaches aber ein ganzes Stück spielte. Der Anstoß hierfür gab wahrscheinlich das damals bekannte Stück von Victor von Scheffel: „Der Trompeter von Säckingen“. Die Schwierigkeit war den sauberen Trompetenton zu treffen.

                                                 


Kuckucksuhr 1780