Waaguhr 1760
Die Uhrmacherei
im Schwarzwald hat sich als Hausgewerbe bei den Häuslern und auf den Höfen
gegen Ende 17. /Anfang 18. Jahrhundert etabliert. Es gab keine Vorlagen sondern
die Uhrmacher tüftelten und erfuhren durch Reisen nach Frankreich 1730 wie von
Friedrich Dilger (1712-1773) Schollach
oder von Uhrenträgern, was an Uhren auf dem Markt war. Das Wissen wurde von
Lehrmeister zu den Gesellen und von Generation zu Generation weitergegeben, so
dass die verschiedenen Entwicklungen zeitlich sehr fließend waren.
Die damaligen
Waaguhren wurden erstmals von Mathäus Hummel (1720-?) Waldau –heute ein
Ortsteil von Titisee-Neustadt- mit Schlagwerken und Glasglocken versehen. Er
fertigt später die erste Glockenspieluhr und verzierte sie mit Figuren. Um 1750
schuf Mathäus Hummel eine Taschenuhr aus Buchsbaumholz, bei der nur die
Zugfeder und Unruhspirale aus Metall
waren.
Die Waaguhren
hatten bis Ende des 17. Jahrhunderts nur einen Zeiger, der die Stunde anzeigte.
Ab dann ergänzte der Viertelstundenanzeiger mit einem zweiten kleinen
Zifferblatt die Uhrzeit. 1730 kam durch Christian Wehrle Simonswald (1707-1789)
der Wechsel von der Waag- zur genaueren Pendeluhr zustande.
1740 ließ
Friedrich Dilger Schollach (1712-1773) die ersten Metallglocken in Solothurn/
Schweiz gießen, um die Glasglocken nach
und nach abzulösen. 1830 wurde die erste Tonfeder von Karl Dold Furtwangen
gegossen.
Franz Ketterer
Schönwald (1676-1753) -einer der sogenannten Stammväter der Uhrmacherei im
Schwarzwald- fertigte 1730 die erste Kuckucksuhr, die als reine Schwarzwälder
Erfindung gilt. Es war eine Uhr mit Papierschild ohne Türle und beweglichem
Kuckuck. Der krähende Hahn der Straßburger Münsteruhr, der zu schwierig war
nachzubauen, soll als Anregung gedient haben. Die heutige Bahnhäusleform der
Kuckucksuhr geht auf eine Ausschreibung der Uhrmacherschule Furtwangen zurück,
die Baurat Friedrich Eisenlohr (1805-1854) mit der Nachbildung der Bahnhäusle
an der neu gebauten Eisenbahnlinie Mannheim – Heidelberg zurück. 1858 hat die
Uhrmacherschule vergeblich versucht, den Kuckuck durch andere Tiere zu
ersetzen: Meckernde Ziege, brüllende Kuh oder bellenden Hund.
Eine weitere
Schwarzwälder Entwicklung war die Schottenuhr. Diese wurde erstmals von
Johannes Dilger (1712-1780) dem zweiten Stammvater der Uhrmacherei auf dem
Schottenhof im unteren Joostal –heute Titisee-Neustadt- gefertigt. Der Vorteil
des Uhrentyps liegt in der Vielzahl der Variationsmöglichkeiten. Sie besteht
aus einem Holzrahmen mit dem Uhrwerk und einem lackierten Holz-, Blech- oder
Porzellanschild. Sie wird dadurch an die Zimmer der Reichen und Armen
angepasst. Typisch für die Schilder waren die Blumen. Aber auch wurden die
Schottuhren an ausländische Gegebenheiten angepasst: Mit türkischen Ziffern
oder dem Viertelstunden-Schlag für Russland.
Die etwas
kleinere Variation der Wanduhr, die Jockeleuhr, wurde von Jakob Herbstrieth
(1763-1845) 1790 in Hinterzarten-Breitnau gebaut. Sie hatte die Maße: Höhe 8,
Breite 6 und Tiefe von 3 cm als Schilduhr. Die noch kleinere Schilduhr wurde
Franz Josef Sorg jun. (1807-1872) aus Neustadt im Jahr 1800 mit den Maßen Höhe
5, Breite 3 und Tiefe 2,5 cm gefertigt.
Salomon Scherzinger
(1744-1815) aus Furtwangen, einer der bekanntesten Flötenuhrbauer, des
Schwarzwalds hat 1770 eine der ersten brauchbaren Flötenuhren gebaut, die von
Andreas Dilger Gütenbach verbessert wurde. Vermutlich wurden diese nach den
französischen Vogelorgeln oder Serinetten nachgebaut, d.h. es war keine
Schwarzwälder Erfindung.
Jakob Bäuerle
aus Furtwangen baute 1858 die erste brauchbare Trompetenuhr, die ein zwar
einfaches aber ein ganzes Stück spielte. Der Anstoß hierfür gab wahrscheinlich
das damals bekannte Stück von Victor von Scheffel: „Der Trompeter von
Säckingen“. Die Schwierigkeit war den sauberen Trompetenton zu treffen.