Samstag, 25. November 2023

Was verbirgt sich hinter den Zeller Keramischen Fabriken?


Das Material zum „Häfeledrille“, Gruben mit bestem Ton, hatte der Herrgott den Zellern mit auf die Welt gegeben. Und die nutzen, was ihnen die Natur geschenkt hatte. Schon früh gab es im Reichsstädtle Hafner wie Sand am Meer. Aber sie blieben arme Schlucker, denn soviele Häfen und Schüsseln konnten gar nicht zerbrechen, wie die Zeller produzierten.

 

Josef Anton Burger, ein geschickter und begabter Hafner, hatte sich in der Fremde umgesehen, um feuerfestes Geschirr herstellen zu können. Nach anfänglichen Misserfolgen konnte er 1794 mit Erlaubnis des Rates eine Fayence Fabrik vor dem oberen Tor errichten. Der Erfolg gab Burger Recht, denn sein Material stand dem damals berühmten englischen und französischen Steingut in keinster Weise nach. Aber ihm fehlte für die schnell wachsende Betriebserweiterung das notwendige Kapital. Da wurde der begüterte Lahrer Handelsherr Jakob Ferdinand Lenz auf  Burgers Arbeiten aufmerksam und trat in das junge Unternehmen ein.

 

Die notwendige Weihe erhielt das Fayence-Geschirr vom Karlsruher Hofapotheker Baer, der nach eingehender Prüfung dem Geschirr englische Qualität attestierte. Selbst Markgraf Karl Friedrich besuchte die Steingut-Fabrik, da er die Konkurrenz für seine Frau fürchtete. Sie besaß in Rothenfels eine Steingutfabrik. Der Markgraf war aber so vom Unternehmen begeistert, dass er 1807 ein „Privilegium“ erstellte, das für 15 Jahre keine Konkurrenzunternehmen in einem bestimmten Umkreis zuließ, was aber trotzdem geschah. 1819 verkaufte der Gründer Burger seine Anteile an Lenz, da seine Töchter kein Interesse an dem Unternehmen hatten.

 

1828 starb Lenz und seine Neffen führten das erfolgreiche Unternehmen weiter. Schon 1849 wurde mit Pferdefuhrwerken die erste Porzellanerde von Limoges geholt und verarbeitet. Dies brachte dem Unternehmen zahlreiche Auszeichnungen ein. 1869 verkauften die Neffen von Lenz an einen Berlinder Kaufmann Pößel. Allerdings blieb mit dem 1871er Krieg die Porzellanerde aus, das ein schwerer Schlag für das Unternehmen war und 1874 Konkurs anmelden musste. Einem Kehler Kaufmann Carl Schaaf, der sich in Limoges ausbilden ließ, gelang mit Arbeiter von dort und versierten Porzellanmaler aus Böhmen ein neuer Höhenflug. 1907 verkaufte Schaaf die obere Steingut und Porzellanfabrik an den Fabrikanten Georg Schmieder, der schon unterhalb des Städtchens eine Steingutfabrik besaß.

 

Mit Georg Schmieder erreichten die Zeller Steingut- und Porzellanfabriken vor allem nach ihrer Vereinigungen 1907 ihre Blütezeit. In der unteren Steingut- und Porzellanfabrik waren unter ihm schon „Hahn und Henne“ 1898 und ein Jahr zuvor  das Dekor „Favorite“ entstanden. Das Unternehmen wurde weltbekannt und beschäftigte in den 20er Jahren bis zu 500 Beschäftigte. 1934 starb Georg Schmieder und ihm folgte sein Schwiegersohn Heinrich Haiss, der das Unternehmen mit Erfolg weiterführte. Zwischenzeitlich musste 1942 wegen Kohlenmangel die Fabrikation in der oberen Fabrik die Produktion eingestellt werden. Bis 1988 war das bekannte Unternehmen im Familienbesitz.

 

Billigimporte aus Fernasien machten zunehmen dem Keramikgewerbe zu schaffen, so dass das Unternehmen durch verschiedene Hände ging und umfirmiert wurde. 2006 übernahm  Ralf Müller und Martin Trenkle den Sanierungsfall. Sie führten die Handbemalung des Porzellans wieder ein und stellten 2007 auf Museumsbetrieb um. In einer Ausstellung über die Firmengeschichte können auch Produktion und Bemalung des Porzellans verfolgt werden. Die Gäste können nachverfolgen, wie die seit über 120 Jahren das Porzellan mit den Motiven „Hahn und Henne“, „Favorite“ und „Alt Straßburg“ entstehen.