Freitag, 10. November 2023

Was verbirgt sich hinter dem Eisenbahnanschluss von Schramberg?


Als in Baden 1862 die Planungen für den Bau der Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen aufgenommen wurden, versuchten die Schramberger eine Streckenführung über Hausach-Schiltach-Schramberg-Horgen-Villingen anstatt der Linienführung Triberg-Sommerau zu erreichen. Die vielen angeschlossenen württembergischen Gemeinden würden zur Rentabilität der Bahn unendlich viel beitragen. Aber die Planungen konzentrierten sich auf die Sommeraulinie d.h. über Triberg, denn die Würfel waren für diese Strecke gefallen.

Nachdem die Würfel der „großen Lösung“ gegen Schramberg gefallen waren, ging das Gescharre wegen einer Sekundärbahn los, denn die Industrie in Schramberg hatte noch keinen Eisenbahnschluss. Bittschriften, Gutachten und Befindlichkeiten der badischen und württembergischen Verwaltungen lösten sich ab, nur Schramberg bekam keinen Eisenbahnanschluss. Nur durch dem beharrlichen Einsatz des Abgeordneten Regierungsdirektor Leibbrand, der Bereitschaft eines Finanzierungsbeitrags der Gemeinde Schramberg sowie der Industriebetriebe von Schramberg war es möglich, dass die Planungen der Eisenbahn Schiltach-Schramberg 1887 begonnen werden konnten. Der Bahnhof Schiltach war leider schon so angelegt, dass ein Anschluss der Schramberger Eisenbahn nur durch einen weiteren Tunnel der Württemberger auf badischen Gebiet möglich war. Die Vorstellung einer Schmalspurbahn konnte aus Rentabilitätsgründen abgewehrt werden. Trotz der hohen Kosten des Kirchbergtunnels konnte durch Verwendung gebrauchter Schienen, nur zweiachsige Lokomotiven Kapital eingespart werden. Auch fiel die Bahnüberwachung weg, da die Höchstgeschwindigkeit der Züge nur 15 km/h betrug. 1892 konnte endlich die Einweihung der lang begehrten Eisenbahnstrecke gefeiert werden.

Was aber schon wenige Jahre nach dem Jahrhundertereignis sich abklärte, war das Provisorische dieser Stichbahn, denn die erste Begeisterung war gewichen: Eine Stichbahn, die noch von einer Nebenstrecke abzweigte, war bestenfalls eine „Tertiärbahn“. Dazu kamen kleine Lokomotiven und Wagen, geringe Geschwindigkeit während auf anderen Strecken schon riesige „Dampfrösser“ daher brausten. Diesmal war es Rudolf Linkenheil, der immer und immer wieder darauf hinwies, dass im zukünftigen und vorhandenen Eisenbahnschienennetz der Anschluss der schwergewichtigen Industriestadt Schramberg fehlte. Es gab zwei wichtige Schienenachsen nach Süden: Die Gäubahn (Stuttgart-Rottweil-Villingen) und die badische Schwarzwaldbahn (Offenburg-Triberg-Villingen), die dann gemeinsam zur Schweizer Grenze weiterführen. Hier bot sich eine Spange an, die von Loßburg (Kinzigtalbahn) über Dornhan-Seedorf nach Dunningen und von dort nach Rottweil (Gäubahn) führt. Damit wären auch der württembergische Schwarzwald und Schramberg an das Schienennetz der Bahn angeschlossen, und die „Tertiärbahn“ wäre als Durchgangsstrecke aufgewertet. Problem war nur die Tallage von Schramberg umgeben vom höheren Umland.

Der Linkenheil-Plan von 1908 sah deswegen folgende Trassenführung vor: Vom Bahnhof Schramberg gegen den Schlossberg und dessen 1 km langen Untertunnelung, Haltestelle zwischen den Vereinigten Uhrenfabriken und der Straße nach Lauterbach mit Haltestelle, dem Tösberg entlang ins Bernecktal mit einer Haltestelle Bernecktal-Teufelsküche, 1 km Tunnel unter dem Tischneck ins Kirnbachtal mit einer Haltestelle Kirnbach, obere Göttelbach, Kreuzung der Alten Steige, Bahnhof Sulgen-Sulgau, entlang dem Lienberg nach Hinteraichhalden mit Bahnhof. Von da ging es abwärts ins Eschachtal, Kloster Heiligenbronn in Richtung Seedorf mit Verbindung der Bahnlinie Loßburg-Dunningen.

Der sich abzeichnende Erste Weltkrieg hat die Pläne in der Versenkung verschwinden lassen. 1959 war das Ende des Personenverkehrs auf der Strecke Schiltach-Schramberg, 1990 nach einem Erdrutsch wurde auch der Güterverkehr eingestellt, ein Radweg gebaut und die Strecke wurde entwidmet. Auch eine Reaktivierung der Bahnstrecke 2023 ist mittlerweile vom Tisch.


Umfahrung v on Schramberg

                                                                           Eisenbahnlinie im Schwarzwald