Freitag, 3. November 2023

Was verbirgt sich hinter den Renchtal- und Kniebisbäder?

Bad Peterstal 1850

Gemeinsam ist den Renchtal- oder Kniebisbädern ihre idyllische Lage in den westlichen Tälern des mittleren Schwarzwaldes. Dabei sind sie mit ihren Quellen, trotz des nahen Ursprunges, in ihrer Zusammensetzung und Wirkung ziemlich verschieden. Sie sind alle ziemlich kühl mit ihren 8 bis 12 ° C. bis auf Bad Sulzbach, in einem Seitental der Rench, mit 22° C. Die Bäder –Antogast, Peterstal,  Freiersbach, Griesbach und Rippoldsau im Kinzigtal sind kochsalzhaltig und haben eine Beimischung von allerlei mineralischen und chemischen Stoffen, darunter Lithion, Radium, besonders Eisen und Kohlensäure und kommen damit zum Versand als Mineralwasser.

 

Bad Sulzbach wurde 1571 erstmals als Bad mit seinen Quellen erwähnt und war ab dem 18. Jahrhundert als „Fressbädle“ in aller Munde. 1929 wurde es vom Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter erworben und war bis 1968 in gewerkschaftlichen Händen. Die Gebäude wurden abgerissen und übrig blieb nur die Laurentiuskapelle. Die Heilquelle mit 21,3° C. kommt über einen Brunnen der Allgemeinheit  zu Gute.  

 

Bad Antogast, der Gesundheitsbrunnen im Tannenwald, wurde schon 1337 schriftlich erwähnt und hatte seine Blütezeit zwischen 1870 und 1914. Ab dann ging es durch mehrere Hände verfiel in den 80er Jahren und ist heute Ayurvedazentrum einer indischen Sekte mit seiner Antoniusquelle. 

 

Die Bäder Griesbach, Freiersbach, Griesbach waren schon ab dem 13. Jahrhundert für ihre Sauerbrunnen bekannt. Der Erfolg dieser beschrieb Mathias Merian im 17. Jahrhundert: „…komm zu Hülff dem Zipperlein und der Gliedsucht, machen Lust zum Essen, verzehren all Fäulniß und reinigen das Geblüt“.

 

Bad Peterstal wurde 1584 als Heilbad anerkannt und veröffentliche 1598 die erste Badeordnung. Die talaufwärts liegenden Quellen von Bad Griesbach wurden schon immer mit den Peterstaler Quellen erwähnt. Man unterschied nur die oberen und unteren Quellen oder sprach vom oberen und unteren Bad. Die „Goldene Zeit“ beider Bäder war im 19. und 20. Jahrhundert als sich der Adel bis hin zu Kaiser Wilhelm I und Geistlichkeit die Klinge in die Hand gaben.  Allerdings schränkte die Gesundheitsreform in den 90er Jahren wie in allen Bädern das Anrecht auf eine Kur für die meisten Menschen sehr stark ein. Der Kurbetrieb brach drastisch ein. Die Kurkliniken wurden durch die Krankenkassen finanziert. Aus der Kurklinik wurde ein Altenpflegeheim, das Bewegungsbad steht leer. Noch heute zeugt der Gesundheitsbrunnen der Sophienquelle von jener Zeit. Als Besonderheit galt im Ortsteil von Bad Peterstal, Bad Freiersbach, neben dem Sauerbrunnen: Die 1762 durch den Straßburger Arzt Dr Böckler durch Zufall entdeckte Schwefelquelle, die vor sich hin sprudelte und die mit der Zeit den Badebetrieb zusätzlich steigerte.

 

Die Benediktiner kannten schon im 12. Jahrhundert die Quellen von Bad Rippoldsau. Die Fürsten von Fürstenberg erließen 1579 die erste Badordnung.  Durch diese kam auch der Adel nach Bad Rippoldsau. Dies war die Zeit der „Badenfahrten“ wie in den anderen Bädern. Straßburger Bräute ließen sich im Ehevertrag pro Jahr einen Badeaufenthalt zusichern. Die Blütezeit von Bad Rippoldsau war von 1824 bis 1922 unter der Familie Göringer. Aber auch hier stehen heute Kurklinik und Bad seit Jahren leer.


Die Trinkkuren wurden aber auch zu Hause gepflegt. Schon 1657 ließ der Markgraf Wilhelm von Baden Sauerbrunnenwasser in seine Residenz bringen. Aus allen Bädern wurde das Heilwasser in Flaschen und Krügen oder Fässern abgefüllt. Dementsprechend ließ der Badbesuch nach. Industriell wurde erst der Verkauf des Mineralwassers in Bad Peterstal mit Erwin Huber, der 1926 Peterstaler Mineralwasser gründete. Erwin Winkels gründete 1935 Griesbacher Mineralwasser. 1950 folgte Schwarzwaldsprudel in Bad Griesbach. Das 1917 gegründete Freiersbacher Mineralwasser stellte 2014 den Betrieb ein. 1941 kaufte Peterstaler Mineralquellen die Kollegen aus Bad Rippoldsau. Beide Betriebe sind durch eine 16 km lange Wasserleitung miteinander verbunden.

Bad Rippoldsau 1850

Bad Griesbach 1840